The Fireman rushes in
21. September 1998
Nach dem Trance-Album «Strawberries Ocean Ships Forrest» folgt nun der Zweitling des Feuerwehrmanns: «Rushes» ist ein entspanntes Ambient-Album.
Bewertung: * * * * *


Nur die harten McCartneyfans, sowie einige Musikjournalisten, Biographen und Plattenhändler wissen, wer sich hinter der Band The Firemen verbirgt, deren Alben beim Hydra Label verlegt werden. Die musikalischen Feuerwehrmänner sind der Produzent Youth (Tears For Fears, U2 u.a.) und Paul McCartney. Überrascht ist niemand über McCartney, schliesslich gehörte er während Swinging London vor gut dreissig Jahren zu den innovativsten Köpfen, welche die Musikbranche hatte. Der Geist der Avantgarde und der Sixties weht ab und zu durch McCartneys Studio Hog Hill in Sussex. Während man vor dreissig Jahren stoned und auf LSD meinte, das Geräusch einer Schmutzpfütze aufnehmen zu müssen, hat es McCartney auf «Rushes» einfach getan. Mikro eingstöpselt, Aufnahmetaste gedrückt. Fertig. Und das nüchtern, bzw. höchstens bekifft, Pauls Dauerdroge.

Die erste Firemen-Veröffentlichung, «Strawberries Ocean Ships Forrest» liegt schon fünf Jahre zurück. Die einen Biographen schreiben, zu tausenden hätten die Leute in den Clubs zu McCartneys Technoversuchen getanzt, die anderen ziehen diese Zahlen in Zweifel. Womit sie wohl recht haben. Das zweite Album, «Rushes», ist denn auch nicht für die Clubs sondern für die Lounges gedacht. Oder als Hintergrundmusik zum Arbeiten. Schon beim Opener «Watercolour Guitars» klingt kein Geräusch störend. Es könnte ebensogut Hintergrundmusik aus einem Film sein.

alles ist im Fluss
Während das erste Firemen-Album ein Remixalbum der Scheiben «Off The Ground» und «Back To The Egg» ist, ist «Rushe»s als eigenes Album entstanden. Das Album klingt, wie wenn es fliessen würde, das Summen von Insekten ist ebenso zu hören wie ein immer wiederkehrendes Klavierriff und das Stöhnen irgendwelcher Telefonsexgirls, schliesslich geht es auf «Rushes» nicht nur um Mutter Natur und Transzendenz, sondern auch um Sex.

Der Bandname The Firemen ist, wie der Albumtitel «Rushes» auch, dem Beatlestitel «Penny Lane» entliehen, worin es bekanntlicherweise heisst: «Back in Penny Lane there is a fireman with an hourglass. And in his pocket is a portrait of the queen. He likes to keep his fire engine clean. It's a clean machine (...) And then the firemen rushes in from the pouring rain, very strange».

Bannte die BBC noch vor wenigen Monaten McCartneys Videoclip zu «Beautiful Night», weil sich darin eine junge Frau auszieht, so wird ehrwüridge Tante BBC «Rushes» gar nicht spielen, nimmt man die CD aus der Hülle, ist unter einer Sternzeichenornamentzeichnung eine vollbusige nackte Frau fotografiert, die so ganz und gar nicht dem Schönheitsideal der 90er-Jahre entspricht, schon eher dem der 60er-Jahre.

Es bleibt nur noch festzustelllen, dass McCartney seit 1989 je ein Rockalbum, danach ein Livealbum, welches von einem Technoalbum abgelöst wurde, veröffentlicht hatte. Dazwischen fanden sich seine Ausflüge ins klassische Metier mit dem «Liverpool Oratorio», «A Leaf» und «Standing Stone» sowie die «Beatles Anthology». Wenn es so weitergeht, wird er bald wieder ein Rockalbum vorlegen, welches von etwas klassischem gefolgt sein wird.

rushes
Sex, Spiritualität und Transzendenz sind die Themen auf dem Album.


mccartney_rushes


Tracklist:
Watercolour Guitars
Palo Verde
Aura Verde
Fluid
Appletree Cinnabar Amber
Bison
7A.M.
Watercolour Rush

 

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