alte Freunde
19./20 Januar 2008


Im Fernsehen läuft ein alter Film.
Ich habe ihn schon zig Mal gesehen.
Bin längst an allen Schauplätzen gewesen,
die Handlung ist ein Teil meiner Erinnerung.
Auf dem Couchtisch steht noch ein Glas Rotwein.
Vielleicht ist es auch eine Tasse Kaffee.
Im Aschenbecher raucht noch etwas.
Es ist wie ein perfekter Abend mit alten Freunden.

Im Radio läuft die neue CD dieser Band.
Sie begleitet mich schon mehr als das halbe Leben.
Ich kenne sie wie mich selbst.
Manche Songs kenne ich auswendig,
weil sie wie für mich geschrieben worden sind.
Jedes neue Album ist wie ein Treffen mit alten Freunden.
Obschon nichts Neues, befruchtet es einem aufs Neue.
Und fügt einen weiteren Mosaikstein zum Soundtrack meines Lebens bei.

Ich fühle mich als ob ich meine Eltern besuchte.
Jeder Ort und die Dialoge sind bekannt.
Manche Szene kenn’ ich auswendig.
Einige möchte ich gerne nochmals erleben, andere lieber nicht.
Am Ende stelle ich die Disk ins Regal zurück.
Dort wartet sie bis ich sie wieder hervorhole.
Vielleicht entsorge ich sie dann –
oder ich lege sie mit grösstem Vergnügen wieder auf.

Genau so ist es mit alten Freunden.
Wissen nicht, wie wir zusammengekommen sind, und wissen auch nicht, weshalb.
Verstaut wie die alten Fotos in einem Schuhkarton,
reaktiviert man sie, wenn man Lust dazu verspürt.
Manche verlegt man mit der Zeit, die anderen behält man für immer.
Geht es bei Freundschaft nicht genau darum?
Wird sie mit der Zeit nicht auch besser,
so wie ein guter Wein, wenn man ihn reifen lässt?




 

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über das Schreiben eines literarischen Tagebuchs – 22. Januar


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