Zeitzeuge Ernst Neukomm
1. September 2012


Samstägliche Ausfahrt durch das spätsommerliche Züribiet und Schaffhausen. Vater und ich treffen noch einmal Alt-Regierungsrat Ernst Neukomm für das SP-Jubiäumsbuch «Einig – aber nicht einheitlich» bei sich im Klettgau. Er hat die Abschrift des Interviews gelesen und teilt uns seine Ergänzungen und Korrekuren mit.

Natürlich ist seine Erinnerung durch die rote Brille gefärbt, aber als Zeitzeuge ist er eine meiner liebsten Quellen, wenn Ernst erzählt, wird die Geschichte lebendig. Nicht nur seine eigene und diejenige Schaffhausens, auch die Parteigeschichte, auch jene von Walther Bringolf, den Ernst als junger Mann noch gekannt hat. Bringolf war wurde 1952 Präsident der SP Schweiz, er war einer der ersten Politiker in der Schweiz, der auf der Klaviatur der Medien auch mit dem Fernsehen umgehen konnte. Als 1959 für den Bundesrat die Zauberformel bestimmt wurde (2 FDP, 2 CVP, 1 SVP und neu 2 SP) und damit alle politischen Richtungen in der Regierungsverantwortung standen, wurde Bringolf als Bundesrat vorgeschlagen, das Parlament wählte aber Hans-Peter Tschudi, weil Bringolf ehemaliger Kommunist war. Tschudi war ein guter Bundesrat, er baute die Sozialwerke aus; aus eigener Anschauung kann Ernst erzählen, wie Bringolf die Nichtwahl in den Bundesrat verarbeitet hat. Das Parlament war sich bewusst, was es mit der Nichtwahl dem profilierten Bringolf angetan hatte und wählte ihn 1961 quasi als Entschädigung zum Nationalratspräsidenten.

Beim Durchgehen des Textes leben in Ernst nochmals die Erinnerungen auf. So bleiben wir viel länger als geplant bei ihm in Löhningen. Lohnenswert war es alleweil.




frühere Einträge:
Segneshütte – 18. August
Zürich, Bellevue (Urs Widmer) – 10. August
in der Agentur – 25. Juli

folgende Einträge:
Frieden am Sushi-Band – 4. September
Lugano – 8. September
Lugano, Palazzo dei Congressi (3 Bundesräte und 1 Buch) – 8. September


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