Was auf
den ersten Blick wie eine Geldmaschinerie der maroden Plattenbranche
aussehen mag, ist Programm. Seit die Beatles miteinander Frieden
geschlossen haben, ergänzen sie ihren Katalog, ohne ihn
zu ruinieren. Mitte der 90er Jahre war es die Anthology
Serie gewesen, welche einen interessanten Einblick in
ihr Schaffen ermöglichte. 1998 erschien das Weisse
Album remasterd. Im folgenden Jahr wurde der Zeichentrickfilm
Yellow Submarine restauriert und der Filmsoundtrack
um den digital remasterten Songtrack erweitert. Im
Jahr 2000 folgte die fade Nummer 1 Kollektion 1, mit
27 Nummer 1 Singles, die sich über 27 Millionen Mal (was
für ein Zufall) verkaufte. Nun ist die Reihe am Let
It Be Album, welches nach vierundreissig Jahren vollendet
wurde.
Die Entstehungsgeschichte
ist hinlänglich bekannt. Währen den White-Album
Sessions im Herbst 1968 traten erste Reibereien auf. Anfang
Januar 1969 zogen sich die Beatles für ein neues Projekt,
eine filmische Dokumentation ihres Schaffens, ins Studio zurück.
Doch die Streitereien nahmen überhand. John Lennon wollte
George Martin nicht mehr als Produzenten, Paul McCartney schrieb
George Harrison vor, wie er die Gitarre zu spielen hatte,
so dass dieser die Band vorübergehend verliess. «Wenn
er bis Montag nicht zurück ist, nehmen wir Eric Clapton»,
war Lennons Kommentar. Slowhand wurde zum verhinderten Beatle,
obwohl auf While My Guitar Gently Wheeps Gitarre spielte.
Dafür schaffte es ein anderer, als fünfter Beatle
aufgenommen zu werden: Billy Preston als Keyboarder. Das damals
aufgenommene Album wurde nicht fertiggestellt, dafür
nahmen die Beatles im Sommer - mit George Martin - Abbey
Road auf. Anfang 1970, zur Fertigstellung des Films Let
It Be, überarbeitete Phil Spector die Aufnahmen aus
den so genannten Get Back Sessions. Das Album erschien
allerdings nach der Trennung der Beatles.
Ein Meisterwerk
- irgendwie
Mit Let It Be war niemand wirklich zufrieden, die Fans
nicht, die Beatles noch weniger. McCartney ist bis heute schockiert
über den Wall of Sound und das Streicherarrangement,
welches Phil Spector The Long And Winding Road verpasste.
Auch Across The Universe wurde stark von Spector verändert:
Er verlangsamte die Spuren und mischte ein Chor dazu. Zwischen
die Songs mischte er Gesprächsfetzen vom letzen Konzert
der Beatles, aufgenommen auf dem Dach des Gebäudes von
Apple. Das Album Let It Be enthielt zudem differente,
schwächere Versionen der Singles Let It Be und
Get Back. Es erschien als fader Nachgeschmack einer
glanzvollen Karriere. Doch so schlecht konnte es gar nicht
sein, mit Get Back, Across The Universe, The Long And Winding
Road und Let It Be waren vier der unvergesslichsten
Songs der Fab Four auf dem Album.
Auf Let
It Be... Naked sind erwartunggemäss die um den Wall
of Sound bereinigten Fassungen von Across The Universe
und The Long And Winding Road zu hören. Bei letzterem
ist anstelle des Streichersolos ein Hammond-Orgel Solo Billy
Prestons getreten. Don't Let Me Down scheint ebenfalls
eine andere Version zu sein, als die Single-B Seite von 1969.
Die anderen Stücke wurden digital remasterd und setzen
einmal mehr einen Meilenstein punkto Klangqualität. Noch
nie hat Two Of Us so klar geklungen, noch nie war One
After 909 so rein. Sogar das eher düstere I've
Got A Feeling erhielt durch das Remaster einen frischen
Glanz. Aus der Distanz von 33 Jahren und dem direkten Vergleich
der beiden Alben lässt sich sagen, dass auch Let It
Be... Naked ein Meisterwerk ist. Irgendwie. Schliesslich
sind ja vier der grössten Beatleshits darauf vertreten.
Die Beatles während den Get Back Sessions
im Januar 1969. Foto: rollingstone.com
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Tracklisting:
CD1
Get Back
Dig A Pony
For You Blue
The Long And Winding Road
Two Of Us
I've Got A Feeling
One After 909
Don't Let Me Down
I Me Mine
Across
The Universe
Let It Be
CD2
Fly On The Wall - Soundcollage
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Die weiteren
Artikel über Paul McCartney von Yves Baer:
Unplugged zum
zweiten (1992, Unplugged The Official Bootleg)
Flying Around
(1993, Off The Ground)
Thrillington's
Trance Beat (1995, ReIssue Thrillington, The Firemen Strawberries
Ocean Ships Forrest)
Nekrophile Sounds
(1995, Beatles Anthology Vol. 1)
Die Welt heut Nacht
(1997, Flaming Pie)
The Firemen Rushes
In (1998, Firemen Rushes)
Lauf Teufel lauf (1999,
Run Devil Run und Working Classical)
Liverpool Soundcollage
(2000, Liverpool Soundcollage)
Maccas Freiheit
(2001, Driving Rain)
Nur ein kleines
Detail (2003, Darf Lennon/McCartney in McCartney/Lennon
geändert werden?
Zurück aus der neuen
Welt (2003, Back In The USA/World CDs DVD)
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