Musicus
Von Palästina nach Texas
1. Augsut 2006
T-Bone Burnett wird zurecht vom wohl sortierten Plattenhandel empfohlen. Und bei der Bissigkeit der Songs fragt man sich, wie viele Freunde Dubya Bush eigentlich hat. Bewertung * * * * *

Es lohnt sich immer wieder, sich auf die Spezialempfehlungen seines Plattenhändlers einzulassen. Diesmal kam Rock On Ruedi mit The True False Identitiy von T-Bone Burnett angezwazelt. Ohne Nachdenken vom Autoren gekauft und für gut befunden. Bloss mit der Rezension war's so ne Sache, die sich nicht selber unter der Sommerhitze schrieb, und dann sich auch nicht selbst online schaltete. Denn erschienen ist die Platte schon im Frühsommer.

T-Bone Burnett ist ja kein Unbekannter, schliesslich spielte er schon mit Elvis Costello in der Band. Damals, als sich der bärtige Elvis zum König der vereinigten Staaten deklariert hatte. Und irgendwie erinnert das Album auch an Elvis Costello. Weniger an The Delivery Man von 2004, sondern an das 2002er-Album When I Was Cruel. Dieselbe raue Stimmung und Ungeschliffenheit der Songs kommt einem aus den Boxen entgegen.

Willkommen im Zombieland
Kein Wunder, schon der Titel von der wahren falschen Identität verspricht einiges. Und der zweite Song Palestine Texas schmeichelt einem noch mehr. Burnett, eher für die alte Americana und Blues bekannt, hat allen Grund, politisch zu sein. Und so erhält Präsident Bush eine volle Breitseite: «Präsidenten kommen und Präsidenten gehen, sie steigen wie Rauch auf und fallen wie Schnee. Glaubst du die Dinge, die sie sagen? Deine abgehobenen Gedanken sind vollgestopft mit Heu (…) Diese Version der Welt wird nicht lange bleiben, sie ist bereits passé». Ob soviel Bushbashing ist man schon fast versucht, den lieben Freund Christoph Brunner von Radio 24 zu zitieren, der über die Platte schrieb: «Wenn wir hier drüben so gute Platten wie The True False Identity bekommen, dann darf der Knallkopf aus Texas gerne noch ein wenig Präsident sein». Man ist versucht, dies zu zitieren. Denn die Aussage ist doof, weil jeder Tag, an dem Bush Präses ist, ein Tag zu viel ist. Auch wenn man vielleicht ein paar gute Alben weniger erhalten würde. Dennoch erscheint der Eindruck, dass die USA zurzeit ein Zombieland sind, gerechtfertigt zu sein. Passend, dass der Burnett denselbigen Titel für seinen Opener verwendet hat und einen weiteren amerikakritischen Song Fear Country genannt hat.

The True False Identity wird auf jeden Fall ziemlich weit oben im Jahresranking des Autoren stehen. Grund dafür sind die ersten zwei Songs: Zombieland und Palestine Texas. Ersteres stampft und synkopisiert. Und das Gitarrensolo kommt dermassen italienisch daher, dass man sich in einen Garten am Golf von Neapel versetzt fühlt. In Palestine Texas klingt die Gitarre wie ein Maschinengewehr, während Burnetts Gesang an Eminem mahnt, obwohl der ganze Song gut auf Elvis Costellos When I Was Cruel gepasst hätte. Und an Dubya Bush gewandt meint Brunett: «Präsidenten kommen und Präsidenten gehen, sie steigen wie Rauch auf und fallen wie Schnee. Glaubst du die Dinge, die sie sagen? Deine abgehobenen Gedanken sind vollgestopft mit Heu (…) Diese Version der Welt wird nicht lange bleiben, sie ist bereits passé». Burnett, bekennender Christ, erlaubt sich, George Bush nicht nur politisch sondern auch aus Sicht des Gläubigen zu kritisieren. Das Thema Glauben behandelt T-Bone Burnett dann in Everytime I Feel The Shift, in welchem die Schlusszeile «We’re marching up to Zion, the beautiful city of God» schon fast wie ein Bluesmantra daher kommt.

T-Bone Burnett hat mit Jim Keltner und Marc Ribot bekannte Mitmusiker um sich versammelt. Ribot ist Tom Waits Hausgitarrist, Keltner spielte schon für McCartney und Eric Clapton. Innerhalb von vier Wochen war das Album eingespielt gewesen. Um den auffallenden Sound hinzukriegen, mischte Burnett, der neben Soundtracks wie O Brohter where Art Thou? Auch schon Costello und Cassandra Wilson, KD Lang oder The Wallflowers produziert hatte, noch ein weiteres Jahr.In der Mitte hängt das Album ein wenig durch, was eine bessere Bewertung verhindert. Gegen Schluss kriegt T-Bone Burnett den Bogen wieder hin. Akkustischer Blues, vielschichtige Musik und die intelligenten Texte machen die Platte emfpehlenswert. Rock On Ruedi hatte wieder einmal recht.



T-Bone Burnett, der nette, bissige Onkel von nebenan. Bild: sonybmg.de

Tracklisting

Zombieland
Palestine Texas
Seven Times Hotter Than Fire
There Would Be Hell To Pay
Every Time I Feel The Shift
I'm Going On A Long Journey Never To Return
Hollywood Mecca Of The Movies
Fear Country
Baby Don't You Say You Love Me
Earlier Baghdad (The Bounce)
Blinded By The Darkness
Shaken Rattled And Rolled

 

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Links:
http://www.tboneburnett.com
 
   

 

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