Blues als Kraftquelle
16./29. März 2004
Eric Clapton zollt mit seinem neuen Album «Me And Mr Johnson» seinem Vorbild Robert Johnson Tribut und gab im ein formidables Konzert im Hallenstadion.
Bewertung: * * * * *

Als fünfzehnjähriger entdeckte Eric Clapton Robert Johnsons King of the Delta Blues Singers. Seither liessen ihn weder der Blues noch Robert Johnson los. «Ramblin' On My Mind», der wohl bekannteste Song Johnsons, war lange Jahre ein fester Bestandteil in Claptons Liverepertoire. Auf dem am 19. März erscheinenden Album «Me And Mr. Johnson» zollt er nun seinem grossen Vorbild Tribut. Eric Clapton interpretiert vierzehn Songs, die Johnson während seiner kurzen Karriere in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben hatte. «Nach all den Jahren ist seine Musik wie mein ältester Freund (…) es ist die schönste Musik, die ich je gehört habe», schreibt Clapton in den Liner Notes. Dass dem nicht immer so war, vergisst er nicht zu erwähnen: die Intensität von Johnsons Musik liess ihn zuerst erschauern, er konnte den Blues nur in kleinen Portionen hören.

Auf «Me And Mr. Johnson» ist es Eric Clapton in weiten Teilen gelungen, diese Intensität herüberzubringen. Äusserst kraftvoll beginnt das Album mit «When You Got A Good Friend» und «Little Queen Of Spades». Blues in seiner reinster Form: Ein Quintakkordriff, Mundharmonika, Hammondorgeln, aufs Maxium reduzierte Lyrics, eine freundlich weinende Gitarre sowie Claptons kräftige Stimme, die seinen grossen schwarzen Vorbildern in nichts nahesteht. Puristen mögen bemängeln, dass durch die moderne Aufnahmetechnik der Charme des analogen Rauschens verloren gegangen wäre. Doch wie bei den digital überarbeiteten Aufnahmen der Beatles gewinnen bei «Me And Mr. Johnson» die Musik und der Klang noch an Intensität und Reinheit.

«Me and the Devil Blues» ist ein kleines Meisterwerk akustischer Musik. In «They're Red Hot» lässt sich die Verwandschaft von Blues und Jazz erahnen, obwohl Clapton mit seinem Gitarrensolo bereits die Entwicklung des Rock n' Rolls vorweg nimmt. Einzig «If I Had Possession Over Judgement Day» und «Last Fair Deal Gone Down», die beide zu rockig geworden sind, passen nicht in das sonst reine Bluesalbum. Auf Neuaufnahmen von «Ramblin' On My Mind» und «Malted Milk» hat er verzichtet. Dennoch finden sich mit «Kind Hearted Woman Blues», «32-20 Blues» und «Love In Vain» Songs, die Clapton schon früher gespielt hatte.

Die langjährigen Bandmitglieder Andy Fearweather Low, Nathan East und Billy Preston bilden den Kern von Claptons aktueller Band. Das Cover malte der bekannte englische Künstler Peter Blake, der auch das von «Sgt. Pepper» von den Beatles entworfen hatte. Mit «Me And Mr. Johnson» setzt Eric Clapton die Reise zu seinen musikalischen Wurzeln fort, die er mit dem 94er Album «From The Cradle» und dem mit B.B. King eingespielten «Riding With The King» (2000) begonnen hatte und illustriert kraftvoll, dass der Blues auch im 21. Jahrhundert eine Kraftquelle sein kann.

erstklassiges Konzert
Nach der Vorgruppe Rudolf Randolph and The Family Band wurde die Bühne kurz umgebaut und ein Teppich für den Meister ausgelegt. Um 10 nach 9 betraten Eric Clapton und Band: (Billy Preston an der Hammondorgel, Doyle Bramhall 2 an der zweiten Gitarre, Nathan East an den Keybords und Steve Gadd an den Drums) die Bühne. «Let It Rain», der erste Song war für viele überraschend. Noch überraschender war, dass Clapton «Walk Out In The Rain» vom 78er-Album «Backless» spielte. Spätestens aber mit «Bell Bottom Blues» war klar. Eric Clapton ist gekommen, um den Blues zu spielen.

Und wie, denn nach «Change The World» kündigte Slowhand an, er werde nun ein paar Songs seines neuen Albums spielen. «When You Got A Good Friend» heizte richtig ein, doch mit dem «Milkcow's Claf Blues» und «Kind Hearted Woman» bot die Band danach wieder erstklassigen Blues mit Soli. Die Enttäuschung folgte auf dem Fuss, das jazzige «They're Red Hot», einer der Höhepunkte auf dem Album, kommt live nicht recht rüber. Ein Umstand, den der nächste Song bereits wieder vergessen machte: «I Shot The Sherif», kehrte nach jahrelanger Absenz wieder ins Set zurück.

Den Höhepunkt des Konzertes bildete «Third Degree», bei welchem sich die Instrumentalisten mit den Soli abwechselten. Das letzte Drittel des Sets war mit einem druckvollen «Badge», einem harten «Cocaine» und dem Klassiker «Layla» eine Greatest Hits Show, die mit der ersten Zugabe, «Sunshine Of Your Love» abgeschlossen wurde. Für «Got My Mojo Working», vor welchem Eric Clapton fragte, ob wir Lust auf Rock n' Roll hätten, kam Rudolf Randolph nochmals auf die Bühne.

Der programmatische Schwerpunkt hatte Eric Clapton auf die 70er-Jahre gelegt, als er noch Blues spielte. Mit 19 Songs in zwei Stunden liess er sich nicht lumpen. Die Zürcher erlebten den «klassischen» Eric Clapton, welcher in seinen Songs sich und seinen Mitmusikern den Raum zum solieren lässt



Eric Clapton live im Zürcher Hallenstadion am 28. März 2004, Foto: Roland Walter, www.ectours.de

Tracklisting:
When You Got A Good Friend
Little Queen Of Spades
They're Red Hot
Me and The Devil Blues
Traveling Riverside Blues
Last Fair Deal Gone Down
Stop Breakin' Down Blues
Milkcow's Calf Blues
Kindhearted Woman Blues
Come On In My Kitchen
If I Had Possession Over Judgment Day
Love In Vain
32-30 Blues
Hellhound on My Trail

Setliste 28. März 2004
Let it rain
Hoochie coochie man
Walk out in the rain
Bell bottom blues
Change the world (Acoustic)
When you got a good friend
Milkcow's calf blues
Kind hearted woman blues
They're red hot
I shot the sheriff
Third degree
Got to get better in a little while
I wanna little girl
Badge
Wonderful tonight
Cocaine
Layla

Sunshine of your love
Got my Mojo working

Eric Clapton
Me & Mr. Johnson
Duck Records (Warner Reprise) 48730-2

Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

Links:
www.claptononline.com und www.ericclapton.com

 

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