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Ist Schweizer Qualität welttauglich?
15. Oktober 2003
Hat die SVP mit ihrer Forderung nach mehr Schweizer Qualität recht?  

Mehr Schweizer Qualität im Bundeshaus fordert die SVP. Dass sie aber ihrer Forderung - wen überrascht's - nicht nachkommt, ist augenfällig. Die Mannen von Christoph Blocher erscheinen allesamt in schönen und teuren Anzügen, die wohl kaum in der Schweiz hergestellt worden wird. Und wenn, so sind die Stoffe mit Sicherheit nicht aus Langenthal. Konsequenterweise würde mehr Schweizer Qualtität bedueten, dass die Parlamentarierinnen und Parlamentarier nicht nur Schweizer Uhren, sondern auch Schweizer Kleider tragen würden. Ergo müssten die SVP-Vertreterinnen nackt ins Bundeshaus. Eine abschreckende Vorstellung.

Dennoch ist Schweizerqualität ein passender Slogan für die Verhinderungspartei. Nirgendwo sonst sind so viele griesgrämige, ewiggestrige Neider anzutreffen. Mehr Schweizer Qualität ist auch das leidige Motto der Schweizer Tourismuswerbung. Als ob die Schweiz nur Berge und Schnee zu bieten hätte. Warum wird nicht einmal mit dem Opernhaus Zürich, dem IKRK Museum in Genf oder den Lauben in der Berner Altstadt werben? Auch die Streetparade und und die Fondation Beyeler sind keine Schande für die Schweiz. Ihr einziges Problem ist wohl, dass beim Zürcher Seebecken und in Riehen die Schneeberge fehlen.

Viel europataugliches scheint unser Land wirklich nicht hervorzubringen. Die Emissionen des Bockmists, den bürgerliche Parteien herauslassen, würden durch jede Euro-Abgasnorm fallen. Und auch die amerikanischen Normen würden nicht erfüllt werden. Schweizer Qualität eben. Der zur Zeit strengste Crash Test in der Automobilbranche ist die Euro NCAP Norm. Aufgrund ihres schlingernden Europakurses liegen für die CVP und FDP im Euro NCAP Test höchstens ein mittelmässiges Resultat Reichweite. Und wenn man sich die vergangene Legislaturperiode vergegenwärtig, in welcher vor allem Abzocker bei der ABB, Rentenanstalt oder OSEC Schlagzeilen machten, so überrascht es nicht, dass die FDP im Euro NCAP-Crashtest regelrecht abstürzt. Das Beispiel Swissair verdeutlicht, dass Schweizer Qualtität alleine nicht zum Erfolg reicht.

Wenigstens bei der Bildung ist die Schweizer Qualtität noch europatauglich. Die Schweizer Schulen sind zwar schon lange nicht mehr die weltbesten, aber gemäss PISA-Studie immer noch besser als jene Deutschlands. Mit den bilateralen Abkommen sichern sich immer mehr Schulen die europäische Anerkennung ihrer Diplome, auch wenn oft auf das amerikanische System mit Bachelor und Master gewechselt wird und die MBA-Ausbildungen in McKinsey-Kreisen modisch erscheinen. Schlussendlich bleibt einem nur noch die Feststellung, dass sogar die Uhrenindustrie etwas gegen die billigen Imitationen aus China unternimmt und die teuren Schweizer Uhren von Schweizer Firmen gefälscht werden. Doch diese Art von Schweizer Qualität ist wohl nicht im Sinne der SVP-Wahlstrategen.


Mehr Schweizer Qualität fordert die SVP.

   
Links:

www.svp.ch