zum Lachen
20. Mai 2010


Der theologische Disput in Umberto Ecos «Der Name der Rose» ist, ob Jesus gelacht hat. Habe kürzlich einen Artikel über die Evolution des Lachens gelesen. Das menschliche Lachen, so der Artikel, wäre eine Abwandlung des Zähnefletschens. Betrachtet man einige Leute, zeigen sie tatsächlich nur ihre Zähne anstelle eines Lachens. Bei anderen wiederum, und das ist hoffentlich eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die ich mit George W. Bush teile, gleicht ihre Mimik beim Lachen eher dem Grinsen eines Schimpansen. Onkel Darwin dürfte diesbezüglich wohl recht gehabt haben. Dennoch zweifle ich den Artikel an. Wenn das Lachen, besonders das verführerische einer Frau, eine evolutionäre Abart des Zähnefletschens wäre, weshalb kriegen Menschen dann einen Lachanfall? Im Französischen nennt man dies éclater de rire, in Lachen ausbrechen. Jemand erzählt mir einen guten Witz oder jemand anders fällt vor mir auf die Nase und ich fletsche aus purer Schadenfreude bloss die Zähne?

Bis jetzt war ich der Ansicht, dass das Lachen, vielleicht abgesehen von der Lachmöwe, Menschen von Tieren unterscheidet. Doch auch dies ist nur ein weiterer Irrtum. Onyx, der Labrador meiner Eltern, lacht jedesmal, wenn ich sie besuche. Il n’éclate pas de rire, aber er entblösst wie einige mir bekannte Zeitgenossen seine Zähne. Würde er seine Zähne fletschen, ich hätte meine Eltern zum letzten Mal besucht. –







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