1. Der
letzte Wille
Frühjahr 1991, Mountain Studios in Montreux, alleine
und im Rollstuhl zusammengesunken sitzt er da, umgeben von
einer Batterie Mikrophonen, die Kräfte haben ihn wieder
verlassen. Freddie Mercury ist im Endstadium seiner Aids-Erkrankung.
Im Kontrollraum warten die übrigen Queen-Mitglieder John
Deacon, Roger Taylor und Brian May, bis sich der Sänger
wieder erholt hat. Die Aufnahmen, so Merucurys Wunsch, sollen
auf einem letzten Album veröffentlicht werden. Obschon
die Band schon lange vom Schicksal ihres charismatischen Sängers
wusste, wurde die Öffentlichkeit erst eine Woche vor
seinem Tod davon informiert. Hinweise dagegen gaben sie schon
früh: 1985 sang Mercury Who Wants To Live Forever,
1989 beschwor er The Miracle und das letzte Album
hiess Innuendo (Andeutung), mit den Songs These
Were The Days Of Our Lives und The Show Must Go On.
Mit den
Bändern gingen dieses Jahr die drei überlebenden
Mitglieder ins Studio und spielten zu Freddies Stimme. Die
Botschaft vieler Songs ist lebensbejahend, wie zum Beispiel
It's A Beautiful Day. Mercurys letzter geschriebener Song,
A Winter's Tale und die neun weiteren Songs bilden
eine nicht immer gelungene Synthese zwischen Grüssen
aus dem Jenseits und einem Tribut der restlichen Bandmitglieder.
Das Album endet nach einer rockrigen Reprise von It's A
Beautiful Day in einem Ambient-Requiem: Stöhnen,
hallende Synthesizer, einsame Klaviere, Gitarren und ein wiederkehrender
Akkord tönen 23 Minuten lang vor sich hin und dann herrscht
plötzlich Stille.
Made
In Heaven, so der sinnige Titel des Albums, verkauft sich
nicht seiner Musik, sondern des Bandnamens wegens. Freddie
Mercurys letzter Wunsche wurde erfüllt, weitere Platten
werden nicht mehr folgen, so lautet eine Abmachung der Band.
Ganz ehrlich, was wäre Queen auch mit einem anderem Sänger,
George Michael zum Beispiel?
2. Helter
Skelter
Der Keller des EMI Records Geböudde an der Abbey
Road in London ist fast so gut gesichert wie Fort Knox, nur
lagern hier nicht die Goldreserven des vereinigten Königreiches,
sondern über vierhundert Stunden unveröffentlichter
Beatlesmusik. Die Aufnahmen lagern hiner einer Stahltür,
zu der es nur einen Schlüssel gibt, welcher wiederum
in einem Safe ruht, und nur mit dem einstimmingen Einverständnis
von fünf Personen darf dieser geöfnet werden. Es
sind dies: Lennonwitwe Yoko Ono, George Harrison, Paul McCartney,
Ringo Starr und der Direktor der EMI Records. Trotzdem - oder
gerade deswegen - erscheinen nun bis in den Sommer hinein
acht Stunden davon auf je einer Doppel CD Anthology Vol
1 - 3. Auf Anthology werden Live-Aufnahmen, Demo-Versionen
von Songs wie Strawberry Fields, Beatlesversionen von Songs,
die sie anderen Künstlern verkauften und dieverse Songs
sein, die auf unzähligen Raubpressungen erhältlich
sein. Doch wirklich neues Material wird im Keller ruhen. Ausser
der Single Free As A Bird: John Lennon nahm den Song
1980, nur mit einem Klavier begleitet auf. Fünfzehn Jahre
später überreichte Yoko Ono Paul McCartney eine
Kassette mit vier weiteren unveröffentlichten Lennon
Songs. Paul reunierte die Band und sie spielten ein Arrangement.
Spötter sprechen von der ersten nekrophilen Plattenaufnahme
der Musikgeschichte. Die voraussichtliche B-Seite der Single
- Real Love - wurde in gleicher Manier bearbeitet,
nur ist die Urfassung bereits 1988 auf Imagine - John Lennon,
dem Filmportät über den Beatle, erschienen.
3. Bis
an die Extemitäten.
