«Einzigartig
seit 1828» lautet das Motto des Männerchors Höngg,
der dieses Jahr sein 175 jähriges Bestehen feiern kann.
Der Männerchor ist der älteste Verein Hönggs
und wurde über ein Jahrhundert vor der Eingemeindung
des Winzerdorfes in die Stadt Zürich von Johann Ulrich
Wehrli gegründet, der u.a. das berühmte «Sempacherlied»
komponiert hatte. Das genaue Gründungsdatum des Chores
ist nicht verbrieft. Es muss um die Zeit von 1826 - 28 gewesen
sein. Zusammen mit den Chören von Wipkingen, Albisrieden,
Aussersihl, Schwamendingen und Fluntern wurde 1228 der «Sängerverein
im Limmat-Thale» gegründet. Somit gehört der
Männerchor Höngg zu den ältesten Chören
Zürichs. Am ersten grossen Sängertag des selben
Jahres zählte der Chor 38 Sänger, je 15 davon sangen
im 1. Tenor und im 2. Bass.
Eine Geschichte des Gesangswesens als Vereinschronik
Zu seinem Jubiläum schenkte sich der Chor eine Vereinschronik,
die am Höngger Wüm-metfäscht zum ersten Mal
der Öffentlichkeit präsentiert worden war. Der berühmte
Grün-dervater war schon fast Verpflichtung, in der vierundsechzigseitigen
Broschüre nicht nur die wechselhafte Geschichte des Chors
zu erzählen, sondern darüber hinaus einen informativen
Einblick in die Geschichte des Zürcher Gesangswesens
zu geben. Ein Kapitel ist den Reisegewohnheiten gewidmet.
Zu Gründerzeiten reiste man noch per pedes an die Sängertage,
welche der Distanz wegen in den Nachbargemeinden stattfanden.
So lagen Dietikon oder Birmensdorf schon ziemlich weitab,
und die Limmat war noch ein echtes Hindernis. Das Schuhwerk
bestand aus Halbschuhen, hohen Schuhen oder Stiefeln, der
Sänger trug schwarze Hosen, Rock und Hut, führte
eventuell einen Stock oder Schirm mit sich, seinen Reiseproviant
verstaute er im Militärtornister. Zum Proviant gehörten
auch Wein und Schnäpse, da die Stimme für die Marschgesänge
geölt werden musste. Doch schon bald reiste man mit der
Eisenbahn, nach dem zweiten Weltkrieg kamen das Auto und der
Reisecar hinzu, 1973 flog man gar nach Wien, um einen befreundeten
Chor zu besuchen.
Der zweite Teil der Chronik ist der Vereinsgeschichte gewidmet.
Eine kleine heraldische Lektion vermittelt das Kapitel über
die Entwicklung der Vereinsflagge. Die aktuelle wurde 1998
eingeweiht. Gestaltet wurde sie vom bekannten Bündner
Maler Rudolf Mirer. Da das wichtigste in einem Chor der Gesang
ist, erhält der musikalische Teil genügend Raum.
Je nach Auftritt dies kann von der musikalischen Begleitung
des Muttertagsgottesdienstes bis zum «Solokonzert»
gehen ist ein anderes Programm angesagt. Werner Giger,
der Verfasser der Chronik, beleuchtet diese Thematik verständlich
und stellt sie auch in den jeweiligen historischen Kontext.
In der Gründerzeit sang man andere Lieder als heute,
und das heutige Liedgut unterscheidet sich von demjenigen
aus der Zwischenkriegszeit. Das Programm des Jubiläumskonzertes
im vergangenen Juni spannte den Bogen von Mozarts «Das
klinget so herrlich» über das «Sempacherlied»
Johann Ulirch Wehrlis zu Bobby McFerrins Hit «Dont
Worry Be Happy». Was in der Chronik beschrieben
wird, lässt sich in der Sonderaustellung im Höngger
Ortsmuseum (bis 30. November) erfahren.
Das Höngger Chorwesen im Wandel der Zeiten
In den ersten Jahren des Männerchors wurde Höngg
zu einem regelrechten musikalischen Zentrum, die meisten Aufführungen
der Sängerschaft Limmattal fanden in der Höngger
Kirche statt. 1836 gründete Johnan Ulrich Wehrli den
zweiten Höngger Chor, den Gemischten Chor Höngg,
der in den 1860er Jahren immer bedeutender wurde, der Männerchor
verlor an Sängern. 1860 formierten sich die 26 Mitglieder
des Männerchors in den Sängerverein Höngg um.
Doch bereits 1875 wurde ein weiterer Konkurrenzchor, der Männercor
Lerche, gegründet, der vor allem jüngere Sänger
ansprach. 1882 fusionierten die beiden Chöre zum Sängerbund
zusammen, der damals wieder 35 Mitglieder zählte. 1947
wurde der Sängerbund in Männerchor Höngg umbenannt.
Von 1908 bis in die 50er Jahre gab es noch den Arbeiter-Männerchor
der Sozialdemokratischen Partei. Die Zeiten der gesellschaftlichen
Trennung sind heutzutage glücklicherweise vorüber.
Die Mitglieder des Chores repräsentieren die gesamte
Gesellschaft des heterogenen Stadtquartiers wie vier der Berufe
der Sänger illustrieren mögen: Innenarchitekt, Landwirt,
Bäcker, Werber.
Die Fahne , gestaltet von Johann Mirer.
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Die
Chronik anlässlich des 175. Jubiläums des Männerchors
Höngg. Sie kann im VzfB-Shop bezogen werden.
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