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Opposition und/oder Regierungsverantwortung
20. Juni 2003
Die SP zwischen Regierungsverantwortung und Opposition war das Thema der zweiten Debattierveranstaltung, die am 17. Juni im Restuarant Falcone stattgefunden hatte. Die Quintessenz des Abends lautet, dass die SP ihre Doppelrolle gut spielt, aber durchaus noch verbesserungsfähig ist. Und dass es weitere Veranstaltungen geben sollte.

Die beiden Debattierveranstaltungen (die erste hatte Mitte Mai stattgefunden), wollten die Diskussionskultur innerhalb der Partei wieder erneuern. Zugleich sollten debattierfreudige Genossinnen und Genossen geschult werden. Mit Sepp Estermann stand Jacqueline Badran, Myrtha Meuli, Davy Graf und Yves Baer auch ein harten Gegner und guter Gesprächspartner gegenüber. Die Veranstaltung begann mit den im Vorfeld aufgezeichneten zweiminütigen Videostatements der vier TeilnehmerInnen. Danach nahm Sepp Estermann mit einer feurigen Rede zum Thema Stellung. Nach der geführten Diskussionsrunde setzte sich das Podium zu den Zuschauern an den Tisch, um die begonnene Diskussion zu vertiefen.

Davy Graf plädierte für die Möglichkeit eines längerfristigen Ausstiegs aus der Regierungsverantwortung, da sich die SP der passiven Komplizenschaft mit den Bürgerlichen schuldig mache. Er begründete seine Haltung mit dem Parteiprogramm von 1982. Myrtha Meuli sah die SP als starke Oppositionspartei in sozial- und umweltfreundlichen Fragen, was aber von weiten Teilen der Bevölkerung getragen werde. In der Regierungsverantwortung müsse sie die Probleme anpacken. Jacqueline Badran fühlte sich in der Konkordanzdemokratie wohl aufgehoben, da die wahre Opposition das Stimmvolk sei. Eine Stärke des schweizerischen Systems sei, dass die Mehrheit der Bevölkerung durch Parteien, Verbände oder Vereine am politischen Prozess beteiligt sind. Yves Baer hielt nicht viel von einem Auszug aus der Regierung. Ein Ausstieg aus der Regierungsverantwortung wäre nur mit einem Systemwechsel zur repräsentativen Demokratie möglich. Sepp Estermann schlussendlich plädierte für die Beibehaltung des Status quo.

Mehr zu diskutieren gab die Frage, ob die SP mit ihren 25% - 30% Wähleranteil nicht zum Spielball bürgerlicher Politik werde. Yves Baer setzte diesem Argument die These entgegen, dass eher die FDP und CVP Spielbälle der SP und SVP seien. Ein Punkt über den man noch lange diskutieren könnte. Sepp Estermann legte Wert darauf, dass man den Staat nur mitgestalten könne, wenn man auch in der Verantwortung sei. In der Diskussion kristalisierte sich heraus, dass es viel weniger auf die Stimmanteile der SP draufankommt, sondern viel mehr auf rechtzeitige Themenbesetzung und die Stimmung, die zu den Themen erzeugt wird.


Myrtha Meuli, Josef Estermann, Yves Baer und Jacqueline Badan.



Aufmerksam lauscht Yves Baer Josef Estermanns Ausführungen.

Fotos: Erich Nussbaum Links:
http://www.spstadtzh.ch

Erschienen in:
• P.S., 2. Juli 2003

Weitere Artikel von Yves Baer, die in P.S. erschienen sind:
Ein Besuch fast wie in 1001 Nacht, P.S: Dezember 2002
Eine einfache Frage nebenbei, P.S: April 2001