Velvet Underground, nach dem gleichnamigen Sadomaso Groschenroman
benannt, quälten Ende der 60er Jahre ihre Instrumente
und das Gehör ihrer Fans. 1965 wurden sie zu Andy Wahrhols
Privatband und traten in seiner Multimediashow The Exploading
Lastic Inevitable auf. Lou Reed, Gitarrist und Sänger
und John Cale, Violine und Gesang, waren die Stars der Gruppe,
trotzdem stetzte ihnen Wahrhold für ihre erste Platte
Velvet Underground & Nico die Sängerin Nico
vor die Nase und gestaltete das Plattencover mit der abziehbaren
Bananenschale. Nicht nur die Musik, auch die Texte gingen
ins Extreme. Lou Reed erzählte die Geschichte von einem
Mann, der seine Freundin überraschen will und sich in
ein Päcken einpackt. Der Pöstler überbringt
es ihr. Sie öffnet das Paket so ungeschickt, dass sie
ihn dabei Köpft. Weitere Schocker waren damals Venus
In Furs, Heroin oder White Light - White Heat, die
unverblümt von Drogenexzessen, bisexuellen und sadomaso
Sex Orgien in der New Yorker Szene berichteten.
Die Anthologie über Velvet Underground spielt ohne jeden
Hintergedanken die Bandgeschichte noch einmal durch. Die Fünf-CD-Box
enthält die vier Alben und, diverse Live-Mitschnitte
und unveröffentlichtes Material, auch Demotapes, welche
die Songentwicklung zeigen. Ein achtundachtzig seitiges Booklet
enthält unbekanntes Fotomaterial und Hinweise zu jedem
Song.
Nach der
Trennung der Band spielten alle Mitglieder solo weiter, Lou
Reed und John Cale erfolgreicher als Moe Tucker und Sterling
Morrison. Lou Reed zählt zu den wichtigsten Rockstars,
seine spezielle Art zu musizieren beeinflusst Bands wie Pearl
Jam, Züri West oder U2. Letztere spielten in ihrer Zoo-TV
Show mit einem Video- Lou Reed dessen Song Sattelite Of
Love, Züri West übersetzten Walk On The Wild
Side in Berndeutsche. Mit dem Tod von Sterling Morrison
Mitte Oktober wurde der Schlusspunkt, zeitgleich mit der Veröffentlichung
der CD-Box gesetzt, und Lou Reed wird weitere Platten aufnehmen.
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Tracklisting
* * * * *
It's
A Beautiful Day
Made In Heaven
Let Me Live
Mother Love
My Life Has Been Saved
I Was Born To Love You
Heaven For Everyone
Too Much Love Will Kill You
You Don't Fool Me
A Winter's Tale
It's A Beautiful Day Reprise
The
Beatles Anthology 1
Tracklisting: Auswahl
Free
As A Bird
In Spite Of All The Danger
You'll Be Mine
My Bonnie
One After 909
She Loves You
Can't Buy Me Love
And I Love Her
I Wanna Be Your Man
No Reply (Demo)
Eight Days A Week (Sequence)
Eight Days A Week (Complete)
Velvet
Underground
Anthologie * * * *
Tracklisting Auswahl
Sunday Morning
Venus In Furs
I'm Waiting For My Man
Heroin
White Light, White Heat
All Tomorrow's Parites
The GIft
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Nachbetrachtung
des Artikels
Der Autor fasste den Auftrag, einen totalen Veriss von Markus
Heusser zu schreiben. Als er dem nicht Folge leistete, gabs
einen Zusammenschiss der Chefredaktorin (Kackemanze). Warum
weigerte er sich. Erstens war Heussers CD wirklich ein Schreck,
aber schon damals folgte Yves Baer der Annahme, dass ein Künstler
durch einen kompletten Veriss nicht belehrt wird, und schon
damals bezeichnete sich Yves Baer als Künstler und eine
gewisse Solidarität für das Werk des Andren war
vorhanden. Nur weil einer gläubig ist und in seinen Liedern
vom lieben Gott singt, ist das noch lange keinen Grund für
einen Veriss. Auch wenn dies an einer evangelischen Schule
sicher cool war. Noch cooler war aber, dass Yves Baer einige
Monate zuvor am Talentwettbewerb an der selben Schule seine
Kurzgeschichte Jesus' Zwillingsbruder vorgelesen hatte, welche
in der Tat einige Leute sehr, sehr verärgert hatte. Für
den Artikel über Joe Turner und Coci Bosetto kamen die
Anregungen gar aus der Leherschaft, etwas zu schreiben. Das
war so zu sagen der erste Pflichtartikel, den Yves Baer verfasst
hatte.
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