Musicus
Putain,l'Europeain chante au DRS 3
16.Juni 2003
Stephan Eicher gab vor 200 geladenen Gästen im Radiostudio ein Promokonzert, wo er u.a. sein neues Album Taxi Europa vorstellte.
Bewertung: * * * * 1/2

Stephan Eicher kann man immer wieder live sehen, kein Konzert ist gleich wie das andere. Es war das achte Konzert, das Autor sah, und beileibe nicht sein schwächstes. Es war bloss ein weiteres von manch aussergewöhnlichen Konzerten. Begonnen hatte die Konzertliebe mit dem schon legenedärem Fieberkonzert im Dezember 1993 im Volkshaus, als Eicher vergrippt auf die Bühne kam und diese nach zwei Stunden genesen verlassen hatte. Der Höhepunkt war sicher das Bieler Konzert mit Moritz Leuenberger und Kofi Annan, warum also nicht ein Promokonzert, welches DRS 3, sowie die welsche und Tessiner Schwester ausstrahlen werden? So ein Konzert im Radiostudio ist noch ganz witzig, denn im Hintergrund war eine Bar aufgebaut, und es wurden Getränke und etwas Fingerfood - von unseren Konzessionsgeldern oder von EMI bezahlt - bleibe dahingestellt, serviert, damit die Wartezeit verkürzt wurde.

Der Start glückte erst beim zweiten Mal. Das Hintergrundtape mit der Bitte, auf dieser Frequenz zu bleiben, startete erst beim zweiten Mal. Die Bühne war dunkel - Kunststück, das Tape sprach vom Gotthardtunnel. Die Band kam im Dunkeln und begann mit On Nous A Donné, einem der schwächeren Songs auf dem Album Taxi Europa und auch im Set, auch wenn die Gitarren bereits ordentlich krachten. Doch schon das zweite Stück: Mein Freund, überzeugte restlos. Nahtlos fügte sich das neue Material ans alte. Eicher wie gehabt: Locker auf der Bühne, mit einem flotten Spruch. Nach dem dritten Song verschwanden die Fotoapparate. Mona Vetsch hatte fotografieren nur während den ersten drei Songs erlaubt.

Elle Vient Me Voir ist auch nach zwei Jahren nicht besser geworden. Dafür gewinnt Rivière ab Carcassonne bei jedem Mal hören noch immer an Format. Facts hatte wohl verdammt nochmal recht, als sie Rivière als eines der besten Stücke Schweizer Musik überhaupt bezeichnet hatte. Der träumerische Song wurde durch einen Trommelwirbel unterbrochen, rockig gings zur Sache. Des Haut Des Bas kommt, dachte wohl noch manch einer, der die Liveversion O Ba in Erinnerung hatte. Doch weit gefehlt: Eicher sang zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder Putain, Putain. Ob's Zufall war oder eine Antwort auf die Medienberichte, dass der Europäer Eicher mit der Schweiz unzufrieden sei, bleibe dahin gestellt. Ob es die Schweizer Blocher wollen oder nicht, on est quand même européain, und das ist gut so!

Eichers Band setzte sich gewohnt international zusammen: Max Gazzé, der italienische Cantaautore am Bass, der New Yorker Drummer Toby Grant, Gitarrist Fabrice Fourcheau aus Frankreich und natürlich der treue Achim Meyer, Eichers deutscher Tastenmann. Weltmusik in Perfektion. Während die Band bei Hemmige aus dem Rhytmus fiel, tuckerte Taxi Europa - wenn auch ohne Gröni - als Zugabe durchs Programm, Max Gazzés lockerer italienischer Gesang mit seiner vollen Stimme macht aus einem guten Song einen Spitzensong.

