1920 wurde in Sanremo das osmanische Reich von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges aufgeteilt, im April quält sich jeweils die Radsportelite von Mailand kommend beim berühmtesten Frühjahrsklassiker über den Poggio ans Mittelmeer, 2008 hatte Fabian Cancellara die Primavera gewonnen. Seit 1951 findet in Sanremo das älteste europäische Musikfestival statt. Es stammt aus einer Zeit, als Schlager noch kein Schimpfwort war, sondern von Musikern stolz vorgetragen wurden, anstatt versteckt in der volksdümmlichen Scheune playback in die Stuben der Blocherfans geschunkelt zu werden.

Das Festival ist untrennbar mit Salvatore Cutugno verbunden, der aus Anlass seiner 15 Teilnahme das CD/DVD-Set «15» veröffentlicht. Toto Cutuguno gilt als der ewige Zweite. Fünfmal Zweiter, einmal Dritter, zweimal ViIerter und einmal Fünfter. Selten irrte eine Jury mehr denn mit diesem 5. Platz von 1983: denn der verschmäte Song sorgte für Begeisterungsstürme im Publikum und gilt weltweit neben Paolo Contes «Azzurro» und Domenicos Modungos «Volare», dem Siegertitel Sanremos von 1958, als das italienische Canzone schlechthin: Die Rede ist von «L’Italiano».

«15» versammelt die 15 Sanremo-Hits von Toto Cutugno, darunter «Solo Noi», «L’Italiano» und «Serenata» mit der unsterblichen Zeile affaciati alla finestra amore mio, die Jovanotti 1994 in seinem «Serenata Rap» zitierte. Doch Cutugno ist nicht nur Sanremo, und so fehlen seine Klassiker «Insieme 1992», womit er 1990 den Grand Prix Eurovision gewann, aber auch die französischen Chansons «En Chantant» und «L’Eté Indien», die er für Michel Sardou und Joe Dassin geschrieben hatte. Nichts desto Trotz gilt auch bei dieser Kompilation: Lasciate lui cantare con la chitarra ai mano, lasciate lui cantare è un Italiano, un Italiano vero.

Ergrauter Latinlover, überzeugt Toto Cutugno auch heute noch.

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