Polo Hofer,
das Urgestein des Schweizer Mundartrocks, kündigte an,
wieder einmal eine Band aufzulösen. Es geschieht nicht
zum ersten Mal: Die Rumpelstilz und Polos Schmetterding sind
beide schon diesen Weg gegangen. Während die Rumpelstilz
eindeutig den wilden 70er Jahren zugehörig sind, und
die Schmetterband die 80er und 90er Jahre Polos reflektieren,
ist das Schmetterding das Ding dazwischen.
Als sich
die Stilzen 1977 auflösten, befand sich die damals viel
kleinere Mundart-Rockszene im Umbruch. Die beiden Ton angebenden
Gruppen, Span und Rumpelstilz, fusionierten. Die Gebrüder
Müller wurden zur Begleitband von Polo Hofer. Die damalige
Situation erinner an heute: Züri West und Patent Ochsner
wechselten das Line Up, Musiker von Stop The Shoppers ersetzen
die weggegangenen. Yves Baer schlägt im Forum von Polo
Hofers Website vor, dass Polo mit Sibi und Gerber von Züri
West, Resli Burri von den Ochsners und mit den übrigen
Shoppern eine Berner Supergruppe gründen solle.
Dieser Gedanke
mag einem nach dem Hören von Polos neustem Werk Xangischxung
kommen. Die Musiker der Schmetterband gehören alle zu
den besten, was unserer Nation, nur Polo wirkt müde.
Man kriegt mehr als einmal das Gefühl, dass er sich zu
wiederholen beginnt. Es zweifelt auch niemand daran, dass
Polo en liebe Siech isch und und an Rosen und Champagner
können wir uns alle noch erinnern (Weisch No?)
Polo Hofer selbst beschreibt die Platte als äusserst
vielseitig. Musikalisch ist sie das, auch wenn Hofers Liebe
zum Blues stärker als auch schon durchscheinen mag. Der
beste Song des Albums ist Kontrabass, eine witzige
Philosophiestunde über ein oft vernachlässigtes
Instrument. So singt Polo: «Alli Ouge wärde wägem
Sänger nass, aber d'Ärsch bewege sich wägem
Kontrabass.»
Die Inspiration zu den Songs kam Polo oft während seiner
Tour de Suisse. Auf einem Pferdewagen durchfuhr er die Schweiz
und scheute sich weder vor Bergen noch vor der Metropole Zürich.
Seine so genannte Ross und Roll Tour fand grosse mediale Aufmerksamkeit,
sogar die Rundschau berichtete darüber.
Warum Polo
Hofer nach 18 Jahren die Schmetterband auflöst, begründet
er damit, dass man auf dem Höhepunkt aufhören sollte.
Und er wolle neues ausprobieren. In kleineren Formationen
möchte er nach der Abschiedstour wieder unterwegs sein.
Und einen Roman möchte er auch verfassen. Wer seine Lyrics
im Buch Der Rock, der Roll und überhaupt von 1997
gelesen hat, weiss, dass der literarische - der andere - Polo
Hofer, ein Vergnügen sein kann und man gespannt auf sein
Romandebut warten kann.
Polo Hofer zum letzten Mal von seiner Schmetterband umgegben
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Tracklisting:
Weisch No?
Das Chöi Mir O
Stärnschnuppe
Das Alles U No Vil Meh
Adelina
Mys Chüssi
Alles Gold Vo Kalifornie
Ahnet der Gränze
Kontrabass
Es Isch Gloffe
Ha Di Nid Verlore
Liebe Siech
Blueme
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