Super
8 heisst nicht zufälllig nur so. Es ist das 8. Album
von Züri West. Und die Band ist wohl ziemlich überzeugt
davon, dass sie ein super Album vorgelegt hat. Hat sie auch.
Entstanden ist es während der traumhaften Fussball WM
in Frankreich im vergangenen Sommer. Wer laute Gitarren wie
auf dem Vorgängeralbum Hoover Jam sucht, wird
enttäuscht. Super 8 ist die poppigste Platte von
Züri West.
Entspannt beginnt sie mit dem Instrumental-Stück Cruiser.
Man cruist in einem Cadillac-Cabrio über die Landstrasse,
so ins Album hinein. Und dann, wenn es so langsam heiss wird,
begibt man sich an eine Bar und bestellt sich einen Mojito.
Aus dem Radio dringen Mamboklänge. Der Refrain klingt
ganz verdächtig nach Joe Dassin. Dass Mojito ein
Züri West Klassiker werden wird, lässt sich anhand
des Textes begründen: «I han dummerwiis zwöii
Meitschi, eis i mim Chopf und eis im Bett». So beginnt
das Playboydrama. Nur eines nimmt man Kuno Lauener nicht ab:
Dass er schon nach zwei Mojitos aus den Latschen kippt und
nach dem dritten nicht mehr weiss, was er tut. Wohl aber schon
eher, dass er sich, wie er in Boulevard singt, lieber
vom Nachtleben zeichnen als von Rolf Knie malen lasse.
In Glücklech
ist Kuno Lauener ein literarisches Meisterwerk gelungen. Klasisch,
wie bei Songtgexten so üblich, ist die erste Strophe
gleich der letzten. Als die Band zum ersten Mal in ihrem Kaff
spielt, war sie von den schönen Songs und von der Stimme
des Sängers beeindruckt. Nach dem Konzert passt sie ihm
ab. Dazwischen, in den weiteren Strophen, ziehen sie zusammen,
er nimmt den Job als Texter in einer grossen Werbeagentur
an und rackert sich ab. Die Sexualität schläft ein.
Und als eines Tages wieder so eine Band in die Stadt kommt,
ja dann kommt die erste Strophe wieder und der Kreis schliesst
sich.
Im neuen, von Suzanne Speich lancierten, Schweizer Pop Sender
Swizz muss, so steht es in seiner Konzession, ein Schwerpunkt
auf der Schweizer Musik liegen. Und so wurde die Gelegenheit
benutzt, zu Echo, einem rassereinen Popsong ohne grosse
Schwächen und Qualitäten, einen Videoclip zu drehen.
Denn derjenige von I Schänke Dr Mis Härz
liegt nun doch schon ein halbes Jahrzehnt zurück.
In Paris und Rue Paradies ist Valentin Wali
Kessler am Akkordeon anzutreffen. Wali Kessler gehörte
der Bündner Fraktion der Jellyfish Kiss an, die er auch
produzierte. Er lebt in Luzei ob Schiers und leitete dort
für eine kurze Zeit das Jazz-Ensemble - in welchem auch
der Autor mitgespielt hatte. Der wohl berühmteste der
Jellyfish Kiss ist Andrea Caprez, welcher die Comics zu den
Alben zeichnete und ab und zu eine Illustration für die
Sonntags Zeitung liefert.
Auf der
ganzen Platte blubbert und rumort es im Untergrund, der Sound
des kommenden Milleniums, ein zusammenzug aus der Lounge-Sounds
oder den Afterparties nach dem Rave. Oder anders ausgedrückt,
Gere Stäuble hat endgültig das musikalische Rüder
übernommen. Nicht zum Schaden der Band. So musikalisch
vielfältig wie auf Super 8 hat sie sich noch nie
präsentiert. In Mistchäfer pfeift Kuno und
macht so noch deutlicher, dass der Song eine lauenersche Adaption
von John Lennons Jealous Guy (en jalouse siech) ist.
In Glücklech kommt ein aus dem Soundtrack von
Russ Meyer Filmen gesampeltes Summen einer Frau vor. In
2jahr verleit ein Trompetensolo dem Song einen Penny-Lane-ähnliche
Krone. Eine Cover Version darf auch auf diesem Album nicht
fehlen: Es ist Sochamesoöppisosäge von Udo
Lindenberg in einer Barjazz-Version. Die ersten und letzen
röhrenden Gitarren kommen in Chaschmi zum Einsatz.
Und weil einem das Album sprachlos macht, endet es mit dem
Hiddentrack Zenzibel, einem weiteren.
Zum Schluss,
so als Postscriptum, sei noch das Geheimnis des Telefonbeantworters
gelöst: Diese reklamierende Nachbarin hatte bei Gerber
- Irrtum vorbehalten - sich über den Grasrauch beklagt.
Aber seien wir ehrlich, hätten sie dem Rat der Nachbarin
(Höred uf drögele, es schtinkt bi i mi chuchi) befolgt,
wäre das Album nur halb so toll und vielfältig geworden.
Vielleicht werden nachfolgende Generationen über Super
8 schreiben, es wäre Züri Wests psychodelische
Scheibe. Ein Geheimnis wird allerdings nicht gelüftet:
Wo sich auf dem Cover von Super 8 eine nackte Frau
räckelt. Über das Kontaktformular nimmt der Autor
Mutmassungen und richtige Antworten entgegen.
Peter
Sibi von Sibenthal, Tinu Gerber, Bassist und Webmaster der
Band und Kuno Lauener.
|
Tracklisting
Cruiser
Mojito
Glücklech
Echo
Mischtchäfer
Paris
Morgegägmittag
2jahr
Sochamesoöppisosäge
Auesvomir
Rue Paradis
Boulevard
Chimo
Chaschmi
Zenzibel (Hidden Track)
Vinyl
Remix L
Tracklisting:
Seite
1:
Mojito - Different Playground RMX
Mojito -Remixed by Frankie G.
Glücklech - Different Big Cut RMX
Seite 2:
Paris - Remixed by Minus 8
Echo 3000 - Remix by DJ V-K
Glücklech - Kaleidophone Mix
Vinyl
Promo Maxi:
Tracklisitng:
Seite
1:
Cruiser
Seite 2:
Zenzibel
Zweejahr
|