Er würde
am 6. März 60 Jahre alt, Pink Floyd wären ihm eine
Nummer zu gross, begründete David Gilmour Anfang Jahr
in einem Interview das Ende der Floyds. Auf der offiziellen
Webseite von Pink Floyd bittet denn er auch darum, sämtliche
Reunionsgerüchte zu vergessen. Kurze Rückblende:
Eine der grössten Sensationen vom Londoner Live 8 im
letzten Juli war der Auftritt von Pink Floyd in Originalbesetzung
nach über 22 Jahren Streit gewesen. Vor einem Jahr war
es auch Roger Waters gewesen, der den ersten Schritt gemacht
hatte und David Gilmour zum Auftritt überreden musste.
Da sich alle angestrengt hatte, verliefen die Proben und der
Auftritt in Minne, David Gilmour schrieb Waters sogar eine
E-Mail, worin er sich für den Spass bedankt hatte. Ein
versöhnlicher Schlusspunkt unter einen Streit, der für
die Band ebenso schädlich war, wie jener unter den Beatles.
Seit dem letzen Pink Floyd Album The Divison Bell sind
nun 12 Jahre ins Land gegangen. Die Veröffentlichung
der Pulse DVD, der Konzert-DVD der nachfolgenden Tournee,
ist in den Herbst verschoben worden. Seit dem Ende der Division
Bell Tour 1995 hat sich David Gilmour fast völlig
auf seine Familie konzentriert. Neben wenigen Gastauftritten
bei befreundeten Künstlern wirkte er die letzten Jahr
über bloss in Paul McCartneys Run Devil Run-All
Star Band (1999) mit und er gab die Konzerte in der Royal
Festival Hall und beim Meltdown Festival 2002, die auf DVD
erschienen sind. Roger Waters letztjährige Anfrage, bei
Live 8 mitzuspielen, hatte er zuerst mit der Begründung
abgelehnt, dass er etwas ausser Übung wäre.
Von Kathedralen zu Villen
David Gilmour hat Recht, Pink Floyd sind eine Schuhnummer
zu gross für ihn und es erwartet auch niemand ein Floyd
Album von ihm. Und so sucht man auf On An Island vergebens
nach den grossen Floydianischen Soundkathedralen. Aber am
Training mangelt es Herrn Gilmour dennoch nicht. Als Behausung
auf einer Insel reicht eine Villa. Schon visuell sieht man,
was es geschlagen hat: statt auf ein Cover von Storm Thorgerson
zurückzugreifen, zeichnete die britische Designagentur
Blade verantwortlich. Und doch ist On An Island vom
ersten Ton an unverkennbar ein David-Gilmour-Album, wie weiland
die ohne Roger Waters eingespielten Pink Floyd Werke The
Divison Bell (1994) oder Momentary Lapse Of Reason
(1987), allerdings ohne den Bombast und Wall of Sound, den
die damaligen Produzenten Bob Ezrin bzw. Michael Kamen darübermischen
mussten. Und während sich Roger Waters aktuell mit seiner
Oper Ca Iraüber die französische Revolution
brüstet, unterstreicht David Gilmour, dass der Werbeslogan
«The Voice And Guitar of Pink Floyd» nicht gelogen
ist, denn On An Island knüpft an klassische Floyd-Alben
wie Atom Heart Mother wie an die neueren Werke wie
Division Bell.
David Gilmour zeigt sich für einmal als einfacher Songwriter,
dem nicht die Kunstwerke sondern der Song an und für
sich wichtig ist, Manche der zehn Songs auf dem Album sind
simple Songs, allesamt eingespielt mit hochkarätigen
Musikern, so greift zum Beispiel Talkmaster Jools Holland
in die Pianotasten, David Crosby und Graham Nash spielen ebenso
mit wie Co-Floydianer Richard Wright. Da die Lyrics Gilmours
Stärke nicht sind, hat wie schon bei Divison Bell
seine Frau, die Schriftstellerin Polly Samson die Texte verfasst.
Pink Floyd sind Geschichte - und das ist gut so. Das enttäuscht
keine Erwartungen, erfüllt aber Wünsche: wie Davids
Gitarrensolo bei This Heaven, seine Slidegitarre bei
Smile oder das verträumte Titelstück On
An Island. David Gilmour hat ein entspanntes und schönes
Album veröffentlicht, das trotz seiner Schönheit
gegen Ende etwas gar zu entspannt dahinplätschert.
Auch ohne Pink Floyd ganz gut im Strumpf, David Gilmour. Bild:
Polly Samson, david-gilmour.com
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Tracklisting
Castellorizon
On An Island
The Blue
Take A Breath
Red Sky At Night
This Heaven
Then I Close My Eyes
Smile
A Pocketful Of Stones
Where We Start
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