Seine jüngste Transformation zum Kunstrocker hat sich bereits mit dem Musical POEtry und seinem vor einem Jahr erschienen Album The Raven vollzogen. Der intime Abend mit Lou Reed, wie sein Zürcher Konzert im vergangenen Mai angekündigt worden war, entpuppte sich als veritables Rockmenuett: Rock-Gitarren ergänzten sich mit E-Piano und Cello und Reed kontrastierte seinen Sprechgesang mit dem Opernsänger Anthony. Animal Serenade ist nicht das erste Livealbum von Lou Reed, doch wie 78er Doppelalbum Take No Prisoners, ist es eine Momentaufnahme von der in erster Linie die Konzertbesucher profitieren.Da Lou Reed seine Songs live noch perfektioniert (Set The Twilight Reeling) oder umarrangiert (Advice aka Sweet Jane), sind seine Livealben mehr als nur eine Ergänzung in seinem Werk.

Das elegische Street Hassle, mit einem feurigen Cellosolo, schlägt die musikalische Brücke zu Heroin und Venus in Furs. Zeitlose Songs, die keineswegs angestaubt sind. Erstaunlich entspannt wirkt dafür Sunday Morning, während dem es keinen Unterschied macht, ob Moe Tucker im Original oder Lou Reed anno 2003 All Tomorrow’s Parties singt. Animal Serenade ist kein live eingespieltes Best of Album, obwohl The Day John Kennedy Died, Men Of Good Fortune und Ecstasy Perlen in Reeds Werk sind. Einsamer Höhepunkt ist die kalte Schauer erzeugende Rezitation von Edgar Allan Poes Gedicht The Raven. Lou Reed ist ein Fetischist reinen Klangs und so überrascht es nicht, dass die Aufnahmequalität, die unterkühlte Stimmung aus dem Konzertsaal in die Stube transformiert. Schade ist nur, dass man beim Hören der CD die Darbietungen von Master Ren, Lou Reeds Tai Chi Lehrer, nicht sehen kann.

Le Bataclan 72
Das Dokument einer quasi Reunion von Velvet Underground ist das Anfang Jahr beim kleinen Pilot Label erschiene Album Le Bataclan 72: Lou Reed, John Cale und Nico traten gemeinsam im Pariser Club Bataclan auf. Das Set beinhaltet zumeist akusitische Neuinterpretationen von Velvet Underground Klassikern wie Waiting For The Man, Heroin, Femme Fatale oder I’ll Be You Mirror. Sowohl Reed mit Berlin und Wild Child, Cale mit Ghost Story und Nico mit No One Is There präsentierten Songs ihrer damals noch jungen Solokarriere. Das zweite in London geplante Konzert war nie zustande gekommen und so sollte es noch zwei Jahrzehnte dauern, bis sich Velvet Underground für eine letzte Tournee vereinigen würden.

Lou Reed
Animal Serenade
Lou Reed, Animal Serenade, Sire/Reprise, 9362 48698-2

Lou Reed, John Cale & Nico
Le Bataclan 72
Pilot Records

Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk