Sprachebtrachtung:
Achtung Baby oder Vorsicht vor Mischehen
14. Februar 2009


Nein, diese Sprachbetrachtung dreht sich nicht um das legendäre U2-Album von 1991. Wobei der Titel ausdrückt, worum es geht: nämlich um verunglückte Mischehen bzw. von Wortpaaren, die zusammenpassen wie die Faust und das Auge und deshalb ins gleiche Kapitel wie der Idiotenapostroph gehören. «Achtung Baby» hiess die Platte von U2, mit der sich die Band neu erfunden hat. Das deutsch-englische Wortpaar im Titel ist wohl auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Band das Album in Dublin und Berlin eingespielt hat. Sich der Tatsache des gemischtsprachlichen Paares bewusst, zumal das erste Wort den Kehllaut ch enthält, wurde in der Promotion der Albumname in phonetischer Schrift geschrieben mitgeliefert. In TV-Spots hörte man sogar Bono den Titel aussprechen. Und Freude herrscht: Er hat es nicht korrekt geschafft, sein «Achtung Baby» wurde zu einem Ack-tung Beiby.

Doch nicht nur eine der wichtigsten Rockbands tut sich schwer mit gemischtsprachlichen Ausdrücken. Im deutschen Sprachraum stolpert man immer wieder über mehr oder weniger geglückte Kombinationen, die als Folge des Anglisierungswahns entstanden sind. Als Beispiele sollen die beiden Eishockey Clubs «Rapperswil-Jona Lakers» und «Kloten Flyers» genannt. Rapperswil-Jona liegt am Zürichsee und in Kloten ist der Zürcher Flughafen, die sprachlichen Sünden der Clubs wiegen aber mindestens so schwer wie der CO2-Ausstoss der Jets. Man kann den Hockeyclubs zugute halten, dass ihre Namen wenigstens halbwegs Sinn machen. Nicht so derjenige des Fachgeschäftes beim Hubertus mit dem Namen «Swiss Lack», das Farben und Lacke verkauft. Ob diese nun ausschliesslich in der Schweiz hergestellt werden oder aber Schweizer Produkte Mangelware sind, habe ich nicht überprüft. Ebensowenig ob das Verkaufspersonal nur aus Ausländern besteht. Denn lack bedeutet auf Englisch einen Mangel: a lack of money ist das Hauptproblem der aktuellen Weltwirtschaftskrise. Was nun in dem Farbgeschäft fehlt, lässt sich aufgrund des Namens nicht eruieren.

Zum vierten Mal findet die «Tour of California», das Radrennen durch Kalifornien, satt. Mit einer Woche Dauer ist es zwar kein Giro d’Italia oder eine Tour de France, aber immerhin in der Grössenordnung der Tour de Suisse und im Februar eines der ersten Rennen der Saison. Bis anhin habe ich immer geglaubt, dass die Engländer und Amerikaner vor Wortpaarungen wie «Swiss Lack» gefeit sind. Doch bei der Tour of California wurde ich eines besseren belehrt. Die Tour hat logischerweise einen englischen Namen. Die Spitzengruppe wird mit Leaders bezeichnet. In der Tour de France ist es jeweils la tête de la course bzw. la testa della corsa beim Giro. Die Verfolger sind les poursuivants bzw. gli inseguitori. Das Fahrerfeld, welches beim Giro ddd heisst und bei der Tour de France den französischen Namen peloton. Da die Amerikaner eher dafür bekannt sind, ihre Kultur auszubreiten statt fremde Elemente zu integrieren – so heisst unser Fussball bei ihnen Soccer und die komische Rugby-Abart nennen sie Football – habe ich angenommen, dass das Fahrerfeld bei der Kalifornientour field oder group heisst. Dass aber offiziell der französische Ausdruck peloton verwendet wird, hat mich überrascht. Das passt zwar nicht wirklich zur Tour of California und den Leaders, ist aber dennoch irgendwie sympathisch.



cancellara

Fabian Cancellara, Gewinner der 1. Etappe der Tour of California, mit Gouverneur Arnold Schwarzenegger.

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