Flims, Hotel Vorab
16. Mai 2010


Ob das ein Zeichen des beginnenden Alters ist, wenn man die Orte, welche die Eltern für Ausflüge und Ferien schon schätzen, nun selber aufzusuchen beginnt? Sie sogar ausländischen Freunden zeigt, wie vor zweieinhalb Jahren Werner? Wie fühlt es sich an, wenn man ein Vierteljahrundert lang den Grossteil seiner Ferien an diesem einen Ort verbracht hat, nun nach über einem halben Jahrzehnt Unterbruch wieder dahin zurückkehrt? Gegenfrage: Was fühlt man, wenn man irgendwohin auf diesem Planeten in die Ferien fährt, wo man noch nie zuvor gewesen ist? An einen Ort, den Freunde besucht haben, den man aus dem Fernsehen kennt oder der einfach nur cool klingt, wie Waikkiki Beach? Für mich fühlt es sich anders an, aufregender, etwas dunkler auch, da der Ort unbekannt ist.

Zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder in Flims. Es sind mehr als bloss die sentimentalen Erinnerungen, die beim Betrachten der Ferienferienfotos in mir aufsteigen. Auf der Arbeit hat niemand nachgefragt, weshalb ich meine Ferien in Flims verbringe. Da ich in der Schweiz bleibe, habe ich mehrmals den Satz von meinen beruflich um die Welt fliegenden Mitarbeitenden gehört, dass man öfter Ferien im eigenen Land machen sollte. Entgegnete ich überflüssigerweise dann, dass ich zwei Drittel meines Ferienlebens in Flims verbracht habe, weil die Eltern dort eine Ferienwohnung gehabt haben, wurden die globetrottenden Kollegen plötzlich merkwürdig stille. Ein Pied-à-terre, und sei es jenes der Eltern, fehlt ihnen offenbar.

Aufgewachsen in Zürich-Höngg und noch immer dort lebend, in den Ferien in Trin Mulin gewesen, und nun wieder in Flims angekommen. Wie fühlt es sich an, wenn man ein Vierteljahrundert lang den Grossteil seiner Ferien an diesem einen Ort verbracht hat, und nun nach über einem halben Jahrzehnt Unterbruch wieder dahin zurückkehrt? Dieses Vierteljahrundert eigenen Erlebens hier an Ort lässt sich nicht verleugnen. Hier bin ich, wenn auch nur wenige Wochen im Jahr vor Ort, aufgewachsen. Kaum habe ich mein Zimmer im Hotel Vorab, in dem ich noch nie zuvor geschlafen habe (aber schon Glacé gegessen), betreten, verspüre ich dasselbe Gefühl, wie wenn ich nach den Ferien meine Wohnung in Zürich betrete: Ich komme nicht nur an, hier bin ich zuhause. In Flims ankommen ist eine Art des Heimkommens.







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Verbrechen gegen die Menschlichkeit – 11. Mai
Wahrung der Relationen – 30. April
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Inspektion in Flims – 16. Mai
Sprachbetrachtung: ein bemerkenswerter Satz – 18. Mai
über das Lachen – 20. Mai



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