Musicus
Von Musik und Malerei
20. September 2005
Büne Huber malt seine Songs. Während den Aufnahmen zu Liebi Tod und Tüfu übernachtete er in seinem Atelier und malte am Vormittag. Das RockStar Magazine traf den Patent Ochsner Frontmann und sprach mit ihm über Malerei und den Status der Ochsner.

JH: Bei Patent Ochsner könnte man schon beinnahe von «Volksmusik» sprechen. Live gibt’s kaum einen Song, bei dem nicht hunderte mitsingen. Stört dich dies manchmal?
Das ist für mich ein Kompliment. Menschen die singen, denen geht’s gut.
Hindert das nicht die künstlerische Entfaltung, wenn die Songs Allgemeingut werden?
Früher habe ich oft versucht, Songs für mich neu zu entdecken, indem ich sie anders interpretiert habe. Da hat’s mich eine Zeitlang auch gestresst, wenn hunderte Ichs mir entgegen gesungen haben. Mittlerweile bin ich da einiges relaxter.

JH: Geht man mit Eurem Status anders an ein neues Album als früher. Denkt man oft an die Livetauglichkeit?
Nein, die Liveumsetzung hat bei der Arbeit an einer Platte nichts verloren. Ein Song in seiner anfänglichen skizzenhaften Form, der verlangt nach etwas anderem.

JH: Du hast in der Vorproduktion das ganze Album zuhause eingespielt...
Es war von Anfang an klar, dass es sehr klare in sich geschlossene Song sein würden. Ich wollte darum nicht drei Monate im Übungsraum an den Songs rumficken. Ich habe sie in rudimentärster Form zuhause aufgenommen, CDs gemacht und an die Band verteilt. Später sind wir ins Studio und haben den Song zwei- drei Mal zusammen gespielt und aufgenommen.

JH: Ist die Zentrierung auf dich seit dem Ausstieg von Resli, Böbu und Fruschi nicht stärker geworden?
Doch schon. Diese Entwicklung hat natürlich schon während Trybguet stattgefunden. Während ich meine Soloscheibe gemacht habe sind die drei ausgestiegen, neue Mitglieder sind gekommen. Patent Ochsner waren früher basisdemokratischer organisiert.

YB: Hand aufs Herz, was ist eigentlich damals vorgefallen? Es gibt ja verschiedene Versionenüber 1998.

Nach Stella Nera haben wir bei einer Aufführung der Schwarzen Spinne am Zürcher Neumarkt Theater mitgewirkt und es gab die Live-CD Wildbolz & Süsstrunk. Danach wollten alle ausser mir ein Jahr Pause. Ich hatte neues Material! Vor allem Resli Burri wollte Zeit für seine anderen Projekte haben. Deshalb hab’ ich die Songs solo eingespielt. Danach hat es sich so ergeben, dass die beiden anderen auch nicht mehr in Band zurück wollten.

JH: Beim letzten Album hast du gesagt, du würdest dich wohl fühlen, weil die Band als deinen Klangkörper nutzen kannst. Ein Klangkörper tönt aber nur, spielen tut jemand anders.
Eine Band ist immer ein Klangkörper. Wenn du eine musikalische Vorstellung hast, dann musst du versuchen, diese mittels Klangkörper umzusetzen.

YB: Ist es eigentlich kein Problem, Songs von deiner Soloplatte mit der Band zu spielen. Andere Musiker trennen da strickt.
Das ergibt sich, wenn man das Repertoire für eine Tour vorbereitet. Auf einmal kommt einer aus der Band und sagt: «Ich würde den Song Honigmelonemond gerne wieder mal spielen.»

Die Autoren mit Büne Huber: Jonas Hoskyn,(schreibt fürs RockStar und die BAZ), oben, und Yves Baer, unten

Büne Huber im Gespräch. (Foto: rollingstone.com)

YB: Ein anderes Thema: Früher hast du jeden Song gemalt, und hattest sogar mal eine Ausstellung. Mir wurde gesagt, momentan liege das ein bisschen auf Eis. Hast du aufgehört?
Mein Atelier ist in der Nähe des Studios, in dem wir aufgenommen haben. Während den Sessions hab ich dort übernachtet und in der Regel am Morgen gemalt. Da ist aber nicht viel Schlaues raus gekommen.

YB: Stephan Eicher hat von sich gesagt, er denke in Bildern. Du auch?
Stark sogar. Wenn ich erzähle, wie ich zuhause an den Songs gearbeitet habe, mit Küchenmaterialen als Schlagzeug, dann kommen auf der Stelle Bilder.

YB: Deine Lyrics sind ja oft sehr bildhaft. Ich denke da nur mal an die Kirchenfensteraugen der Venus von Bümpliz...
Das neue Material ist nicht so bildhaft, wie ich das auch schon gemacht habe. Die Bildhaftigkeit eines Textes wie derjenige der Venus steht in direktem Zusammenhang mit der Malerei.

YB: Du bist nicht der einzige Musiker, der malt. Was ist die Verbindung von Malerei und Musik?
Wahrscheinlich ist es so, dass schöpferische Menschen oft mehr als ein Ventil brauchen. Für mich ist Musik ohne Malerei oder umgekehrt nicht denkbar.

YB: Entsteht ein Song eher aus Melodien oder aus Bildern?
Die entstehen meistens unterwegs mit der Band in der Garderobe oder im Hotelzimmer. Irgendwann sammelst du unterwegs irgendwelche Geschichten. Einmal hab ich in der Fernsehwerbung gehört: «Der Monat Mai, der Monat der Mundhygiene.» I bi verreckt! Aus solchem Quatsch wachsen Gedanken.



 
   

Links:
www.patentochsner.ch
www.rockstar.ch
www.4thtimearound.com

Das Dossier über Patent Ochsner enthält:

Artikel:
- Lauwarmes Gemüse (2005, Liebi Tod & Tüüfu)
- Fast schon ein Klassiker (2005, Patent Ochsner Songbuch)
- Brachliegendes Treibgut (2003, Trybguet)

Fotos:
- Bilder vom Interview mit Büne Huber (2005, Liebi, Tod & Tüüfu Promotion)
- Salomon Röschti & His Bollas (Das Comeback Konzert der Ochsner vom26. Juni 2002)