Mark Knopflers letztes Album Shangri La hat den Nachbrenner gezündet. Damals, als es erschien, interessierte es den Autor nicht sonderlich. Auch nicht als er es im November dann gehört und schlussendlich gekauft hatte, weil die Single Boom Like That gefällt, deren B-Seite Summer of Love es leider nicht aufs Album geschafft hat. Doch im Frühling begann das Album zu wirken und es kam nicht mehr vom ewig rotierenden Plattenteller runter. Mehr noch, der Autor kaufte über den Sommer die der vorherigen Knopfleralben.

Am 3. April erschien die europäische The Trawlerman’s Song EP. Sechs Songs sind darauf enthalten. Alle Songs sind live von der Band im Studio eingespielt und in einem Take aufgenommen worden. Das überrascht einerseits, weil die Songs durch das ungeschliffenere Gitarrenspiel prägnanter wirken. Andererseits überrascht es auch nicht, da auf der Bonus-DVD, die der Limited Edition von Shangri La beigelegt worden war, erläutert wird, dass die meisten Songs in zwei, maximal drei Takes aufgenommen worden waren. Neben dem Titelstück, dem entspannten und doch vorwärts gehendem Trawlerman’s Song, überzeugt der rauere Song For Sonny Liston und die bluesigere Fassung von Donegan’s Gone. Bloss nuschelt Knopfler den Refrain so unverständlich wie seine Songansagen an den Konzerten. Auch Back To Tupelo, die Story über eine junge Frau, die desillusioniert aus einer Grossstadt zurückkehrt mag hier auf der EP besser überzeugen.

Mitte Juni erschien dieselbe EP in den USA. Das Cover und dreiviertel der Songs teilt sie mit der europäischen Schwester. Den Titel hat sie geändert auf One Take Radio Session. Zwei weitere Songs in einem Durchgang aufgenommene Songs wurden hinzugefügt: Everybody Pays und Rüdiger, der Song über einen Die Hard Fan aus Berlin ab dem 96er-Album Golden Heart. Obwohl Everybody Pays nicht der beste Song ist, lohnt sich der Kauf der One Take Radio Session. Diese hat nicht zuletzt durch das bluesige Rüdiger die ausgewogenere Mischung. Und mit der Laufzeit von knapp vierzig Minuten ist es eigentlich ein Album. Erinnern wir uns: Telegraph Road, Knopflers 1984er-Scheibe mit den Dire Straits dauerte nicht länger und enthielt bloss fünf Songs.

Mark Knopfler im Shangri La Studio. Foto rechts: fendereurope.com

Artikel über Mark Knopfler und DireStraits im Archiv

• Dire Straits zum Letzten? (On The Night - Live, 1993)