Mehr
noch als David Gilmour ist Roger Waters Pink Floyd. Auch wenn
er vier Soloalben veröffentlicht hat, wird er zurecht
als Kopf von Pink Floyd gehandelt. Seine Musik geht weniger
ans Herz wie Gilmours Songs nach Waters Ausstieg von Pink
Floyd. Deshalb konnte man einen kopflastigen Abend erwarten.
Punkto Show kriegt Roger Waters die Bestnote, was er an Filmmaterial,
Bühnenbild fliegenden Astronauten und dem fliegenden
Schwein zu bieten hatte, ist seiner würdig.
Besonders das Bühnenbild gilt es zu erwähnen. Ein
Standbild mit einer Whiskyflasche, einem vollen Glas vor einem
alten Radio, auf welchem ein Modell eines Kampffliegers aus
dem 2. Weltkrieg liegt. Dieses Bild ist beleuchtet, während
die Leute ins Hallenstadion strömen, während aus
den Boxen Bob Dylan dröhnt. Punkt 19.45 Uhr wechselt
die Musik auf alten Rock'n'Roll und das bisherige Standbild
wird animiert, es beginnt Zigarettenrauch aufzusteigen. Von
Zeit zu Zeit greift eine Hand ins Bild und schnippt Asche
in den Aschenbecher oder sucht einen anderen Sender.
Spulen
durch's Programm
Musikalisch stimmte zu Beginn noch nicht alles ganz überrein,
Waters Stimme wirkte brüchig und ging in den leiseren
Teilen gar fast unter. Zudem war der Bass zu stark abgemischt,
was sich weniger im Vibrieren der Stühle denn im überschlagenden
Sound widerspiegelte. Man kommt nicht umhin zu sagen, dass
Waters das Standardprogramm fast lustlos absolvierte. Shine
On You Crazy Diamond und Wish You Were Here weckten
keinerlei Emotionen. Zwar liefen bei Set The
Controls For The Heart Of The Sun und Shine On...
Bilder von Syd Barret auf der Leinwand, aber kein Wort
des Gedenkens an Syd Barret äusserte Waters.
Richtig
ins Element kam die Band erst, als es in die zweite Hälfte
des erten Teil ging, und Waters seine politischen Songs wie
The Fletcher Memorials Home oder ganz eindrücklich
Pigs On The Wing inszenieren konnte. Im alten Bildmaterial
von Fletcher Memorial Home hängt nun neben Reagan,
Thatcher nun Saddam, George W. Bush und Osama Bin Laden. Mit
Leaving Beirut präsentierte Waters einen neuen
Song, dessen Quintessenz ist, dass die Briten und Amerikaner
nun selbst Eroberer wie Dschingis Kahn wurden und er als einfacher
Mensch nie mehr seine kollektiv aufelandene Schuld den Menschen
in Libanon gegenüber gut machen könne. Mehr als
der Text überzeugte die visuelle Umsetzung des Songs.
Andy Fearwather Low trug einen Cowboyhut. Im Hintergund war
der Song als schwarzweisser Comicstrip mit Roger Waters als
Hauptfigur zu sehen. Die Sprechblasen zeigten, egal wo man
im Raum sass, auf die singenden Personen.
Mond
einfach und zurück
Nach einer Viertelstunde Pause ging die Inszenierung von Dark
Side Of The Moon los. Ton für Ton spielten die Musiker
das Album nach. Das ist einerseits gut so, bei einer Mozartsymphonie
wird auch nicht interpretiert. Dennoch hätte Roger Waters
seinen Mitmusikern ein wenig mehr Interpretationsfreiheit
geben können, so wie das David Gilmour oder Eric Clapton
tun. Dark Side gewinnt durch seine multimediale Umsetzung
noch an Kraft. Immer wieder tauchte das Bild des Mondes auf.
Beim Greatest Gig In The Sky kriegte man das Gefühl,
als ob die Sängerin den Mond anheulen würde. Am
Ende des Albums leuchtete eine Laserpyramide über den
Köpfen des Publikums auf, die sich mit dem verklingen
des letzten Tones in die Visualisierung der Plattenhülle
verwandelte. In die linke Saalhälffte leuchtete der weisse
Lichtstrahl, in die rechte der Regenbogen, danach drehte die
Projektion.
Nach Dark
Side Of The Moon kam das Zugabenset, bei welchem das
Album The Wall im Zentrum Stand: Another Brick
In The Wall Pt. 2, Vera, Bring The Boys Back Home und
dann als einlullender Abschluss Comofortably Numb. Noch
einmal lebte Roger Waters als Pazifist auf: Bring The
Boys Back Home zeigte Bilder aus Israel während
die Drums den überflüssigen und sinnlosen Bombenfall
darstellten. Bei Another Brick In The Wall zeigte
die Bildanimation die Berliner Mauer, die dann auch fiel,
den Abschluss bildeten Bilder der israelischen Schutzmauer
das Bildmaterial. Mit Comfortably Numb hat sich Roger
Waters den Abschluss ein wenig versalzen, denn es war der
falsche Schlusspunkt, weil man total eingelullt wurde. Run
Like Hell oder Arnold Layne hatten zum Abschluss
nochmals gerockt. So aber fragt man sich nach der Aussage
der Show: Man protestiert zwar, dass die Jungs nach Hause
sollten, aber danach lässt man sich in seinem Nest einlullen.
Das Zürcher
Konzert war der Auftakt der Europatour. Roger Waters bedankte
sich beim Publikum und stellte fest, dass er keinen besseren
Start hätte erwischen können. Die optische Schau,
das Bühnenbild am Anfang und die Comicumsetzung in Leaving
Beirut geben ihm die Note 6. Das Abspulen der Greatest Hits
und lassen diese Note auf eine Fünf schrumpfen. Dennoch,
für einen, der Konzerte hasst, war es eine verdammt gute
Show.
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Setliste
In
The Flesh
Mother
Set The Controls For The Heart Of The Sun
Shine On You Crazy Diamond
Have A Cigar
Wish You Were Here
Gunners Dream
Fletcher Memorial Home
Perfect Sense
Leaving Beirut
Pigs On The Wing
Speak To Me
Breathe
Time
The Greatest Gig In The Sky
Money
Us And Them
Any Color You Like
Brain Damage
Eclipse
The Happiest Days Of Our Lives
Another Brick In The Wall
Vera
Bring The Boys Back Home
Comfortably Numb
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