vom Ausfüllen des Kurtaxen-Formulars
12 August 2008


Jeder moderne Mensch wird schon die Erfahrung gemacht haben, dass Formulare Glückssache sind. Wie oft sind sie unklar formuliert, zu allgemein gehalten oder eignen sonst nicht für die persönliche Situation. Zumeist kann man die meisten Formulare mit Abstrichen korrekt ausfüllen, ausser es geht um eine Unterschriftenänderung bei der Postfinance. Dort scheitern sogar Bankdirektoren beim erstmaligen Ausfüllen des Formulars. Meine bescheidene Wenigkeit sitzt mit einer Tasse Kaffee am Tisch und studiert das Davoser Kurtaxenformular. Zur Hilfe hat mir Werner den Durchschlag seines Formulars überlassen. Dass man wissen möchte, bei wem ich als Feriengast übernachte, leuchtet mir ein. Ebenso die Frage nach der Aufenthaltsdauer und der privaten Wohnadresse. Aus statistischer Sicht nachvollziehbar erscheint auch noch die Frage nach dem Alter. Doch was zum Geier gehen den Staat meine Reisepläne an? Es ist doch absolut irrelevant, ob ich nun von zu Hause direkt angereist bin oder noch Freunde besucht habe. Ebenso verhält es sich mit der Abreise, wenn ich möchte, dass Davos Tourismus oder sonst wer erfährt, dass ich direkt nach Hause fahre, so wende ich mich an die entsprechende Person oder Amtsstelle, lasse Plakate drucken oder schalte Radiospots, doch meinem Kurtaxenformular möchte ich das eigentlich nicht anvertrauen. Zumal diese Auskunft nicht einmal sicherheitspolitisch verwertbar ist. Als Terrorist beim jährlichen Weltwirtschaftsforum gebe ich sicher nicht die wahren Destinationen an.

Am meisten Probleme macht allerdings einmal mehr die Frage nach dem Beruf. Handelt es sich hierbei um den erlernten Beruf? Das wäre in meinem Fall kaufmännischer Angestellter. Oder ist es derjenige, der in den Militärakten und dem Dienstbüchlein steht? Das ist seit Jahr und Tag Seminarist. Ich schätze die meisten Schweizer Soldaten haben noch den Bleistifteintrag mit Lehrling oder Student drin stehen. Oder meint das Kurtaxenformular den Beruf den ich ausübe? Bloss welchen wähle ich? Kommunikationsberater, PR-Redaktor, Werbetexter, DTP-Publisher oder freier Journalist. Platz hat es nur für einen, auch wenn ich an gewissen Arbeitstagen durchaus zwei oder mehr der genannten Professionen ausübe.

Eigentlich bin ich ja nach Davos gekommen, um mit Werner zu wandern. Vielleicht sollte ich wahrheitsgetreu Wanderer angeben. Und was, wenn wir das Kirchner Museum oder Schwimmbad besuchen? Diese Variante fällt also wie der ausgeübte Beruf weg. Wenn ich an die letzten Tage in Zürich denke, so wurden eben die ersten Exemplare unseres SP-Jubiläumsbuch angeliefert. Als Mitherausgeber könnte ich auch Publizist als Beruf angeben. Klingt gut, denn ich bin ja direkt von einer Redaktionssitzung nach Davos gefahren. Doch das wäre wieder der Redaktor, aber eben auch der Publizist. Und weshalb nicht noch einen Schritt weiter gehen? Ich bin nicht nur wegen des Wanderns in Davos, sondern auch, um Inspiration zu sammeln und meine literarischen Projekte weiter zu verfolgen. – Nun weiss ich, welchen Beruf ich angebe. Und sehe schon den einzelnen Satz, der zu diesem Tag mit einem gewissen Stolz ins Tagebuch eingetragen werden würde, vor meinem geistigen Auge stehen:

Link zur Antwort: Davos Monstein, 12. August 2008


 

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