Irgendetwas ist anders, doch was? Drei Dinge fallen zugleich auf: Das neue Patent Ochsner Album «Tag und Nacht» ist aus einem Guss. Es hat viele fröhliche Melodien. Und der andere Büne Huber ist wieder zurück, jener mit der glattgeschliffenen, radiotauglichen Produktion. Der Unterschied zum Vorgängeralbum «Cut Up» ist, um den Vergleich zu bemühen, wie Tag und Nacht. «Cut Up» strotzte vor Kreativität und überraschte mit neuen Stimmungen und Tönen.
Viel ist seither geschehen: eine globale Pandemie, ein Unplugged-Konzert, unzählige Konzerte, eine TV-Dokumentation über Büne Huber, eine von ihm gestaltete PET-Tragtasche von Coop. Und, wie man kürzlich im «Blick» lesen konnte, hat Herr Huber sein Testament gemacht, weil er nun über 60 Lenze zählt.
aus einem Guss
Glattgeschliffen bedeutet aber im Fall von «Tag und Nacht» nicht, dass mit dem Album Langeweile droht. Denn trotz der eher polierten Produktion ist bei vielen Songs ihr vielfältiges Gerüst erkennbar, unter der Oberfläche rumpelt es noch, wie man es von Patent Ochsner gewöhnt ist, das Spiel der Bläser erinnert oft mehr an eine präzise Brassband als an eine betrunkene Guggenmusik.

«Tag & Nacht» hat seine musikalischen Momente, was daran liegt, dass Huber nach wie vor ein Meister der Arrangements ist. Richtig, der Arrangements, für einmal nicht aber der Songmelodien. Womit wir wieder bei der ersten Feststellung sind, dass das Album aus einem Guss ist, man hat auch das Gefühl, dass Huber eine oder zwei Melodien schrieb, und diese endlos in verschiedenem Gewand zu variieren scheint. Hiermit erinnert er stark an Sting, der ebenso gekonnt zwischen den Stilen wechseln und diese kombinieren kann, aber kaum mehr einprägsame Melodien zustande bringt.
Es hätte auch anders kommen können
«Das Leben hält sich nicht immer an die Pläne, die man schmiedet. «Tag & Nacht» entstand deshalb unter leicht erschwerten Umständen», erzählt Büne Huber. Das Album hätte ganz anders klingen können, ein enger Freund Huber verstarb und verarbeitete die Trauer mit Musik. Acht Songs waren es, keiner davon ist auf dem Album, zu intensiv waren sie.

Ausschnitt aus dem Leporello.
Die Intensivität ist es, die «Tag & Nacht» fehlt, die aber Kennzeichen der Patent Ochsner war, mit denen sie unsterblich wurden, mit den klassischen Alben in den 90er-Jahren, bevor die Produktion in den 00er-Jahren radiotauglich wurde. Die Intensität, welche die frühen Ochsner-Alben aber auch als zu stark erscheinen lassen und niemals mit Liebeskummer oder Depressionen genossen werden sollen. Es ist beeindruckend, wie Büne Huber heute zu seinen Depressionen steht, die er in der Musik verarbeitert. Wir kennen die acht Songs nicht, glauben Büne aber, dass sie nicht auf das Album gepasst haben. Denn, siehe oben, «Tag & Nacht ist aus einem Guss. Erhältlich ist es im Streaming, als Doppel-Schallplatte und als CD in einem Leporello Buch, das 96 Seiten am Stück enthält und stolze 6 Meter umfasst.
Bei «Cut Up» prophezeiten wir im Loop, dass es erfolgreich sein würde - es wurde Album des Jahres bei den Swiss Music Awards. Bei «Tag & Nacht» überlassen wir Prognosen Thomas Bucheli, denn, wie eingangs erwähnt, irgendetwas ist anders.

Patent Ochsner sind auch dieses Jahr auf Tour, hier im letzen Herbst in der Mühle Hunziken. Foto: Screenshot: instagram.com/patentochsner
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Tracklist
Universum (Prolog)
Lümu
Hannah Luna
Brienz
Mama Be
Chopf oder Zahl
Stäffisburg
Dämone
Down The Road
Mariana Sanchez
Flieder
Flitzer
Shaiszelied
Moosrose
Das Bild
Sowieso
Universum (Epilog)

Erschien am 28. Februar in der Ausgabe 2/2025.
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