beim Fernsehen
15. Juni 2008


Wer hat wohl den härtesten Job bei Radrennen? Die Fahrer? Die sportlichen Leiter? Die Mechaniker? Die Mannschaftsärzte? Die Sportreporter? Das ist eine ganze Palette anstrengeder Jobs, aber kaum zu vergleichen mit dem des Kameramannes auf dem Motorrad. Während Stunden hat dieser die Kamera geschultert und versucht scharfe Bilder des Rennens zu liefern. Dabei turnt er oft auf dem Sozius des fahrenden Motorrades herum, um Bilder aus der Froschperspektive zu erhalten. Dies ohne Netz und doppelten Boden und auch ohne Sicherheitsgurt. Es ist fraglich, ob die Kameramänner eine Stuntausbildung genossen haben.

Auf der 2. Etappe der diesjährigen Tour de Suisse stellt das Schweizer Fernsehen eine Weltneuheit vor: das Kamera-Trike. Das Trike ist ein umgebautes dreirädriges Motorrad, das weniger mit den dreirädrigen bizarren Bikes des Giro d’Italias zu vergleichen ist als mit einem dreirädrigen Chopper. Der Kameramann sitzt in einem Sessel hinter dem Fahrer und steuert die Kamera mittels Joystick. Die Kamera ist dieselbe Kugelkamera, wie sie an den Helikoptern montiert ist, die das Feld begleiten. Durch ihre fünf Stabilisatoren liefert sie ein fast ganz stabiles Bild im 16:9 Format. Ihr Eigengewicht beträgt 40 Kilogramm. Das Trike selber hat 100 PS und etwas kleinere, dafür breitere Pneus als ein gewöhnliches Motorrad montiert. Der Clou an der Geschichte ist, dass das Gefährt bloss 20 Zentimeter breiter ist als die übrigen Kameramotorräder.

Die Bildqualität ist besser als bei herkömmlichen Kameras. Durch das Breitbild kann man besser das Geschehen in einer Spitzengruppe oder an der Spitze des Feldes verfolgen, da das Gesichtsfeld fast die gesamte Strassenbreite umfasst, weil der Fahrer sich weiter von der zur filmenden Gruppe entfernen kann als herkömmliche Kameramotos. Der einzige Nachteil dieser Superkamera ist, dass man die Fahrer nur von vorne sieht, und deshalb die Kommentatoren die Startnummern nicht mehr erkennen können. Das Trike wird sicher nicht alle Kameramotorräder ersetzen, es ist aber eine perfekte Ergänzung dazu. Ich bin gespannt, ob es von den grossen Rennen we der Tour de France übernommen wird.


 

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