Ein Guide durch die Nacht
24. Januar 2009
Nach dreieinhalb Jahren erscheint nun der Drittling: «Tonight: Franz Ferdinand». Es ist Schritt nach vorne und zwei zurück, aber alles etwas zu zaghaft, wie auch die Bonus CD Blood zeigt.
Bewertung * * * * 1/2


Anfang 2007 gingen Franz Ferdinand nach einer dreimonatigen Pause, die sie sich nach dem Ende der Tour zu «You Could Have It So Much Better With» eingelegt hatten, wieder zusammen ins Studio. «Wir gingen alles in einem relaxten Rahmen an», erzählt Bassist Bob Hardy im Interview mit dem Loop. Die Band nahm sich die Zeit, um den Sound zu entwickeln, den sie für richtig hält. Natürlich wurde auch herumgeblödelt. So erstand man sich auf einem Flohmarkt ein menschliches Skelett und missbrauchte dessen Knochen als Drums (zu hören auf «Katherine Kiss Me»).

Nach gut einem Jahr traten Franz Ferdinand wieder live auf, spielten einige neue Songs und testete deren Wirkung. Vor allem «Ulysses» habe dank der Konzerte seine endgültige Form erhalten, erläutert Bob. Das Tempo wurde aus den Songs genommen: «Tonight» wurde wieder tanzbar. Man hört den Liedern die lange Entstehungszeit und die Live-Erprobung an. Das Vorgängeralbum «You Could Have It So Much Better With» wirkt dagegen wie ein Schnellschuss. «Tonight» erinnert wieder stärker an das Debutalbum, ohne ganz an dieses anzuknüpfen und auch ohne dieses ganz zu kopieren. «Wir wollten kein weiteres Franz-Ferdinand-Album nach Schema F machen», meint Bob Hardy.

Dennoch muss sich die Band die Kritig gefallen lassen, dass er ihr nicht immer gelungen ist. Es spricht nichts dagegen, die Fans mit typischen Erkennungsmerkmalen wie treibenden Gitarren und Mitgröhl Refrains abzuholen. Während der ersten zwei Drittel der Platte ist man ein wenig enttäuscht angesichst der vornehmen Zurückhaltung bei den neu verwendeten Disco- und Elektro-Pop-Sounds. Zwar amüsiert man sich mit der Band über die dummen Journalistenfragen, die sie in «What She Came For» persiflieren, doch Songs wie «Turn It On» oder «Bite Hard» sind Franz-Ferdinand-Dutzendware, wie auf der letzten Platte.

Doch auch wie damals wecken einige der grandiose Songs wie die perfekt arrangierte Single «Ulysses», «Lucid Dreams», das sich in einer dreiminütigen Acid-House-Synthesizer-Orgie auflöst, das roboterartige gesungene «Dream Again» oder die Ballade «Katherine Kiss Me» die Lust auf mehr. Und man verzeiht der Band ihre Vorsicht vor allzuvielen Neuerungen auf einmal.

Wer etwas mehr bezahlt als nur die Einzel-CD, kann mit der Bonus CD «Blood» den vermissten Neuerungen nachspüren und sich die Dub-Remixe einiger Songs von «Tonight» anhören. Doch auch hier beschleicht sich einem dasselbe Gefühl wie beim Album. Man fragt sich, weshalb die Band so zurückhalten bleibt. Doch am Ende ist man froh, dass die Dub Remixes alle auf einer separaten CD veröffentlicht wurden, einer der Tracks hätte «Tonight» durchaus noch gut getan, mehr aber nicht. Denn wie so oft sind Remixe bloss Spielereien.

Doppelt belichtet hält besser: Franz Ferdinand.


Trackliste
Ulysses
Turn It On
No You Girls
Twilight Omens
Send Him Away
Live Alone
Bite Hard
What She Came For
Can't Stop Feeling
Lucid Dreams
Dream Again
Katherine Kiss Me

Trackliste Bonus CD Blood
Feel The Pressure
Die On he Floor
The Vaguest Of The Feelings
If I Can't Have You Then Nobody Can
Katherine Hit Me
Backwards On My Face
Feeling Kind Of Anxious
Feel The Envy




 

 

Links: Franz Ferdinand



Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

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