Monster, neu gemischt
6. Dezember 2019
In einer schlichten Box veröffentlichen R.E.M. ihr 1994er-Werk «Monster» mit zusätzlichen Demos, einem Konzert, den Videoclips und Konzertfilm. Und einer neuen, lieblicheren Abmischung. Eine Höhrprobe.
Bewertung: * * * * *


«Hallo Zürich, wir sind R.E.M. Es tut uns gut, wieder hier zu sein. Wir sind froh, wieder in der Schweiz zu spielen. Wie ihr wisst, ist die Schweiz ein besonderer Ort für uns.» So oder ähnlich, (Bootlegs mögen die Erinnerung korrigieren) war 1999 Michael Stipes Begrüssung im Hallenstadion – vier Jahre nach Lausanne. Am 1. März 1995 erlitt Schlagzeuger Bill Berry während des Konzertes der «Monster Tour» in der Patinoire eine Gehirnblutung. Vier Jahre später stellte sich die zum Trio geschrumpfte Band in Zürich ihrem helvetischen Monster.

Rückblickend betrachtet waren die 1990er-Jahre ein tolles Jahrzehnt, Topbands wie U2 und R.E.M. knallten ihren Fans eine Kaskade von wie Atombomben wirkenden Alben in den CD Player, man nehme «Achtung Baby» oder eben «Monster», das 1994 erschien. Nach dem Wechsel zum Majorlabel wurden R.E.M. Anfang der 90er-Jahre mit den Alben «Green» und «Automatic For The People» und den Hits «Losing My Religion», «Drive» «Man On The Moon» und «Everybody Hurts» zu Weltstars. Auf beiden Alben erkundtete die Band akustische Instrumente wie die Mandoline. Doch die ehemaligen College-Rocker wollten wieder mehr elektrische Gitarren und verarbeiteten die Grunge-Explosion Anfang des Jahrzehntes.

Beschäftigte sich das Vorgängeralbum «Automatic For The People» mit dem Tod, handelten Michael Stipes Songs nun vom Ruhm und dessen Folgen. Stipe schlüpfte dabei in verschiedene Rollen, ohne über sich selbst zu schreiben. Ausser bei «Let Me In». «Im Song bin ich das mit Kurt Cobain am Telefon und versuche ihn aus seinen Gedanken, in denen er feststeckte, rauszukriegen.» Stipe und Cobain wollten zusammen das nächste Nirvana-Album besprechen, doch kam durch Cobains Suizid nicht mehr dazu.


«Monster» wurde von den Kritikern zur Zeit gut aufgenommen und erreichte sowohl in den USA als auch England, aber auch in der Schweiz die Chartspitze. Dennoch hatte die Band später, Produzent Scott Litt schon von Beginn an, ambivalente Gefühle, so hat Litt das Album immer als zu brutal abgemischt empfunden. Auf «Monster» sind die Gitarren laut, brachial und oft verzerrt und in den Vordergrund gemischt, während Michel Stipes Stimme etwas in den Hintergrund gemischt ist. Aber gerade das Brachiale macht das Album aus.

Nun wurde «Monster» in einer 25-Jahre-Jubiläumsbox neu aufgelegt. Das Originalalbum wurde sanft remastered. Auf der zweiten CD finden sich die Demoversionen der Songs. Die vierte und fünfte CD enthalten ein Konzert in Chicago, Disc 6 ist eine Blue-Ray, worauf alle Videoclips sind, die Hi-Res-Aufnahme des Albums und der 1995 erschienene «Road Movie», der an den letzten drei Konzerten der «Monster-Tour» entstand. Scott Litt nutzte die Möglichkeit und mischte das Album für die Box neu, so wie er findet, er das Album schon hätte beim ersten Mal mischen sollen. Er mischte Stipes Gesang stärker in den Vordergrund und holte bei einigen Songs weitere Instrumente aus dem Mix, die zuvor stumm gewesen waren. «Monster Remix» klingt nun mehr nach R.E.M., ist aber zahmer. Und wer möchte schon zahme Monster?

r.e.m. 1994 monster
R.E.M. 1993: Peter Buck, Mike Mills, Michael Stipe und Bill Berry. Foto: remhq.com




CD 1:
Original Album

What's The Frequency, Kenneth?
Crush With Eyeliner
King Of Comedy
I Don't Sleep I Dream
Star 69
Strange Currencies
Tongue
Bang And Blame
I Took Your Name
Let Me In
Circus Envy
You


CD 2:
Demos:
Pete's Hit
Uptempo Mo Distortion
Uptempo Ricky
Harlan County With Wistling
Lost Song
Am Boo
Mike's Gtr
Sputnik 1 Remix
Black Sky 4-14
Revolution 4-21
Rocker With Vocal
Time Is On Mikes Side
Experiment 4-28 No Vocal
Highland Fing 4-29
Cranky 4-29

CD 3:
2019 Remix

Tracks wie CD 1

CD 4:
Live In Chicago 1995

What's The Frequency, Kenneth?
Circus Envy
Crush With Eyeliner
Near Wild Heaven
Welcome To The Occupation
Undertow
I Took Your Name
Strange Currencies
Me In Honey
Revolution
Tongue
Man On The Moon
Country Feedback
Monty Got A Raw Deal

CD 5:
Live In Chicago

Losing My Religion
You
Depature
Orange Crush
Get Up
Star 69
Let Me In
Everybody Hurts
So, Central Rain
Pop Song 89
It's The End Of The World As We Know It

Disc 6:
Blue Ray

Video Clips
Tourfilm

HI Res Audio
Surround Audio


Erschien am 6. Dezember in der Augabe 10/2019.

 

 

 

 



Notenraster:
* Geld verschwendet
* * Eine EP hätts getan
* * * Okay
* * * * gutes Album
* * * * * we are pleased
* * * * * * Meisterwerk

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