Föhn
3. März 2008


Christian und ich besuchen unseren Kunden an der Haushaltwarenmesse in Morschach und lassen uns die von uns beworbenen Geräte und deren Kokurrenzprodukte vorführen. Motiviert, tatsächlich PR für innovative Produkte zu machen, verlassen wir am Nachmittag den «Swiss Holiday Park». Hatte die Hinfahrt am Vormittag bei schönstem Frühlingswetter stattgefunden, empfängt uns nun bedeckter Himmel. Wellen mit weissem Gischt beherrschen den Urnersee, der genauso grau ist wie die schroffen Felsen, die ihn umgeben. Das Reusstal leuchtet in galligem Licht hinter einem schraffierendem Regenvorhang. Christian steht im Wartehäuschen neben der Bank, auf der ich sitze. Der Bus nach Brunnen sollte jeden Moment kommen. Erzähle Christian, wie Mutter und ich in Tamins von einem Schritt zum nächsten den aus dem Domleschg kommenden Föhn als spürbar wärmere Luft spüren und beinahe mit den Händen fassen konnten, da prallt eine Windbö, vom Urirotstock über dem See abstürzend, mit voller Wucht auf uns. Ich schlage unsanft gegen die gläserene Rückwand, eine aufgewirbelte leere Colabüchse trifft meinen Arm. Das Wartehäuschen gibt nach, zu meiner linken knallt es und ich spüre, wie sich die Scheibe verzieht, als Christian, ein Fels von Mann, seinen Stand verliert. Dann hänge ich buchstäblich in der Luft, ehe das Häuschen ächzend den Elementen zu trotzen beginnt. Nach dem Spuk schauen Christian und ich uns zuerst fragend an und lachen danach herzhaft.

Ungefähr so wie heute musste es damals geblasen haben, als Tell von Gesslers Boot gesprungen war. Den meteorologischen Teil unseres Nationalmythos hinter uns lassend, kommen Christian und ich zwei Stunden später lachend im Sonnenschein von Zürich an.


 

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