Eine junge Frau mit kurzem, schwarzem Haar und einer Ray Ban Sonnenbrille setzt sich neben mich.
«Soll ich ihn heiraten?», fragt sie mich. «Heute in zwei Wochen heirate ich Phil.» Sie dreht mir den Rücken zu. Auf ihrem weissen T-Shirt ist ein Foto von einem jungen Mann aufgedruckt. Er hat einen Bürstenschnitt.
«Er trägt eine Sonnenbrille und man kann die Augen nicht sehen. Nicht gerade sympathisch!», sagt eine Männerstimme. Ich schaue in die Richtung der Stimme und erblicke einen anderen Mann mit Bürstenschnitt und einer billigen Plastiksonnenbrille.
«Ich bin es nicht!», lacht er. Er trägt ein dunkelblaues Baseballcap und eine beige Sheriffs-Uniform. Im Pistolenhalfter steckt eine knallgrüne Wasserpistole.
«Darf ich ihn heiraten?», fragt mich die junge Frau erwartungsvoll.
«Na klar, immer», antworte ich.
«Dann kleb mir bitte ein Herz auf den Rücken.» Sie hält mir ein Papier mit Klebeherzen hin. Ich klaube mir das letzte blaue und bringe es irgendwo oberhalb des Fotos an, auf der Nasenspitze hatte Phil leider schon ein Herz. «Keine Angst, es hat noch mehr!», sagt sie und hält eine durchsichtige Plastiktüte in die Höhe, worin sicher noch zwei weitere Blätter Plastikherzen warten. Sie steht auf und geht zur Sitzreihe vor mir.
«Entschuldigung, denken Sie, dass ich Phil heiraten soll?»

Es ist wohl der Zweck der Plastiktüte, nicht leer zu werden. Doch was geschieht, wenn nun jemand findet, dass sie Phil nicht heiraten solle? Eigentlich ist das gar nicht einmal so eine dumme Idee, die Hochzeit per Volksabstimmung, oder wie in unserem Fall per Umfrage unter den Passagieren im 46er durchzuführen. Ich bin mir sicher, jeder Politiker würde vor Neid erblassen, wenn er bei seiner Wahl einen ähnlich hohen Ja-Stimmenanteil wie Phil erhalten würde. Natürlich kann bei einer «Wer wird Millionär?»-Sendung der Publikumsjoker die Arschkarte sein. Doch die Auswirkungen auf die Scheidungsquote einer Heirat per Umfrage wären bestimmt interessant auszuwerten.