JH: Bei
Patent Ochsner könnte man schon beinnahe von «Volksmusik»
sprechen. Live gibts kaum einen Song, bei dem nicht
hunderte mitsingen. Stört dich dies manchmal?
Das ist für mich ein Kompliment. Menschen die singen,
denen gehts gut.
Hindert das nicht die künstlerische Entfaltung, wenn
die Songs Allgemeingut werden?
Früher habe ich oft versucht, Songs für mich neu
zu entdecken, indem ich sie anders interpretiert habe. Da
hats mich eine Zeitlang auch gestresst, wenn hunderte
Ichs mir entgegen gesungen haben. Mittlerweile bin ich da
einiges relaxter.
JH: Geht man mit Eurem Status anders an ein neues Album
als früher. Denkt man oft an die Livetauglichkeit?
Nein, die Liveumsetzung hat bei der Arbeit an einer Platte
nichts verloren. Ein Song in seiner anfänglichen skizzenhaften
Form, der verlangt nach etwas anderem.
JH: Du hast in der Vorproduktion das ganze Album zuhause
eingespielt...
Es war von Anfang an klar, dass es sehr klare in sich geschlossene
Song sein würden. Ich wollte darum nicht drei Monate
im Übungsraum an den Songs rumficken. Ich habe sie in
rudimentärster Form zuhause aufgenommen, CDs gemacht
und an die Band verteilt. Später sind wir ins Studio
und haben den Song zwei- drei Mal zusammen gespielt und aufgenommen.
JH: Ist die Zentrierung auf dich seit dem Ausstieg von
Resli, Böbu und Fruschi nicht stärker geworden?
Doch schon. Diese Entwicklung hat natürlich schon während
Trybguet stattgefunden. Während ich meine Soloscheibe
gemacht habe sind die drei ausgestiegen, neue Mitglieder sind
gekommen. Patent Ochsner waren früher basisdemokratischer
organisiert.
YB: Hand aufs Herz, was ist eigentlich damals vorgefallen?
Es gibt ja verschiedene Versionenüber 1998.
Nach Stella Nera haben wir bei einer Aufführung
der Schwarzen Spinne am Zürcher Neumarkt Theater
mitgewirkt und es gab die Live-CD Wildbolz & Süsstrunk.
Danach wollten alle ausser mir ein Jahr Pause. Ich hatte neues
Material! Vor allem Resli Burri wollte Zeit für seine
anderen Projekte haben. Deshalb hab ich die Songs solo
eingespielt. Danach hat es sich so ergeben, dass die beiden
anderen auch nicht mehr in Band zurück wollten.
JH: Beim letzten Album hast du gesagt, du würdest
dich wohl fühlen, weil die Band als deinen Klangkörper
nutzen kannst. Ein Klangkörper tönt aber nur, spielen
tut jemand anders.
Eine Band ist immer ein Klangkörper. Wenn du eine musikalische
Vorstellung hast, dann musst du versuchen, diese mittels Klangkörper
umzusetzen.
YB: Ist es eigentlich kein Problem, Songs von deiner Soloplatte
mit der Band zu spielen. Andere Musiker trennen da strickt.
Das ergibt sich, wenn man das Repertoire für eine Tour
vorbereitet. Auf einmal kommt einer aus der Band und sagt:
«Ich würde den Song Honigmelonemond gerne
wieder mal spielen.»
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Die Autoren
mit Büne Huber: Jonas Hoskyn,(schreibt fürs RockStar
und die BAZ), oben, und Yves Baer, unten
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YB: Ein
anderes Thema: Früher hast du jeden Song gemalt, und
hattest sogar mal eine Ausstellung. Mir wurde gesagt, momentan
liege das ein bisschen auf Eis. Hast du aufgehört?
Mein Atelier ist in der Nähe des Studios, in dem wir
aufgenommen haben. Während den Sessions hab ich dort
übernachtet und in der Regel am Morgen gemalt. Da ist
aber nicht viel Schlaues raus gekommen.
YB: Stephan Eicher hat von sich gesagt, er denke in Bildern.
Du auch?
Stark sogar. Wenn ich erzähle, wie ich zuhause an den
Songs gearbeitet habe, mit Küchenmaterialen als Schlagzeug,
dann kommen auf der Stelle Bilder.
YB: Deine Lyrics sind ja oft sehr bildhaft. Ich denke da
nur mal an die Kirchenfensteraugen der Venus von Bümpliz...
Das neue Material ist nicht so bildhaft, wie ich das auch
schon gemacht habe. Die Bildhaftigkeit eines Textes wie derjenige
der Venus steht in direktem Zusammenhang mit der Malerei.
YB: Du bist nicht der einzige Musiker, der malt. Was ist
die Verbindung von Malerei und Musik?
Wahrscheinlich ist es so, dass schöpferische Menschen
oft mehr als ein Ventil brauchen. Für mich ist Musik
ohne Malerei oder umgekehrt nicht denkbar.
YB: Entsteht ein Song eher aus Melodien oder aus Bildern?
Die entstehen meistens unterwegs mit der Band in der Garderobe
oder im Hotelzimmer. Irgendwann sammelst du unterwegs irgendwelche
Geschichten. Einmal hab ich in der Fernsehwerbung gehört:
«Der Monat Mai, der Monat der Mundhygiene.» I
bi verreckt! Aus solchem Quatsch wachsen Gedanken.
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Das Dossier
über Patent Ochsner enthält:
Artikel:
- Lauwarmes Gemüse
(2005, Liebi Tod & Tüüfu)
- Fast schon ein Klassiker
(2005, Patent Ochsner Songbuch)
- Brachliegendes
Treibgut (2003, Trybguet)
Fotos:
- Bilder vom
Interview mit Büne Huber (2005, Liebi, Tod &
Tüüfu Promotion)
- Salomon Röschti
& His Bollas (Das Comeback Konzert der Ochsner vom26.
Juni 2002)
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