Es macht den Anschein, dass Eric Clapton mit dem Leben Frieden geschlossen hat. Reptile kommt verspielt daher und ist ein Album, bei welchem man nicht gleich den Blues von blossem hören kommt.Reptile kommt wie ein Sampler daher, so Musikalisch vielflältig klingt das Material drauf. Ein Sampler von Eric Claptons Musikalität. Eingespielt wurde es mit Szenegrössen wie Joe Sample, Nathan East, Steve Gadd und dem unverwüstlichen Billy Preston.

Die Single I Ain't Gonna Stand For It, eine alte Nummer von Steve Wonder, überrascht nicht durch ein Gitarren-, sondern durch ein Basssolo. Clapton, nach wie vor einer der besten weissen Bluesmusiker, kann auch rocken. Dass er das bluesen nicht verlernt hat, demonstriert er eindrücklich in der alten Ray Charles Nummer Come Back Baby, aber auch in I Want A Little Girl. Superman Inside, Second Nature, Travellin' Light und Got You On My Mind sind beste Bluesrock Songs. Die Flirts mit Drum & Bass und Trip Hop, welche das 98er Album Pilgrim zu einem spannenden Experiment werden liessen, sind vorüber. Reptile ist eigentlich ein All-Blues-Album.

Reptile beginnt mit dem gleichnamigen Instrumentalstück, ein Sambastück unplugged. Son & Sylvia, ebenfalls ein Instrumental, lässt das Album locker ausklingen. Son war der Übername den Claptons Onkel Adrian hatte, Sylvia war seine Frau. Eric Claptons Mutter war gerade mal 16 jährig, als er zur Welt kam, und so wurde er von seinen Grosseltern aufgezogen. Lange hatte er geglaubt, dass seine Mutter seine Schwester und sein Onkel Adrian sein Bruder sei. Adrian verstarb letztes Jahr, und Clapton widmete ihm das Album. Der Begriff Reptile bedeutet übrigens im Slang, dass einer ein toller Kerl ist. Und so weiss nun die ganze Welt, dass Eric Claptons Onkel ein toller Typ und keine Echse war.

So gut hat er noch selten ausgeshen: Eric Clapton

Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

Yves Baer über Eric Clapton:

• Unplugged zum Zweiten (Unplugged, 1992)
• Von Pilgern und Schreibblockaden (Pilgrim, 1998)
• Den Blues überwunden (One More Car, One More Rider, 2002)