Nein, der John Lennon unserer Tage ist Josh Homme nicht, wie ein grosses deutsches Musikmagazin dieser Tage schrieb. Den Tod durch erschiessen haben John und Josh nicht verdient - letzterer Strafe dennoch, haben doch die Queens McCartneys Unsitte übernommen, den Konzertfilm mit Interviewfetzen zu unterbrechen, statt Konzert und Interview zu separieren. Doch das ist das einzige, was an Over The Years And Through The Woods zu bemängeln ist.

Die Idee, der Konzert-DVD eine (wenn auch etwas kürzere) Begleit CD beizulegen, hat was an sich. Besonders, wenn es sich um die Aufnahen aus der Londoner Brixton Acadamy vom 22. und 23. August dieses Jahres handelt. Sind Liveaufnahmen oft müde Abklatsche der Originalsongs, legen Josh Homme und seine Königinnen den eindrücklichen Beweis vor, dass dem nicht so sein muss. Denn eigentlich ist Over The Years And Through The Woods das beste Queens-Album bis anhin. Denn der Band ist es gelungen, die Songs auf den Punkt zu bringen. Manche haben dafür eine neues Kleid erhalten: Monsters In The Parasol kommt dunkler daher, Feel Food Hit Of The Summer ist noch rhythmischer, andere wie Little Sister haben an Intensität gewonnen.

Drei Mal hatten die Queens in der ehrwürdigen Brixton Academy gebucht, beim vierten Mal hat es dann endlich geklappt, wie auch Josh Homme festgestellt hat. Aufgrund des nervösen Schnittes ist die DVD eher in der Audioversion zu empfehlen, wenn man über die Interviewfetzen springen könnte. Nichts zu bemängeln gibt es an der CD, ausser dass sie bloss 12 Songs enthält. Aber mit Little Sister, Long Slow Goodbye, Burn The Witch, Feel Good Hit Of The Summer, I Wanna Make Love With Chu, Go With The Flow oder Regular John sind alle Songs vorhanden, die müssen.

Brauchten die lähmenden Gutenachtlieder Anfang Jahr Zeit, ihre vollen Qualitäten zu entwickeln, macht das Livealbum vom ersten Ton an klar, dass es kein Best-of Album, sondern ein weiterer Höhepunkt im Katalog der Queens ist. Da verzeiht man Josh Homme gar die Clochard-Version von This Lullaby, denn das hat dieser Song nicht verdient.

Josh Homme live im November 2005.