Veredler im Geiste des Blues und Souls
28. August 2013
Billy Preston spielte mit einigen der grössten Musiker des 20. Jahrhunderts, zeitweise prägte er ihre Musik mit.  


Wie jeder Dreijährige setzte sich 1949 auch William Everett Preston auf den Schoss seiner Mutter. Doch anstatt einer Geschichte zu lauschen, spielte er Klavier. Im selben Jahr zog seine Familie von Houston in Texas nach Los Angeles. Billy war ein Wunderkind, wäre er weiss gewesen, ihm wäre wohl eine Karriere als Konzertpianist offen gestanden. Als Sechsjähriger spielte in den Gottesdiensten auf der Orgel, als Zehnjähriger begleitete er Mahalia Jackson. Als Elfjähriger trat er in Nat King Coles Fernsehshow auf. Damit waren Billys musikalische Welten vorgespurt. Berühmt wurde er in der Rockmusik, zeitlebens veröffentlichte auch geistliche Musik.

1962 nahm Little Richard den 16-jährigen in seine Band auf. Bei einem Konzert in Liverpool lernte er die Beatles kennen. Zurück in den USA nahm ihn Sam Cooke, sein wichtigster Mentor, unter die Fittiche. Auf Cookes «Night Beat» Album spielte Preston die Hammond-Orgel. Danach ermöglichte ihm Cooke, sein erstes Album «16 Yr Old Soul» aufzunehmen. Zwei Jahre später folgte der Nachfolger «The Most Exciting Organ Ever». Zum Katalysator in Billy Prestons Karriere wurde 1967 das Engagement in der Band von Ray Charles.

Ordnungsfaktor im Trennungschaos
George Harrison besuchte im Januar 1969 das Londoner Konzert von Ray Charles und bat danach Billy, mit ins Studio zu kommen. Seit Monaten waren die Beatles zerstritten, John Lennon hatte Yoko Ono geheiratet und das Interesse an der Band verloren, zudem ertrug er Paul McCartneys Führungsrolle nicht. Die laufenden «Get Back Sessions» wurden zusätzlich durch Filmarbeiten erschwert. Kaum aber war Billy Preston im Studio, vergassen die Beatles ihre Streitereien und rockten los. Nach ihren psychodelischen Höhenflügen kehrten sie zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Billy Preston erdete dabei ihre Musik und gab ihnen mit seinem gefühlvollen Klavierspiel den Stallgeruch des Blues. Auf «Let It Be… Naked» von 2003 lässt sich nachhören, wie Preston mit seinem Klavier den soliden Grund für die wütenden Gitarren auf «Get Back», «Don’t Let Me Down» und «I’ve Got A Feeling» legt.

billy preston 1971
Billy Preston 1971 im Studio. – Foto: wikipedia.

Bereits im Vorjahr hatte George Harrison Eric Clapton als Friedensstifter ins Studio geholt. Sein Beitrag zu «While My Guitar Gently Weeps» musste aber aus vertraglichen Gründen unerwähnt bleiben. Billy Preston wirkte als Teilzeitbeatle bei den Aufnahmen und dem Konzert auf dem Dach ihres Studios an der Saville Row am 30. Januar 1969 mit, das die Schlussszene des Films «Let It Be» bilden sollte. Im April erschien die Single «Get Back» mit der Etikette The Beatles & Billy Preston.

Der Hit-Lieferant
Danach stand Billy die Welt sowohl als Solomusiker als auch als Sidemen offen. 1969 veröffentlichte das Album «That’s The Way God Planned It», 1971 erhielt er für den Song «Outa-Space» einen Grammy. Mit «Will It Go Round In Circles» und «Nothing From Nothing» hatte er zwei Nummer 1 Hits. Für Joe Cocker schrieb er mit «You Are So Beautiful» einen seiner schönsten Songs überhaupt. Als Sessionmusiker wirkte Preston bei Barbara Straisand, Peter Frampton oder Sly And The Family Stone mit.

Anfang der 70er-Jahre war Billy Preston auch Mitglied bei den Rolling Stones. Auf insgesamt fünf Alben, darunter den Meisterwerken «Sticky Fingers» (1971), «Exile On Main Street» (1972) und «Black And Blue» (1976) sowie auf den Touren von 1973-1976 wirkte Billy als Pianist mit. Die Zusammenarbeit endete 1977 wegen finanzieller Differenzen. Danach spielte Preston noch auf den Alben «Tatoo You» (1981) und «Bridges To Babylon» (1997) mit.

Krank, aber unvergessen
Leider wurde Billy bei Stones drogensüchtig, weshalb er in den 80er-Jahren wenig veröffentlichte. Der Tiefpunkt folgte 1991, als er verdächtigt wurde, sein Haus in betrügerischer Absicht niedergebrannt zu haben. Nach einem positiven Drogentest wurde er zu neun Monaten Hausarrest und einer Entziehungskur verurteilt. Geheilt tourte er in den 90er-Jahren mit Ringo Starrs All Star Band, ehe ihn Eric Clapton engagierte. Als Pianist unvergessen, konnte er nach dem Millennium mit Johnny Cash, Steve Winwood, Neil Diamond, Richie Sambora und den Red Hot Chili Peppers spielen.

Die Drogen jedoch forderten ihren Tribut, 2002 musste sich Billy Preston einer Nierentransplantation unterziehen Dennoch tourte er mit Eric Clapton und spielte mit ihm sechs Alben ein. Am 21. November 2005 fiel Billy wegen Bluthochdrucks und Nierenversagens ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachen sollte. Am 6. Juni 2006 verstarb er 59-jährig. Eric Clapton widmete ihm an diesem Tag beim Leipziger Konzert den Song «Back Home».

beatles rooftop concert
Das Rooftop Concert der Beatles am 30. Januar 1969, Billy Preston steht hinter dem vollbärtigen Paul McCartney.



thats the way god preston

Die auf dem Beatles-Label Apple erschienene Hitsingle «That's The Way God Planned It» von 1969.







 

 

 

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