Am Eindrücklichsten aber war der erste Zugabenteil, in welchem Eicher Solo mit seiner Gitarre auf die Bühne kam und Wünsche erfüllte. Obwohl: Les Filles Du Limmatquai könnte man nicht singen, Eisbär hätte sein BruderMartin geschrieben, aber Noise Boys, das gefiele ihm. Und so spielte er Noise Boys. Den nächsten Wunsch erfüllte er mit Silence, wenn auch der Autor lieber Ce Soir Je Bois gehabt hätte. Es darf natürlich nicht sein, dass Stephan Eicher in Zürich singt, ohne die Mädchen vom Limmatquai zu erwähnen. Und so erfüllte er den Wunsch, allerdings mit Band, im Anhang an Eisbär, bei dessen Widmung er meinte, dass er hoffe, dass Martin wieder einmal zu ihnen kommen würde, denn er fehle ihnen. Eisbär rockte ab und Les Filles du Limmatquai waren beinahe in der Heavymetallversion vom Live at Sunset Konzert anno 1999 zu hören - Heavy Metall notabene, bei dem die Chälläwäigger Engelberg mit ihren Kuhglocken kamen, aber dies ist eine andere Geschichte.

Eicher beendete das Konzert mit dem E*Star aus der Feder von Tinu Heiniger, dem wohl besten Song auf dem ganzen Album, und ein fast unter die Haut gehender Ausklang eines weiteren aussergewöhnlichen Konzertes von Stephan Eicher. Die Vorfreude auf die Konzerte im Kongresshaus Zürich vom 8./9. Oktober wird gewiss durch die Radioübertragung vom 21. Juni genährt werden.





Die Notizen von Max Gazzé zu Les Filles Du Limmatquai, E* und Elle Vient Me Voir.

Tracklisting:

On Nous A Donne
Mon Ami
Cendrillon Apres Minuit
Tant & Tant
Taxi Europa
Si On s'y Mettait
K reis 5
Swim To America
La Voisine
Avec Toi
Rien n'est Si Bon
E*
Ps

bei der deutschen Version heisst Mon Ami Mein Freund

Stephan Eicher
Taxi Europa
Virgin France 590 318-2 8

Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

Links:
http://www.stephaneicher.com
Die Stephan Eicher Konzerte von Yves Baer
22. 12.1993 Volkshaus, Zürich Das Fieberkonzert: Eicher hatte die Grippe
10.10.1997 Volkhaus, Zürich Der Tages Anzeiger schrieb, dass es während der Guggisbergliedes auf der Bühne schneite
24.7.1999 Paléo Festival, Nyon von DRS 3 partiell übertragen
26.7. 1999 Live at Sunset, Zürich das beste Eicherkonzert ever! Die Chälläwäigger kommen mitten im Lärm von Les Filles Du Limmatquai auf die Bühne
4.10.1999 Volkshaus Zürich die Band war nicht in Form, Xavier Descarpentrui liess seine Trompete fallen, Eicher verspielte sich, einzig Kar Kar, der Bluser aus Mali rettete den Abend,
Achim Meiers 499 Konzert mit Stephan Eicher.
21.3.2001 Centre CTS, Biel Moritz Leuenberger und Kofi Annan im Publikum
20.7.2001 Live at Sunset, Zürich Michael von der Heide und Andreas Vollenweider, sowie Stadträtin Monika Weber im Publikum
16.6.2003 Radiostudio Zürich, Studio 2 Von DRS 3 aufgezeichnet, am 21. Juni im CH-Special ausgestrahlt.
8.10.2003 Kongresshaus Zürich Beinahe wieder ein Fieberkonzert - diesmal des Autors. Doch irgendwie hat die Anwesenheit Herrn Eichers die selbe Wirkung wie eine Aspirin
18.7.2004

Live at Sunset,
Zürich

Chris von Rohr wurde nicht hinter die Bühne gelassen, bei Hemmige vergass Petrus seine und liess es regnen. Höhepunkte: Rosemarie & I, und dass der Autor fast Chris von Rohr über den Haufen fuhr - yeah, me dräck, really!
 

Die weiteren Artikel über Stephan Eicher von Yves Baer:

Eine einfache Frage nebenbei (Stephan Eicher spielt für Kofi Annan, 2001)
Keltische Campari Sodas (Louanges 1999)
1000 Vies (1000 Vies, 1996)
Des Hauts Sans Bas (Carcassonne, 1993)

... und ausserdem:
Fotostrecke Stephan Eicher live im Radiostudio Zürich, Juni 2003