zum schottischen Referendum
18. September 2014


Die Schotten haben Nein gesagt. Nein zu einem souveränen Staat. Sie verbleiben in Grossbritannien. Vor der Abstimmung war ein schottischer Abschied möglich gewesen. Weitgehende Zugeständnisse von Premierminister David Cameron in London im Hinblick auf eine schottische Autonomie innerhalb des Vereinigten Königreichs haben wohl denn Ausgleich gegeben. Nun sieht sich Cameron mit ähnlichen Forderungen aus England konfrontiert.

Als Schweizer, dessen Nationalverständnis auf die erfolgreichen Schlachten gegen zumeist Habsburger fusst, hat man natürlich jegliche Sympathie für eine schottische Unabhängigkeit. Dennoch haben sich aus dem heutigen Blickwinkel die Schotten mit ihrem Nein richtig entschieden. In ganz Europa sind die nationalistischen Kräfte auf dem Vormarsch, Schwedendemokraten, AFD; UKIP, Front National oder die SVP. Sie alle sind gegen die EU. Natürlich kann man gegen diese EU sein, da liegt noch einiges Argen. Jedoch verteufeln die obengenannten nationalkonservativen Gruppierungen die europäische Einheit gegenüber und möchten mehr nationalstaatliche Autonomie, sie sprechen gar offen von einem Austritt ihrer Länder aus der EU. Was jedoch das Europa der Nationalstaaten zustande gebracht hat, hatte man während Jahrhunderten erlitten; Krieg, Krieg und nochmals Krieg. Und als Schweizer kann man kaum ernsthaft an einem neuen europäischen Krieg interessiert sein.

Natürlich sind Dr. Blocher oder Nigel Farage von der UKIP keine Kriegstreiber. Dennoch dulden sie in ihren Parteien nicht nur Nationalisten und kämpfen gegen die Immigration, sie distanzieren sich kaum von den rassisitischen Elementen in ihren Bewegungen. Bestes Beispiel hierfür ist der französische Front National. Dass sich aber die heutigen Nationalisten, die in ihren Ländern gegen alle Ausländer sind, sich nach einer allfälligen Zielerreichung mit dem Austritt der einen oder anderen Nation aus der EU intelligenter und gemässigter politisieren werden als ihre Vorfahren in den vorangegangenen Jahrhunderten, ist zu bezweifeln.

Die Schotten haben mit ihrem Nein zum eigenen Nationalstaat mehr als ein Ja zur Union gesprochen. Sie senden ein deutliches Signal nach Europa aus. Denn Ist die europäische Idee nicht mehr mehrheitsfähig und das vereinte Europa bricht wieder in Nationalstaaten auseinander, werden die kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Fuss folgen. Der Krieg in der Ostukraine wäre dann nur der traurige Beginn eines neuen dunklen Zeitalters.

chapatte schottisches referendum 2014
Patrick Chappatte in Le Temps vom 20. September. – Bild: Globe Cartoon.


 

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