Blog – 2011
unsägliche Diskussion
15. Februar 2011


Als Fan des Grasshopper Club Zürich hat man seit dem letzten Meistertitel vor acht Jahren schon einiges einstecken müssen. Umso besorgter verfolgte man in den letzten Wochen die Diskussion um den von GC-CEO Urs Linsi ins Spiel gebrachte Umzug nach Aarau oder Emmenbrücke, nachdem Linsi den Mietvertrag für das Letzigrundstadion bei der Stadt Zürich aufgekündigt hatte. Fast zweieinhalb Millionen Franken für Miete und Sicherheitsdispositiv kann sich der ehemalige Nobelclub GC nicht mehr leisten. Deshalb verlangte er eine Mitzinsreduktion. Da der FC Zürich im selben Stadion spielt und Kosten von fast drei Millionen Franken jährlich berappt, hätte er nach Ansicht der Stadt auch eine Reduktion erhalten müssen, lehnte der Stadtrat das Gesuch von GC ab. Die Begründung des Stadtrates ist gemäss Mietrecht Nonsens, denn jede Mietpartei hat die Reduktion selber zu veranlassen, was der FCZ unterlassen hatte.

Nun droht der aus buchhalterischer Sicht sinnvolle, aber aus sportlicher Sicht, für den Brand GC und das Standort Marketing der Stadt jedoch hanebüchene Auszug aus der Metropole in die tiefste Provinz. Der Wegzug soll temporär sein, bis endlich das seit acht Jahren durch juristisches Geplänkel blockierte Hardturm Stadion in weiteren acht bis zehn Jahren eröffnet werden kann. Über Linis Idee muss eigentlich nicht diskutiert werden, GC ist seit 125 Jahren in der Stadt verwurzelt.

Die Diskussion nach Bekanntgabe von GC, dass man die nächste Saison ohne den Letzigrund plant, hat nun aber vollends irrationale Züge angenommen. Natürlich ist es nicht einsichtlich, dass in Basel und Bern die Stadion- und Sicherheitskosten viel günstiger sind als in Zürich. Aber nun zu fordern, die Stadt solle weniger an das Opernhaus bezahlen und dafür die Fussballclubs unterstüzten, zielt vollkommen danben. Natürlich bedient die Oper ein besser verdienendes und kulturell elitäreres Publikum als das ein Fussballspiel gegen die AC Bellinzona tut. Aber genau so wenig man Äpfel mit Birnen vergleichen kann, lässt sich die Hochkultur mit dem Spitzensport vergleichen. Die beiden gegeneinander abzuwiegen ist ebenso falsch wie zu denken, dass die Kultur Staatsauftrag und der Spitzensport von Privaten zu finanzieren wäre.

Gerade in Zürich, so gross wie Basel und Genf zusammen, muss Sport und Kultur nebeneinander Platz haben. Zu einer funktionierenden Kulturstadt gehören sowohl renommierte Kulturinstitutionen als auch erfolgreiche Sportveranstaltungen. Beide haben ihren Preis, den Staat und Private zahlen sollen, wollen sie von weichen Imagefaktoren in der Stand- und Wohnortwahl sowie als Tourismusziel profitieren.


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frühere Einträge
:
Boulevard – 13. Janurar
abgestempelt, die Max Frisch Briefmarke – 24. Janurar
über Auszeichnungen – 16. Februrar


folgende Einträge:
Nachtrag zur unsäglichen Diskussion – 19. Februar
Zwischenbilanz – 20. Februar


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