Der Opener
Pamplona ist wohl der geilste Opener eines Züri Wests
Albums. Die ganze Hitze des nordspanischen Sommers fängt
Lauener ein. Bekannt ist Lauener dafür, dass er literarische
Songtexte schreibt. Und sollte dem nicht so sein, so ist Pamplona
doch ein Lauener-Song: «Är isch sehr e geile Siech,
är isch e schlimme Finger», beginnt der Song. Nebst
Pamplona fällt mit Bestimmtheit auch Monster
in das Kapitel gute Songs. Kuno erzählt die Geschichte
von einem kleinen fiesen Monster, das in seinem Kopf liegt
und dann und wann aktiv wird und Kuno in seinen besten Schuhen
- oder wars doch eben das Monster - zum Bahnhof gehen lässt.
In Julia beschreibt er, was er alles für seine
neue Liebe tut. Toti Flüger ist eine Ode an die
wohl langweiligsten Strasse der Schweiz: die Autobahn A1 zwischen
Zürich und Bern (oder umgekehrt), besonders das öde
Teilstück im Kanton Aargau dem Jurasüdfuss entlang.
Eine Zwischenplatte
Es ist nicht die erste Platte von Züri West, die gemische
Gefühle hinterlässt. Auch Hoover Jam anno
96 schien auf den ersten Blick nicht das Gelbe vom Ei zu sein.
Doch Hoover Jam ist mit fünfjähriger Distanz
eine gute Platte. Einzig Laueners Lyrics verbesserten sich
die Jahre hindurch nicht. Ob Radio zum Glück in
fünf Jahren als gute Züri West Scheibe in Erinnerung
sein wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie die nächsten
Alben klingen werden. Kuno Lauener bezeichnete Radio Zum
Glück in einem Interview als Zwischenplatte.
Diese Bezeichnung
trifft den Nagel auf den Kopf. Denn seit Super 8 hat
sich das Gesicht der Band markant verändert: Gitarrist
Peter von Sibenthal hat die Band verlassen. Und Tinu Gerber,
der Bassist, wurde mehr oder weniger unsanft nach Sibis Abgang
hinausspediert. Die Neuzugänge sind Oli Kuster und Jürg
Schmidhauser, beide kommen von Stop The Shoppers. Und die
Tourneeverstärkung Tom Etter wurde ebenfalls in die Band
integriert. Dass durch das neue Line up die Qualität
der Songs litt, ist verständlich. Die Band musste sich
erst einmal näher kennenlernen.
Die Kritik
an der Songqualität ist nicht im eigentlichen Sinne des
Wortes zu verstehen. Technisch gesehen sind es brillante Popstücke.
Schon auf Super 8 war Züri West immer mehr ins
Popgefilde abgedriftet. Dies aber brilliant und auf der Höhe
der Zeit. Die Songs auf Radio zum Glück passen
gut in den viel zitiertern Einheitsbrei der Schweizer Radiolandschaft.
Das Beste der 80er, 90er Jahre und von heute eben. Nur so
lässt sich die Discoschnulze Obsi Nidsi von Diana
Ross oder Wenn I Di Nid Cha Überrede erklären.
Wenn aber schon jeder Sportler das Recht auf einen schwachen
Tag hat, so soll auch jede Band das recht auf ein schwaches
Album haben. Und diesen Joker spielen Züri West voll
aus.
Verletzte
Eitelkeiten beim Störsender
Der Song Radio zum Glück war schon Kult, bevor
das gleichnamige Album veröffentlicht wurde. «Radio
zum Glück» lautet der Werbespot von DRS 3. Kuno
Lauener steht am Morgen auf und drückt auf dem Weg zum
Klo auf das Knöpfchen beim Radio. Und wie bei einer Tretmine
war es zu spät. Nun sitzt Lauener hilflos auf dem Klo
und hat zu kurze Arme um sich der Scheisse aus dem Radio entledigen
zu können. Nur gut, dass die Fenster geschlossen sind,
sonst wäre die Blamage vor den Nachbarn perfekt. Der
Angriff zielt auf DRS 3, das mit seiner Programmneuausrichtung
zwar Hörer gewinnt, aber an Qualität und Format
(nicht dasjenige, in welches die Privaten gequetscht werden)
verliert, die privaten Sender sind aber ebenso mitgemeint.
Klar, dass Andreas Schefer, der DRS 3 Chef über die Kritik
nicht beglückt ist, hat doch DRS 3 sich besonders durch
die Förderung von Züri West hervorgetan. Doch so
zu tun, als ob Kritik an seinem Sender, wenn nicht Gotteslästerung,
so doch ein Aufstand gegen die Zieheltern sei, ist verfehlt.
So untermauert Schefer mit seiner Drohung, vermehrt andere
Schweizer Bands zu spielen, nur das leider berechtigte Vorurteil,
dass man Medien nicht kritisieren dürfe. Etwas mehr Format
würde DRS 3 nun wirklich nicht schaden.
Bei
Hoover Jam waren es Zündholzbriefli, bei Radio zum Glück
sind es Fussballbildli, die für das Album werben
|
Tracklisting
Pamplona
Ohni Di
Julia
No'ne Blues
Obsi Nidsi
Monster
Hermann
Toti Flüger
Geburtstag
Wenn I di Nid Cha Überrede
Radio Zum Glück
Miuch & Zucker
Hugetobler
|