Musicus
Unaufgeregt defragementiert
5. Oktober 2006
Hat Beck mit The Information Muzak produziert? Oder steckt er doch in der Krise? Bewertung * * * *

Es ist nun doch schon ein paar Jahre her, seit der Autor Beck im Volkshaus Zürich gesehen hat. Damals, es war im Jahr 2000, war seine Schlussfolgerung,dass sich Beck mit seinem witzigen Album Midnight Vultures und der Show in seinem ganzen 90er-Jahre Gestus nun verändern müsse, um auch in diesem Jahrzehnt musikalisch bestehen zu können. Einerseits hat er sich geändert. Beck Hansen ist weit weniger laut und spielerisch als noch von zehn Jahren. Das liegt daran, dass er mit Sea Change seine zerbrochene Beziehung therapieren wollte. Und dass Produzent Nigel Goodrich (Travis, Paul McCartney) zwar kein Kind von Traurigkeit ist, aber sowohl bei McCartney wie Radiohead sehr zu einem düsteren Klangbild beigetragen hat. Und doch ist Beck auch immer derselbe Klangkünstler und Samplefreak geblieben, wie sein letztjähriges Album Guero belegt.

Beck hat mit The Information endlich wieder ein Album aufgenommen, dass aus einem Guss ist. Allerdings ist es für einen Samplekünstler wie ihn relativ zahm ausgefallen. In Elevator Music klingelt es mancherorts, während verzerrte Gitarren und ein vorwärtstreibender Bass als Taktgeber dienen. Beck singt nicht, sondern rappt. Und irgendwie klingt das ganze Album nach Elevator Music. In Zeiten, in denen man im Coop von den Bealtes beschallt wird, ist es auch schwierig, nicht gleich in die Muzak-Ecke gestellt zu werden.

Produziert wurde The Information von Nigel Goodrich, der schon 2002 bei Sea Change an den Reglern gesessen war. Wenn Goodrich wie in seiner letztjährigen Kollaboration mit Paul McCartney ein Album produzieren wollte, das nach dem Künstler an und für sich klingt, dann ist ihm das auch gelungen. Denn längst ist Beck Hansen nicht mehr derselbe, der er vor zehn Jahren gewesen war, als er in jugendlichem Übermut die verschiedenen Stile zusammenmixen konnte. Heutzutage muss man schon mehr abliefern, wenn man im Geschäft überleben will. Nigel Goodrich ist es gelungen, Beck nach seinem aktuellen Selbst klingen zu lassen, das weiss, wohin es gehen möchte, aber noch nicht dort angekommen ist – beim arrivierten Musiker, der auch mal Muzak produzieren darf.



Beck im Studio. Wohl aus den Guero Sessions 2004/2005

Tracklisting

Elevator Music
Think I'm In Love
Cellphone's Dead
Strange Apparition
Soldier Jane
Nausea
New Round
Dark Star
We Dance Alone
No Complaints
1000 BPM
Motorcade
The Information
Movie Theme
The Horrible Fanfare
Landslide/Exoskeleton
Inside Out

 

 

   
Links: www.beck.com

 

 

 Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk
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• grosse Brötchen gebacken (Midnight Vultures, 1999)