Zillis
14. August 2011


Ankunft in Zillis gegen vier Uhr. Unterdessen ist der Himmel grau. Begleite Werner in die Kirche St. Martin. Er möchte bis sechs Uhr sein Konzert proben. Erster Augenschein der Kassettendecke. Ich mache mit Werner als Treffpunkt das Restaurant alte Post aus, danach beginnt er mit der Probe. Ich machen einen Dorfrundgang. Da es zu regnen beginnt, liegt ein grösserer Spaziergang nicht mehr drin. Auf dem Weg zur alten Post fotografiere ich schon einmal die Kirche von aussen, auch das Fresko des Christophorus des Waltensburgers Meisters von 1320. In der alten Post Lektüre von «Sonntagsblick» und «SonntagsZeitung». Nach sechs Uhr stösst Werner zu uns. Wir bestellen uns Capuns.

Werners Konzert geht reibungslos über die Bühne, nach dem Konzert hat er mit dem kleinen Pubikum noch regen Austausch. Während dieser fast viertelstündigen Wartezeit fotografiere ich Teile der berühmten Kassettendecke. Die heutige Kirche St. Martin stammt aus dem frühen 12. Jahrhundert und ist eine romanische Saalkirche mit einem polygonalen Chor mit Gewölbe. Die Holzdecke ist eine der wenigen, die nahezu vollständig erhalten sind und nicht übermalt wurden. Sie besteht aus 157 quadratischen Bildtafeln, die 48 Randfelder zeigen Szenen auf dem Wasser, die inneren Szenen aus dem Leben Christi, auf den vier Eckfeldern sind je ein Engel als Verkörperung eines der vier Winde zu sehen.

zillis st martin kassettendecke

Die Zeichnungen sind keine barrocken Decken mit fast dreidimensionalen menschlichen Abbildern, doch relativ gute zweidimensionale Zeichnungen. Die eine oder andere Tafel des äusseren Bestiarums bringt mich zum Schmunzeln: So etwa ein Wesen mit Fischschwanz und Oberkörper einer Ziege, eine wunderbare rötlich gehaltene Ente, ebenfalls mit Fischschwanz oder ein Schalmeien spielender Mensch, der anstelle von Beinen zwei Fischschwänze hat. Die abgebildeten Märtyrerlegenden so blutig und ungelenk wie in den meisten mittelalterlichen Darstellungen. Die Szene, wo Jesus auf der Hochzeit von Kaana Wasser zu Wein verwandelt, entlockt hingegen wieder ein Schmunzeln, denn der heute unbekannte Künstler hat sich das Wunder so erklärt, dass Jesus seinen rechten Zeigefinger in die Amphoren steckte. Dies erinnert mich an die Szene aus «Devil’s Advocate» von Taylor Hackford, in dem Al Pacino den Teufel verkörpert und in der Central Prespyterian Church seinen Finger in eine Weihwasserschale tunkt, worauf dieses zu kochen beginnt und die Person, auf die es Pacino abgesehen hat, überfahren wird. Auch unsere Zeit kann in ihrer Kunst noch witzig und brutal sein.–

Nach den Gesprächen möchte Werner von sich noch ein Erinnerungsfoto an der Orgel (ich habe ich bereits während des Konzertes fotografiert), um halb neun Fahren wir zurück nach Monstein.

zillis st martin kassettendecke




frühere Einträge
:
Thusis – 14. August
Wiesen – 14. August
Strelapass – 13. August

folgende Einträge:
Red Hot Chili Peppers – 22. August
Caumasee– 15. September
Bergrettung – 15. & 16.September


zurück zu 2011
zurück zur Blogübersicht
VzfB-Home


© 2011 by VzfB. All Rights reserved.