Remis im Derby
8. Februar 2009


Eigentlich ist es ja unsinnig, dass die Fussballsaison bereits wieder am 8. Februar beginnt. Dieses Datum ist in unserer Hemisphäre meistens noch mitten im Winter. Dieses Jahr ganz bestimmt. Schliesslich beendete erneuter Schneefall die zweite Tauwetterwoche dieses Winters. Weshalb kann man nicht von März bis November die Fussballsaison machen? Doch der nächtliche Schneefall stellte kein Problem dar. Im EM-Stadion Letzi-grund gibt es eine Rasenheizung. Weshalb sich nun der Grasshopper Club GC und der FC Zürich zum 216. Mal gegenüber stehen. Der ehemalige Nobelclub GC gegen den ehe-maligen Arbeiterclub FCZ. Die Bilanz spricht für GC, in den letzten Jahren allerdings hat eine Wachtablösung stattgefunden und der FCZ ist im Vorteil. Wenn man auf die Zahlen blickt, gilt das auch für den heutigen Match: Vierter (GC) gegen Erster (FCZ).

Das Derby beinhaltete alles, was ein gutes Derby ausmacht – denn oft sind sie einfach langweilig; nicht so heute. Nach einer verhaltenen Anfangsphase ging GC mit 1:0 in Führung. Danach verlor der Schiedsrichter den Überblick und das Spiel drohte ihn zu entgleiten, unverständliche gelbe Karten, für GC Stürmer Roland Linz gar die gelb-rote wegen Nichtigkeiten, sorgten allenthalben für Verwirrung. Gut für den Schiedsrichter,kam die Pause. Ungut für GC, denn nach der Pause kehrte der FCZ das Spiel innert drei Minuten zum 2:1. Dass GC nur zu zehnt gespielt hatte, merkte man kaum. Und so überrascht es nicht, dass der Ausgleich noch gelang. Höchstens die Art des Tores: In der 91. Minute kriegte FCZ-Goalie Johnny Leoni den Ball nicht richtig zu fassen, Stürmer Zarate spitzelte ihn weg und brauchte nur noch ins leere Tor einzuschieben. Für weitere Diskussionen ist gesorgt, doch Leoni weiss, dass er GC den Punkt geschenkt hat, er verschwindet nach dem Schlusspfiff gleich in die Kabine. Untentschieden im Derby.

m November ist Stadtpräsident Elmar Ledergerber (SP) überraschend aus familiären Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Sofort brachte sich Kathrin Martelli als Nachfolgerin ins Spiel. Sie sitzt seit 1994 für die FDP im Stadtrat. Eine klare Sache dachten sich alle, zumal die anderen SP-Stadträte Martin Waser, Robert Neukom und Esther Maurer kein Interesse haben, das Amt Ledergerbers zu übernehmen. Also suchte die SP nicht nur eine Stadtratskandidatin, sondern jemand fürs Präsidium. In der internen Ausmarchung setze sich Gemeinderatspräsidentin Corine Mauch durch. Sie wäre nur Insidern bekannt, monierten die Medien, dadurch wäre Kathrin Martelli bereits vor der Wahl gewählt und man wurde mitleidig belächelt, wenn man darauf hinwies, dass die SP 1990 den in breiten Bevölkerungskreisen unbekannten Wipkinger Gemeinderat Josef Estermann gegen den wegen eines Skandals angeschlagenen Stadtpräsidenten Thomas Wagner (FDP) ins Rennen geschickt hatte. Für viele überraschend gewann Estermann im 2. Wahlgang und die SP eroberte das Stadtpräsidum, das sie nun seit 19 Jahren inne hat. Die meisten Bürgerlichen im Quartier folgten der veröffentlichten Meinung der Medien, dass diese Argumentation bloss müde Verteidigungreden von Sozialdemokraten wie mir seien.

Klarer Fall von denkste, denn im 1. Stadtkreis holte Corinne Mauch die Mehrheit. Zur grossen Freude in «meinem» Stadtkreis 10. Ähnlich wie dem FCZ gelang es Kathrin Martelli, das Resultat zu kehren, denn sie hat in der Endabrechnung gut 1300 Stimmen Vorsprung auf Corine Mauch geholt. Anders als dem FCZ der eigene Torhüter versaltze für Kathrin Martelli das absolute Mehr die Rechnung: weder Martelli noch Mauch erzielten genügend Stimmen. Kathrin Martelli fehlten 1500 Stimmen. Im Gegensatz zu ihrer Kontrahendin, musste Corine Mauch auch noch in den Stadtrat gewählt werden, das ist ihr problemlos gelungen. Unentschieden im Derby. Das Rückspiel, der 2. Wahlgang findet am 29. März statt.

Ob und wie Johnny Leoni gewählt hat, weiss ich nicht, aber vielleicht wird er durch die nachträgliche Nominierung in die Nationalmannschaft für das Länderspiel gegen Bulgarien vom kommenden Mittwoch getröstet.


 

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