Musicus
Benefiz zwischen Che und Skelett
18. Juni 2005
Zum elften Mal besuchte der Autor ein Konzert von Stephan Eicher. Die Erwartungen waren hoch, denn Eicher spielt am liebsten in kleinen Bars. Die Erwartungen wurden erfüllt. Bewertung * * * * *

Stephan Eicher zog mit einer akkustischen und elektrischen Gitarre bewaffnet und begleitet von seinem Apple G4 Musikdroiden, um das finanziell klamme El Lokal am Ufer der Sihl zu retten. Betritt man das kleine El Lokal, fallen fühlt man sich gleich wohl. An den Wänden hängen allerlei Bilder von Che Guevara, der auch mal das Gesichtszüge von Elvis trägt, aber auch französische Weltkarten und allerlei südamerikanische Tabakwerbung. Und von der Decke lächelt ein übergrosses Skelett. Die Bühne in eine Ecke gequetscht ist kaum grösser 10 m2. Ein Lokal, das ganz nach dem Geschmack Stephan Eichers ist. Man ist an die Bilder seines Tourfilms Guarda e Passa von 1994 erinnert. Während Eicher sein Equipment aufbaut, tritt Regula Begert, die zur Zeit Bier zapft im El Lokal, auf die Bühne und übergibt ihm ein Exemplar der DVD Züri West - am Blues vorus, den sie mit Anina Furrer gedreht hat und worin auch Stephan Eicher zu Wortk kommt.

Der Soloauftritt mit Gitarre und Laptop gehörte schon während der Taxi Europa Tour im Mittelteil des Sets. Stephan Eicher alleine mit seiner spartanischen Ausrüstung füllt die Bühne nicht ganz aus. Doch schon mit den ersten Tönen von Two People In A Room wird klar, dass der Sound dem einer Band ebenbürtig ist. Eicher ist -nicht bloss mit diesem Song von 1985 - back to the roots, Anfang der 80er-Jahre trat Eicher Solo mit einer Armada von Synthesizern auf. Der Laptop hat diese ebenso wegrationalisiert, wie er momentan die Band ersetzt. Und so klingt die akkustische Gitarre mal wie ein Piano und dann wie eine elektrische. Um die Backvocals zu erzeugen, sang Eicher ein Gitarrenmikrofon.

Am besten ist Stephan Eicher immer zwischen den Tourneen, die ein Album zu promoten haben, wenn er freie Hand hat, was und wie er spielen will, die Backstage Konzerte von 1997 oder die Lost & Found Tour von 2001 zeigen dies deutlich. Und so beinhaltete das Programm mit den Chansons Bleus, Combien de Temps und Story Backward Told einige Songs aus den 80er Jahren, Des Hauts Des Bas tauchte zum x-ten Mal umarrangiert im Set auf und Déjeuner en Paix gefiel durch seine minimalistische Instrumentierung.

Mit Swim To America und On Nous A Donné spielte Eicher bloss zwei Songs ab seinem letzten Album Taxi Europa. Dafür räumte er den Mundartsongs einen grossen Platz ein: Campari Soda, Franz Hohlers Deserteur, Polo Hofers Rosmarie und I und selbstverständlich Mani Matters Hemmige. Bei letzterem forderte er das Publikum auf, in den 26 Songs mitzumachen, zu schreien, klatschn und sich an unanständigen Orten zu halten. Und rätselte danach, ob diese Bemerkung nun sexisitsch oder geographisch war.

 

 

   
Links:
www.ellokal.ch
www.stephaneicher.com
 
   

Dossier Stephan Eicher:

Artikel...

Das Taxi stoppt in der Stube (Tour Taxi Europa CD & DVD, 2004)
Putain, l'européain chante au DRS 3 (Promokonzert für Taxi Europa, 2003)
Eine einfache Frage nebenbei (Stephan Eicher spielt für Kofi Annan, 2001)
Keltische Campari Sodas (Louanges, 1999)
1000 Vies (1000 Vies, 1996)
Des Hauts Sans Bas (Carcassonne, 1993)

... und Fotos:
• Stephan Eicher live im El Lokal, Zürich, 17. Juni 2005
Fotostrecke Stephan Eicher live im Radiostudio Zürich, Juni 2003