Zum dritten Mal wrid eine Band als Erfinderin des Trip-Hop gefeiert, die mit einem guten Album zurückkehrt. Und zum dritten Mal weigert sich die Band gegen diese Etikette. Wie Smith & Mighty mit «Big Lie Small World» (2000) und Portishead mit «3rd» (2008), sind es nun Massive Attack, die vorgeben, dass ihnen musikalische Schubladen egal wären. Grantly Marshall alias Daddy G und Robert Del Naja alias 3 D haben sich nach sieben Jahren Albumpause wieder zusammengerauft und sind ihrem Motto, dass alles was Wert ist, getan zu werden, langsam geschehen muss, treu geblieben.

«Heligoland» ist wohl das am schnellsten zugängliche Album der Band. Rasch werden Erinnerungen an ihr Debut «Blue Lines» geweckt. Allerdings bleiben Massive Attack nicht bei den Selbstzitaten, sondern spielen Trip-Hop ein, wie dieser heute zu klingen hat. Stellenweise glaubt man, Portishead zu hören – und liegt nicht falsch, denn Adrian Utley wurde als Gastgitarrist verpflichtet. Gleiches gilt in Bezug auf den Eindruck, dass bei «Splitting The Atom» und «Saturday Come Slow» die Gorrillaz Pate gestanden hätten. Und was nach Damon Albarn klingt, geschah mit seiner Beteiligung: Beide Songs wurden mit ihm geschrieben, bei letzterem ist Albarns Gesang auch prominent zu hören.

So bleibt einem nur noch das Rätsel um den kryptischen Titel zu lösen: Ist es ein Wortspiel aus hell ego und land und bezieht sich auf jüngere Bandgeschichte, als sich 3D und Daddy G kurzfristig (für das Album «100th Window») kurzfristig getrennt hatten? Oder ist es der Name für Helgoland, der Felseninsel, welche die englische Armee im 2. Weltkrieg ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung Waffentests durchgeführt hatte? Das würde zu 3Ds Paziismus passen.

3D und Daddy G, die beiden Köpfe von Portishead. Wie Smith & Mighty stammen sie aus Bristol und waren in den frühen 90er-Jahren die Flagschiffe des Bristol-Sounds.

Links: Massive Attack