Er tut und kann es noch immer
20. Mai 2016
Mit dem auf den Blues gelegten Fokus legt Eric Clapton mit «I Still Do» eines seiner besten Studioalben vor.
Bewertung * * * * *


Eric Clapton, unterdessen 71-jährig, sieht auf dem von Peter Blake (gestaltete «Sgt. Pepper» von den Beatles) gemalten Cover wie ein ergrauender Mittfünfziger aus. Musikalisch gehört Slowhand noch lange nicht zum alten Eisen, auch im 21. Jahrhundert gilt, spielt Eric Clapton den Blues, ist das etwas vom besten.

Live schon länger wieder ausschliesslich dem Blues verpflichtet, waren Claptons Studioalben der letzten 20 Jahre entweder brillante, reine Bluesalben und Tribute an die alten Helden oder dann mediokre Alben mit einem Potpurri aus ideenlosen Selbstzitaten und verkrampftem Radiopop. «I Still Do» gehört vom Konzept her in diese letzte Kategorie. Glücklicherweise hat sich Clapton auf den Blues konzentriert. Er spannt den Bogen von den rauen schwarzen Anfängen im Mississippi-Delta zum klebrigen weissen Wohlstandsblues des 21. Jahrhunderts.

eric clapton 2015 70 years
Sein Leben war hart genug, mit 70 Jahren kann er lachend den Blues spielen. Eric Clapton – hier 2015 – ist live und wenn er den Blues spielt noch immer ein sicherer Wert.


Als Tributalbum geht «I Still Do» nicht durch und ist daher das beste Studioalbum Claptons seit dem 1989er-«Journeyman». Schon mit den ersten Takten fallen die Spielfreude seiner Band und die aufs wesentliche reduzierte Produktion auf. Glyn Jones, der 1977 «Slowhand» und 1978 «Backless» produziert hatte, sass an den Reglern. «Nach all den Jahren war es wieder an der Zeit, mit Glyn zu arbeiten», sagt Eric. Der Titel «I Still Do» ist Programm, Clapton spielt, was ihn in den 60er- und 70er-Jahren gross gemacht hat: Die Songs seiner Vorbilder, in diesem Falle Robert Johnson mit «Stones In My Passway», J. J. Cale mit «Can’t Let You Do It» sowie «Somebody’s Knocking» und Bob Dylan «I Dreamed I Saw Saint Augustine», interpretiert diese originalgetreu und gibt ihnen dennoch so viel eigene Interpretation, dass sie zu seinen eigenen werden und die drei schwächeren Songs, darunter Claptons zwei Eigenkompositionen, vergessen lassen und «I Still Do» zu einem Markstein in seinem Katalog machen.

Rezeption
«I Still Do» überzeugt weltweit die Kritiker und Fans gleichermassen. The Independent nannte es das überzeugendste Album seit einer Ewigkeit, metacritic.com errechnete einen Wert von 74 aus 100 Punkten, und Bill Hermes vom Rolling Stone schrieb von einem willkommenem Wechsel im Vergleich zur Pensionären-Postkarte «Old Sock», dem Vorgängeralbum von 2013. Und das Mojo stellte fest, dass Clapton seit Jahren nicht mehr so inspiriert geklungen hat.

Nach einer Woche lässt sich der Charterfolg sehen: Topten-Platzierungen erzielte das Album in Deutschland, Holland, Neuseeland (je Platz 5), England (Rang 6), Frankreich (Platz 9) und Belgien (5 in Wallonien, 10 in Flandern). In Schweden gab es Rang 13, in Irland 18. Die USA und die Schweiz vermeldeten noch keine Verkäufe.


eric clapton 2016
Scheunen Blues statt Garagen Rock: Eric Clapton 2016.
Foto: surfdog.com



cover clapton 2016 i still do

Tracklist:
Alabama Woman Blues
Can't Let You Do It
I Will Be There
Spiral
Catch The Blues
Cypress Grove
Little Man, You've Had A Busy Day
Stones In My Passway
I Dreamed I Saw Saint Augustine
I'll Be Allright
Somebody's Knocking
I'll Be Seeing You

Bonus Tracks
auf Special Edition
Lonesome
Freight Train

Limited Edition Tube Box
mit USB Stick

clapton 2016 i still do tube box

Special Edition
Denim Box mit Fotos und USB Stick
+ 2 Bonus Tracks

clapton 2016 i still do denim

Links:
Eric Clapton



Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwer
k

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