Totgesagte leben länger
31. Januar 2009
   

Nein, die Rolling Stones sind nicht gemeint, die verdienen ihr Geld nur noch mit dem billigen Marketingtrick, dass sie auf ihrer allerletzten Tournee wären und deshalb die Leute die unanständig hohen Ticketpreise für ihre Konzerte bezahlen. Ihre ehemalige Plattenfirma, EMI Records, war während fast einem Jahr die Lachnummer des Szene, nachdem EMI in kurzer Zeit Bands und Musiker wie Radiohead oder Paul McCartney verloren hat, ihr zuletzt auch noch die Stones die Liebe gekündigt haben. An ihrer Jahrespressekonferenz Ende 2008 hat EMI dann den Spiess umgedreht, respektive die Zahlen aufgedeckt: Die Stones, Jahr für Jahr Topverdiener im Showbusiness im dreistelligen Millionen-Bereich, erzielen bloss 5% ihres Umsatzes mit dem Verkauf von Tonträgern, der Rest kommt von den Konzerten und Merchandising Artikeln.

Es sind mittlerweile nicht nur böse Zungen, die sagen, dass sich die Stones besser Anfang der 1980er-Jahre getrennt hätten, die von EMI präsentierten Verkaufszahlen belegen dies, es werden praktisch nur Alben der 1960er- und 70er-Jahre gekauft. Wer ein Bild vom jungen, bildhübschen Keith Richards von 1965 sieht und sich dann das Foto des Zombies, der es in den dritten Teil des Filmes «Pirates Of The Caribbean» als Oberpirat geschafft hat, vergegenwärtig, hat den sichtbaren Beweis, dass die Stones schon längst lebende Tote sind.

Nein, mit dem überaus knackigen Titel meine ich die Schallplatte. Um etwas genauer zu sein: die gute alte 7-Zoll Vinyl-Single mit je einem Song auf der Vorder- und Rückseite. Die CD hat die Schallplatte getötet, hiess es fast zwanzig Jahre lang. Ja fast… Millionen Umsatz mit Vinylsingles in den USA und Grossbritannien, nicht etwa im Rekordjahr 1982, sondern 2007 und 2008. Forscher führen diese Tatsache auf die veränderten Hörgewohnheiten durch MP3-Downloads zurück. Eine eigene CD einem Musikheft beizulegen, gehört zum guten Ton, mittlerweile gibt es auch Magazine mit beigelegten DVDs zu kaufen. Das «Rolling Stone» hatte im letzten Sommer einmal als Werbegag eines Musikfestivals eine Vinylsingle beigelegt. Dem aktuellen «Musikexpress», den ich heute am Kiosk gekauft habe, liegt die exklusive Vinylsingle «Ulysses»/«Lucid Dreams» von Franz Ferdinand bei. Für Sammler sei angemerkt, dass es die Originalversion von «Lucid Dreams» ist, die bisher nur auf der Webseite der Band zu hören war. Die regulär im Handel erhätlichen Singleformate von «Ulysses» haben alle andere B-Seiten.


franz_ferdinand

Die 7"-Single, die dem aktuellen Musikepress beiliegt.

 

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