Schindlers
Liste ist ein Film über die jüdische und deutsche
Vergangenheit. Gedreht nicht etwa von einem Deutschen, sondern
von Steven Spielberg. Spielberg ist Hollywoods kommerziell
erfolgreichster Regisseur, der Kassenschlager wie E.T.
oder Jurassic Park drehte. Dass ausgerechnet er einen
Film über die Judenvernichtung dreht, mag erstaunen,
ist aber durchaus verständlich. Spielberg ist selbst
Jude und drehte den Film fast aus einem inneren Zwang heraus.
Oskar
Schindler
Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, liess sich Oskar Schindler
nicht einziehen. Als Hitlers Armeen die neu eroberten Gebiete
gesichert hatten, zog Schindler ins polnische Krakau. Er war
als Geschäftemacher im Sudetenland nicht sonderlich erfolgreich
gewesen, darum wird ihm der Umzug nicht sonderlich schwer
gefallen sein. In Krakau kaufte er sich eine Fabrik für
emailliertes Küchengeschirr und brachte sie rasch zum
florieren. Er bekam von der SS 6 bis 7.50 Mark für seine
Arbeiter, er musste ihnen deshalb keinen Lohn bezahlen. Mit
den Einnahmen bestach er die Wehrmacht so, das sie seine Geschirrfabrik
als kriegswichtig einstufte. Später wurde ihm erlaubt,
auf seinem Fabrikareal ein privates Arbeitslager einzurichten.
Angeblich sollte das die Ausbeutung der Juden erleichtern.
Schindler ging es allerdings mehr ums überleben seiner
Juden. Als 1944 die Ostfront zusammenzubrechen begann, bestach
und betrog Schindler so lange, bis er die Erlaubnis bekam,
seine ganze Fabrik und seine jüdischen Arbeiter in 250
Güterwagen zurück ins Sudetenland zu überführen,
wo er sie bis zum Eintreffen der Allierten beschäftigte.
Das ganze Unternehmen wurde nur durch ein Stück Papier
gesichert: Schindlers Liste. Mitte der 60er Jahre sicherte
sich die amerikanische Firma MGM die Filmrechte an Oskar Schindlers
Biographie. 1982 kaufte Steven Spielberg die Rechte auf.
Steven
Spielberg
Steven Spielberg wurde 1947 geboren. Weil er nicht ein besonders
guter Schüler war, reichte es ihm nicht in eine der Hochschulfilmklassen.
Sein einziges Hobby war Kurzfilme zu drehen. Mit dem selbstproduzierten
Kurzfilm Amblin versuchte er die Aufmerksamkeit von
Profis auf sich zu ziehen. Der amerikanische TV-Produzent
Sid Sheinberg nahm den damals noch nicht einemal vollhährigen
Spielberg unter Vertrag. Im November 1982 kaufte er für
500'000 Dollar die Filmrechte an Schindlers Biographie.
Spielberg
war damals Mitte dreissig und hatte bereits mit E.T.
und Indiana Jones Erfolg gehabt. In einem Interview
mit dem Spiegel erzählte er schon damals vom Film, der
sein Nächster werden sollte. Wegen Unbehagens in den
Universal Studios drehte Spielberg aber zuvor noch zwei weitere
Filme von Indiana Jones, Das Reich der Sonne und lernte
den Dinos in Jurassic Park das laufen.
Der Film
Spielberg wollte den Film von Anfang an gross, figurenreich,
schwarzweiss und episch mit einer Dauer von drei Stunden drehen.
Im Vergleich zu seinem letzen Film Jurassic Park, der
von den Spezialeffekten lebt, fällt Schindlers Liste
hollywooduntypisch nackt aus. Der Film enthält keine
kameratechnischen Meisterleistungen, kommt ohne Avtion aus,
die Rollen sind nicht mit Hollywoodstars besetzt und der Film
kommt ohne Musik aus. Der Film soll seine Geschichte selbst
erzählen. Spielberg will damit die kinotypischen Normen
sprengen.
Schindlers
Liste beginnt im Krakauer Ghetto bei der Registrierung der
Karakauer Juden, mit den Gesichtern von Menschen, die auf
die Kamera zukommen. Speilberg erzählt deren Geschichte.
So taucht während der Räumung des Ghettos plötzlich
etwas rote Farbe auf der Leinwand auf, es ist der Mantel eines
kleinen Mädchens. Später wird das Mädchen noch
einmal gezeigt, tot, auf einem Leichenhaufen liegend.
In Schindlers
Liste schreit keiner der Nazis Heil Hitler, keiner schlägt
bedrohlich die Hacken zusammen und trotzdem erscheinen Spielbergs
Nazis bedrohlicher als die übrigen Kino-Nazis. Auch hier
versucht Spielberg die Realität zu zeigen. Die meisten
Nazis waren trotz Uniform noch immer Buchhalter oder Eisenbahningenieure,
die durch Druck zur Mitarbeit in einer Todesindustre genötigt
wurden.
Spielbergs
Gründe
Warum dreht ausgerechnet einer der erfolgreichsten Regisseure
Hollywoods einen solchen Film? Tatsache ist, dass in den USA
28% der Bürger nicht wissen, was mit dem Begirff Holocaust
gemeint ist und 20% zweifeln, dass dies überhaupt geschehen
ist. Schindlers Liste ist für die amerikanischen Teenager
gedacht. Schliesslich spielten die USA im zweiten Weltkreig
eine wichtige Rolle, sie können diese aber heute nicht
durch Unwissenheit verleugnen.
Spielberg
drehte den Film aus einer gewissen Scham heraus. Sie motivierte
ihn, weil er sich als Junge schämte, ein Jude zu sein.
Spielberg erklärt dies so: «In meiner Kindheit
sind meine Eltern nach Arizona gezogen, wo alle Christen waren
und jedermann versuchte, sich zu assimilieren und sich anzupassen,
um akzeptiert zu werden (...) Dem stand mein Judentum geradezu
schmerzhaft gegenüber. Ich versuchte mit aller Kraft,
die Tatsache, dass ich Jude war zu verbergen und aus der Welt
zu schaffen. Wenn Sie so wollen, ist Schindler's List
meine Entschuldigung für diese feigen Versuche.»
Steven
Spielberg während den Dreharbeiten.
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