Die Grenze verläuft messerscharf, so als hätte Petrus selbst Hand angelegt. Der mit Schneefeldern bedeckte Piz Julier verschwindet fast ganz im gleissenden Licht der über ihm stehenden Sonne, in Richtung Maloja und über dem Corvatsch hängen rabenschwarze Wolken, die umso dunkler wirken und deren Ausläufer, kleine graue Regenwolken, die vereinzelte Tropfen fallen lassen, die auf der spiegelglatten Wasseroberfläche weisse Ringe zurücklassen. Der See, bei uns smaragdfarben, von der Mitte an zum gegenseitigen Ufer unter den Wolken anthrazit, spiegelt die bewaldeten grünen Hänge und Wiesen sowie die grauweissen Häuser von St. Moritz als entsprechend bunte Farbflecken. Der feine Niederschlag, als dunkle Striche in der Luft und weisse Kreise auf dem Wasser, krönt zusammen mit den in weisse Folie eingepackten Heuballen auf den gemähte Wiesen die reichlich eingesetzten optischen Effekte, doch er erreicht unser Ufer nicht.
Eine italienische Familie sitzt auf einer dunklen Holzbank am See und betrachtet die sich stetig ändernden Bedingungen, die Mutter mit brünett gefärbten schulterlangem Haar trägt eine hellblaue Jacke, die erwachsene Tochter mit dem blond gefärbten gewellten langem Haar in der Mitte eine weisse, der natürlich braunhaarige Vater trägt einen zitronengelben Kapuzenpullover. Gehe in die Knie und fotografiere über die Familie und den See hinweg zum Piz Julier hin. Die Sonne steht gleissend über dem Gipfel und verteilt ihre weissen Strahlen fächerförmig über die Landschaft und beleuchtet einzelne Punkte wie die Signalbahn-Station, derweil Fenster und Dächer in St. Moritz das Licht reflektieren.
Die Grenze zwischen Licht und Schatten auf dem Wasser ist ebenso messerscharf wie am Himmel; anstatt dass das Sonnenlicht als gebündelter Strahl über den See auf den Beterachter zukommt und ihn blendet, bricht es sich im St. Moritzer Uferbereich als gleissend weisser, waagrechter Strahl und schneidet das Bild in eine obere Hälfte mit Himmel, Bergen, Wäldern und der Ortschaft sowie einer unteren Hälfte mit dem Farbschauspiel und der italienischen Familie im Vordergrund.
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