Mehr Schweizer
Qualität im Bundeshaus fordert die SVP. Dass sie aber
ihrer Forderung - wen überrascht's - nicht nachkommt,
ist augenfällig. Die Mannen von Christoph Blocher erscheinen
allesamt in schönen und teuren Anzügen, die wohl
kaum in der Schweiz hergestellt worden wird. Und wenn, so
sind die Stoffe mit Sicherheit nicht aus Langenthal. Konsequenterweise
würde mehr Schweizer Qualtität bedueten, dass die
Parlamentarierinnen und Parlamentarier nicht nur Schweizer
Uhren, sondern auch Schweizer Kleider tragen würden.
Ergo müssten die SVP-Vertreterinnen nackt ins Bundeshaus.
Eine abschreckende Vorstellung.
Dennoch ist Schweizerqualität ein passender Slogan für
die Verhinderungspartei. Nirgendwo sonst sind so viele griesgrämige,
ewiggestrige Neider anzutreffen. Mehr Schweizer Qualität
ist auch das leidige Motto der Schweizer Tourismuswerbung.
Als ob die Schweiz nur Berge und Schnee zu bieten hätte.
Warum wird nicht einmal mit dem Opernhaus Zürich, dem
IKRK Museum in Genf oder den Lauben in der Berner Altstadt
werben? Auch die Streetparade und und die Fondation Beyeler
sind keine Schande für die Schweiz. Ihr einziges Problem
ist wohl, dass beim Zürcher Seebecken und in Riehen die
Schneeberge fehlen.
Viel europataugliches scheint unser Land wirklich nicht hervorzubringen.
Die Emissionen des Bockmists, den bürgerliche Parteien
herauslassen, würden durch jede Euro-Abgasnorm fallen.
Und auch die amerikanischen Normen würden nicht erfüllt
werden. Schweizer Qualität eben. Der zur Zeit strengste
Crash Test in der Automobilbranche ist die Euro NCAP Norm.
Aufgrund ihres schlingernden Europakurses liegen für
die CVP und FDP im Euro NCAP Test höchstens ein mittelmässiges
Resultat Reichweite. Und wenn man sich die vergangene Legislaturperiode
vergegenwärtig, in welcher vor allem Abzocker bei der
ABB, Rentenanstalt oder OSEC Schlagzeilen machten, so überrascht
es nicht, dass die FDP im Euro NCAP-Crashtest regelrecht abstürzt.
Das Beispiel Swissair verdeutlicht, dass Schweizer Qualtität
alleine nicht zum Erfolg reicht.
Wenigstens bei der Bildung ist die Schweizer Qualtität
noch europatauglich. Die Schweizer Schulen sind zwar schon
lange nicht mehr die weltbesten, aber gemäss PISA-Studie
immer noch besser als jene Deutschlands. Mit den bilateralen
Abkommen sichern sich immer mehr Schulen die europäische
Anerkennung ihrer Diplome, auch wenn oft auf das amerikanische
System mit Bachelor und Master gewechselt wird und die MBA-Ausbildungen
in McKinsey-Kreisen modisch erscheinen. Schlussendlich bleibt
einem nur noch die Feststellung, dass sogar die Uhrenindustrie
etwas gegen die billigen Imitationen aus China unternimmt
und die teuren Schweizer Uhren von Schweizer Firmen gefälscht
werden. Doch diese Art von Schweizer Qualität ist wohl
nicht im Sinne der SVP-Wahlstrategen.
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Schweizer Qualität fordert die SVP.
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