Musicus
Lauwarmes Gemüse
20. September 2005
Die neue Platte von Patent Ochnser fasst erstens mal ihre gesamte Karriere musikalisch zusammen. Zudem schliesst das neue Album an seinen flügellahmen Vorgänger an. Bewertung * * * *

Viel ist seit dem letzen Album im Ochsnerland geschehen. Die Band hat das Label gewechselt, von Bertelsmann (heute Sony BMG) zum Musikvertrieb. Vielleicht hat aber auch der zuständige Productmanager, der den selben Weg ging, die Ochsners im Gepäch behalten. An der Aufmachung der CD hat sich auf den ersten Blick nichts geändert. Auf dem Cover grinsen einem Steinherz, -totenschädel und –teufelsfratze an. Und wie schon beim letzten Album Trybguet ist das Cover von Liebi, Tod und Tüüfu eine Mischung aus dem klassischen Gatefolded Cover und Digipack ohne den Plastikeinsatz für die CD. Dafür - und das ist der Unterschied zum Vorgänger - klebt im Innern ein nach Labelangaben 160-seitiges Booklet, worin noch mehr von den von Martin Albisetti gestalteten Karnevalssteinen zu sehen sind.

Auch musikalisch knüpft das neue Ochsnerwerk an seinen eher flügellahmen Vorgänger an. Einen Unterschied gibt es dennoch, der alte Müssiggänger und die faule Sau wie der Eberhard kommen in den Texten wieder vor. Und für einmal muss man den Texter Huber in Schutz nehmen. Denn mit seinem Wunsch, Bünes Texte einmal zu verstehen, ist der Autor mit demKulturredaktor von Radio DRS, Eric Facon, in guter Gesellschaft. Doch die bildlichen und poetischen Formulierungen fehlen diesmal ganz.

Die ersten Songs brauchten nicht einmal mehr Chris von Rohr, um die Produktion zu verbocken. Erst ab Füdlifinger Fritz, den Büne Huber seiner damals vierjährigen Tochter geschrieben hat, beginnt sich das Album zu entwickeln. Die für die Radios ausgekoppelte Single Vohinger U Vovor geht noch ordentlich ab. Danach folgen ein paar melancholische Ochsnerballaden, die nicht ganz so pfiffig sind wie die auf Fischer, aber zu den besseren Songs gehören. Der beste Song auf dem Album ist Blues. Schade, dass ihn Bünes Rumpelorchester nicht schon früher dieser Musik angenommen haben. Und das Schlussstück Füürwärch, das mit seiner traurigen Klarinette und dem Saxofon auch auf Gmües oder der Schlachtplatte Platz gefunden hätte.

 

Tracklisting:

Grüens Liecht
Diener + Chnächt
Früecher
Villechlanisolasy
Füdlifinger Fritz
Vohinger + Vovor
Echo
Heimat
Heimatlini
Blues
Schlächte Verlürer
Nonid + Schonümm
Füürwärch

 

   

Patent Ochsner
Liebi Tod & Tüüfu
Stella Nera, Musikvertrieb

Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

   
Links:
www.patentochsner.ch
 
   

Das Dossier über Patent Ochsner enthält:

Artikel:
- Interview von Jonas Hoskyn und Yves Baer mit Büne Huber (2005, Liebi Tod & Tüüfu)
- Fast schon ein Klassiker (2005, Patent Ochsner Songbuch)
- Brachliegendes Treibgut (2003, Trybguet)

Fotos:
- Bilder vom Interview mit Büne Huber (2005, Liebi, Tod & Tüüfu Promotion)
- Salomon Röschti & His Bollas (Das Comeback Konzert der Ochsner vom26. Juni 2002)