Mit der Kraft des Blues leben
23. Februar 2018
«Mein Leben» von Eric Clapton ist ein gutes Zeitzeugnis und macht den Menschen hinter dem Star fühlbar.


Eric Claptons Autobiografie ist schwere Kost. Nicht, weil er ein derart schweres Leben hatte, an dem manch anderer zerbrochen wäre, sondern weil er dieses schonungslos offen erzählt. So offen, dass es fast schon peinlich wirkt, wenn er im Garten des Weissen Hauses hinters Festzelt tritt, um in die Hecke zu pinkeln und dabei dann mit offener Hose in die Gewehrmündung eines Wachsoldaten blickt. Es ist zugleich einer der wenigen heiteren Momente im Buch.

Eric Clapton lässt an seinen Gefühlen teilhaben, beispielsweise als man ihm als Neunjährigem eröffnete, dass er gar nicht bei seinen Eltern, sondern Grosseltern aufwachse. Er hatte bis dahin seine Mutter für seine ältere Schwester gehalten. Seine Enttäuschung ist noch immer spürbar, dass Patty Boyd, damalige Harrison, anstatt sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben, als er ihr bei einem Candle light Dinner «Layla» vorspielte, das ihr gewidmete Album gar nicht gefiel. Richtig schwer wird die Lektüre, wenn Eric Clapton über seine Alkohol- und Drogensucht schreibt und die unzähligen gescheiterten Ausstiegsversuche beschreibt. Immer wieder wiederholt er dabei, dass während der Sucht kein Sex möglich war, weil der Rausch auch die Libido betäubt hatte. Wegen den Drogen war die Ehe mit Patty Boyd ziemlich enthaltsam.

Dieselbe Aufrichtigkeit legt Eric Clapton auch in den Schilderungen über den Tod seines sechsjährigen Sohnes Connor an den Tag. Man erlebt mit ihm nochmals den letzten gemeinsamen Nachmittag mit, den er im Song «Circus» beschrieben hat. So offen er über seine Sucht schrieb, so ehrlich beschreibt Clapton seine Unfähigkeit, mit seiner Trauer umzugehen und gleichzeitig als Partner für Lory del Santo, aus deren Wohnzimmerfenster Connor gefallen war, da zu sein. Er verurteilt sich dabei so gnadenlos, wie dies sonst nur sogenannte Skandalbiografen tun – es war George Harrison, der sich um beide kümmerte, und 1992 mit Eric Clapton auf Tour ging, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.

Am Ende gönnt man Clapton, dass er Anfang der Nullerjahre den familiären Frieden und den Frieden in seinem Leben gefunden hat und dann und wann in der lokalen Kirchgemeinde die Gitarre hervornimmt. Das Buch endet, wie sich Clapton 2006 mitten im Kinderlärm seine Autobiografie verfassend beschreibt.


eric clapton 2007
Buddy Guy und Eric Clapton 2007 beim Crossroads Guitar Festival, das Eric Clapton initiiert hat.



 

 

 

 

 
Link:
Eric Clapton
Fanclub Magazin: Where Is Eric?



Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

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