Das Warten
auf George Harrisons neues Studioalbum, dem ersten seit dem
1987er Meisterwerk Cloud Nine, dauerte lange. Sehr
lange, zumindest einer - so sagen Zyniker - hat das Warten
auf George nicht überlebt, er selbst. Waren es zuerst
die erfolgreichen Alben mit Travelling Wilburys und die Japan-Tournee
mit Eric Clapton anno 1992, welche das Album verzögerten,
so wars in der Folge das Stillhalteabkommen der Rest-Beatles,
die Anthology Serie nicht mit eigenen Solo-Alben zu
torpedieren. Seit 1996 aber spach Harrison von seinem neuen
Album und zitierte wacker Songs davon. Doch George sollte
die Veröffentlichung nicht mehr erleben. Er hatte den
Kampf gegen Krebs am 29. November 2001 verloren. Das Album
wurde von Jeff Lynne und Dahni Harrison, Georges Sohn beendet.
Brainwashed
ist ein starkes Adieu, Harrisons letztes Meisterwerk. Der
älteste Song ist Run So Far, der bereits auf Journeyman
von Eric Clapton anno 1989 erschienen ist. Bei Slowhand passte
der Song nicht so ganz auf die Scheibe, ganz anders bei Harrison.
Locker und beschwingt kommt der Opener Any Road daher,
begleitet von einer frischen Slide Gitarre. Any Road
ist eine Lektion in Zen: «If you don't know where you're
going, any road will take you there.» Vatican Blues
ist vielleicht der Beste Song, eine ironische Abrechnung mit
dem schönen Schein des Katholizismus.
Pisces
Fish, Looking For My Life und Stuck Inside A Cloud
sind wohl autobiographische Songs, die von der Krankheit und
dem Messerattentat von Ende 1999 handeln. Und was wäre
ein Harrison Album ohne die Suche nach Gott und den Sinn des
Lebens? Es wäre nur ein halbes Album, ja nicht mal eine
Single. My Sweet Lord, nach Harrisons Tod noch einmal
als CD-Single veröffenlticht, eroberte in England die
Hitparadenspitze. Waren seine Alben in den 70er Jahren stark
predigerhaft, so hat er bei Brainwashed den Bogen raus:
«God, God, God, lead us through all this mess»
singt er im Titelsong, der in einem indischen Mantra endet,
eine Coda der Erlösung, wie David Fricke vom Rolling
Stone meinte.
Welch Klasse
Gitarrist ging der Welt verloren. Der Marwa Blues ist
ein Instrumental, alles freundlich weinende Slide Gitarren.
Es ist beinahe unmöglich herauszufinden, welche Gitarren
noch von Harrison gespielt wurden, und welche Jeff Lynne und
Dahni einspielten. Überhaupt ist es Jeff Lynne gelungen,
das Album nicht zu verbocken. Es klingt zwar nach Travelling
Wilburys Vol 5, doch eben auch nach George Harrison. Gerade
beim Gitarrenspiel, das nicht geglättet wurde.
Brainwashed
ist zu schön, um ein Abschiedsgeschenk zu sein. Tröstend
und Hoffnung spendend wirken Harrisons eigene Worte: «See
you on Cloud 9». Ein Wiedersehen und -hören im
Himmel, das Freude bereiten wird.
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Tracklisting:
Any
Road
Vatican Blues Pt2 (Last Saturday Night)
Pisces Fish
Looking For My Life
Rising Sun
Marwa Blues
Stuck Inside A Cloud
Run So Far
Never Get Over You
Between The Devil And The Deep Blue Sea
Rocking Chair In Hawai
Brainwashed
Bonus
DVD
Die Bonus DVD enthält ein rund 10 minütiges EPK
über die Entsehung des Albnums. Interviewt wurden George
Harrison, Jeff Lynne und Dahni Harrisson.
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