Musicus
Was Yoko Ono mit Bern zu tun hat
12. Februar2007
Bubi Rufener ist ein musikalisches Chamäleon: Als VR Horny rappte er in der Revolting Allschwil Posse, mit Bishophs’ Daughter spielte er Punkrock ein. Das erste Album von Boob war ein TripHop-Werk. Mit «The Ono Sessions» legt er nun ein witzig feuriges Bandalbum vor und kehrt damit in die Rock’n’Roll-Welt zurück. Mit an Bord hat er Berner Veteranen, die rocken, als ob sie sich gar nie aus dem Geschäft zurück gezogen hätten. Bewertung * * * * * *

Gut gelaunt trifft Bubi Rufener zum Gespräch im Sitzungszimmer von Weltrekords ein. Mit einem Album wie «The Ono Sessions», hat er allen Grund, gut gelaunt zu sein. Als zu Weihnachten die EP «A House Is A House» erschien, glaubte man, sich verhört zu haben. Im besten Grungerockstil rockte der «Flatsplasher Blues» aus den Boxen, bevor der Beatles-eque Ohrwurm «A House Is A House » erklang. Dabei stand bis anhin der Name Boob für ein triphopendes Elektropop-Album, welches Bubi Rufener mit Carlos Haefliger von Phon Roll eingespielt hatte, und das von Züri Wests Gitarrenmann Küse Fehlmann produziert worden war. Prominente Mitwirkende auf diesem Album waren u.a. Gere Stäuble (Züri West), Jüre Schmidhauser (Shoppers) und Mich Gerber. Das Duo Haefliger und Rufener alias Boob waren eine Art Berner All Star Band ohne die Frontköpfe Lauener, Huber und Hofer. Bubi Rufener wagte sich damals in das neue musikalische Fahrwasser, da er die krachenden Gitarren satt hatte. Und in Küse Fehlmann hatte er einen Produzenten, der bereit war, das musikalische Abenteuer einzugehen. Doch der neue Sound funktionierte live nicht richtig. Und die harten Kritiken seiner Freunde wurmten Rufener wohl mehr, als er zugeben möchte.

Aus dem Duo Boob ist 2007 ein Quartett und eine richtige Band geworden. Christoph Kohli von Span sowie die beiden Züri-West-Pensionäre Sam Mumenthaler und Peter «Sibi» von Siebenthal stiessen hinzu. In dieser personellen Zusammensetzung spielten die Musiker schon in der Partyband Backbeat, welche Songs von Jerry Lee Lewis oder Chuck Berry interpretierte. Und als Bubi Rufener seinen Bandkollegen erzählte, er würde an einer neuen Platte arbeiten, baten alle um die Demotapes. So ergab sich schlussendlich eines nach dem anderen. Mit Rock’n’Rollenden-Kollegen und als Mitglied der Coverband Sugarbabies - mit Küse Fehlmann, Kuno Lauener und Gere Stäuble u.a. - war Rufener 2005 durch die Schweizer Clubs getourt. Im Programm hatte die Band ausschliesslich Coverversionen von Jimi Hendrix, AC/DC, den Beastie Boys oder den Beatles. Und so klingen die «Ono Sessions von Boob» nun eigentlich fast wie die Fortsetzung der Sugarbabies, bloss mit ausgewechseltem Personal.

Spielereien à gogo
Vom Albumtitel auf Yoko Ono zu schliessen, ist nahe liegend, zumal die japanische Flagge auf dem Cover zu sehen ist. Er habe Yoko Ono schon immer eine grossartige Künstlerin gefunden, erzählt Bubi Rufener. Songs wie «Walking On Thin Ice » gefallen ihm, auch wenn er eingesteht, dass Frau Ono überhaupt nicht singen kann. Und dann erzählt er die Ge-schichte über die Entstehung des Namens. Als Züri West um ihr Album «Aloha From Züri West» zu promoten auf das Dach von Weltrekords stiegen, um dort ein Konzert zu geben wie weiland die Beatles, hatte Bubi Rufener geholfen, das Equipment auf das Dach zu schleppen. Als Kuno Lauener meinte, dass ihnen noch eine Yoko Ono fehlen würde, ging Rufener eine schwarze Perücke kaufen und mimte zum Vergnügen aller Beteiligten auf dem Dach die Yoko. Seither hat er den Übernamen Bubi Ono. Eigentlich wollte er das Album auch so nennen, da es sich aber zum Bandalbum entwickelt hat, entschied er sich für die «Ono Sessions », was zugleich noch ein Wortspiel ist, da Ono auf Berndeutsch «auch noch» bedeutet. Und wer das Cover genau betrachtet, wird die englische Entsprechung des Bandnamens abgebildet finden.

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Tracklisting

Cold Turkey
Over
A House Is A House
On Your Own
Delirious
Strange Bird
Fill Her Up
Can't Get You Out
Hard Headed Girl
Flatsplasher Blues
Revolution Rock
Maggie
Have Love Will Travel
Sleep



Tracklisting EP

Flatsplasher Blues
A House Is A House
Sleep
Cold Turkey

 

 

 

 

 
Vom Sinn des Lebens
Bubi Rufener ist ein Mensch, der in seiner Arbeit einen Sinn erkennen muss. So arbeitet er halbtags in einer Berner Fixerstube. Aufgrund seines Brotjobs hat Bubi die Drogenkranken und die Mechanismen, die zur Sucht führen, zu verstehen gelernt. Deshalb ist seine Version von «Cold Turkey» ebenso glaubwürdig und ehrlich wie John Lennons Original, mit dem Unterschied dass Lennon selber heroinsüchtig war. Als Bernhard Giger während den Arbeiten zu seinem Dokumentarfilm «Fixerorte» im Fixerstübli drehte, in welchem Bubi Rufener arbeitet, erzählte Bubi, dass er «Cold Turkey» aufgenommen habe. Bernhard Giger war begeistert und fragte, ob er den Song in seinem Film verwenden könne.

Bubi Rufener hat Buchhändler gelernt. Einerseits liebt er Bücher über alles, und andererseits hatte er als 18-jähriger in dieser Profession einen Sinn gefunden. Die Sprachliebe es auch, die ihn in der Revolting Allschwil Posse (RAP) als VR Horny rappen liess. Und als er die ersten Poetry Slams gehört hatte, war er derart begeistert davon, dass er in Bern welche organisierte. Während seiner Jugendzeit als Punk war es total uncool, Gedichte zu schreiben. Eine Generation später treten die Jugendlichen selbstbewusst damit auf. Eine Tatsache, die Bubi Rufener mit grosser Freude beobachtet hat. Ein weiterer Genrewechsel zum Buchautor aber schliesst er hingegen aus. Hingegen wünscht er sich, nach der Tour mit Boob, die am 29. März startet, nochmals ins Studio zu gehen und ein weiteres Album einzuspielen.

 
   

Boob
The Ono Sessions
Weltrekords 140407-2

Links: www.boobmusic.ch

 Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk
   

Weitere Artikel über Bubi Rufener:

- Rückkehr in die Rock'n'Roll-Welt (Interview 2007)
- Fotos, live mit den Sugarbabies in Zürich, 2005