Zahl des Tages
20. Februar 2009


«Der Landbote» führt die Rubrik Zahl des Tages. Bei der heutigen Zahl begann das Nullenzählen: Zwei Fünfen gefolgt von 11 Nullen – 5,5 Billionen. In Ziffern: 5 500 000 000 000. Gemeint sind US-Dollar. Dies sind aber nicht die kumulierten Börsenverluste, sondern gemäss einer Studie der Unternehmensberatungsfirma Boston Consulting Group «nur» der weltweite Wertverlust der Banken an den Aktienmärkten seit Beginn der Finanzmarktkrise im Dritten Quartal 2007. Diese 5,5 Billionen Dollar entsprechen rund 10 Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes. Allein 2008 hat sich der Börsenwert der Banken um 4 Billionen Dollar auf den Stand von 2003 halbiert, so die Studie weiter. Dass es nicht alle Banken gleich getroffen hat zeigt folgendes Beispiel: Die Citigroup hat 75 % ihres Aktienwertes verloren, Wells Fargo nur 3 %. Beides sind amerikanische Banken. Aufgrund der Zahl wissen wir wissen nun, dass das globale Bruttoinlandprodukt (wohl 2006 oder 2007) 55 Billionen Dollar betragen hat. Wenn nun die Banken um 5,5 Billionen Dollar an Wert verloren haben und noch 4 Billionen Dollar wert sind, so dürften sie Mitte 2007 gemessen am globalen BIP einen Wert von 17,3 % gehabt haben. Per Ende Januar 2008 hat sich dieser Vergleichswert auf 7,3 % verringert.

Das ist eindrücklich. Doch noch nicht alles. Der Autor erinnert sich noch gut an eine Aussage eines Börsenexperten, der vor etwa 12 Jahren in einem Interview gesagt hat, dass die Aktien schon damals, also 1997, um einen Drittel überbewertet wären. Seither platzte die Dotcom-Blase in den Jahren 2001/03, danach explodierten die Börsenkurse förmlich auf Rekordwerte. Was es rauf ging, ging es auch wieder runter. Die Zürcher Börse, der Swiss Market Index SMI, halbierte sich 2008 von über 11 000 Punkten auf etwas über 5 000 Punkten. Aktuell ist er sogar unter die 5 000 Punkte-Marke gefallen. Damit ist man wieder auf dem Niveau von 2003. Man kann sich nun angesichts der Aussage des Börsenexperten fragen, wie weit die Kurse und somit die Marktkapitalisierungen fallen müssen, damit sie richtig bewertet sind. Oder anders gefragt, was ist eine vernünftige Vergleichsgrösse der Marktkapitalisierung der Banken im Vergleich zum globalen BIP. 17 % war mit Bestimmtheit zu gross. Vom Geld alleine – das ja nicht mal richtig existiert und deshalb Buchgeld genannt wird – das an den Börsen gehandelt wird, hat keiner der 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde gegessen.

Deshalb ist die grösste Frage betreffend der Finanzkrise nach wie vor: Ist denn alles wirklich so schlimm wie es dargestellt wird? Vor einem Jahr, als die Aktienkurse doppelt so viel Wert hatten, explodierte der Ölpreis auf über 100 Dollar pro Barrel, Getreide und Reis wurden knapp, so dass es in der dritten Welt Aufstände der Armen gab, weil sie sich nichts mehr zum essen kaufen konnten. Und auch bei uns verteuerten sich die Grundnahrungsmittel spürbar: z.B. der Orangensaft im Migros von 1.25 auf 1.40. Anleger, wie Hedge Fonds, die auf den schnellen Profit ausgewesen waren, waren von Immobilien und Aktien in Getreide- und Öl-Anlagen ausgewichen. Der Zerfall Aktienkurse hat wenigstens diese Blase gestoppt. Nur schade, dass sich fast niemand mehr angesichts der astronomisch hohen Zahl von 5,5 Billionen Dollar und der unzähligen staatlichen Konjunkturpakete an die Hungerkrise von Anfang 2008 erinnert.


 

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