Bundesfeier auf dem Säntis
1. August 2014


Start einer Zweitagswanderung über den Säntis. Die Auffahrt mit der Seilbahn von der Hundwiler Höhe auf den Gipel entlang der imposanten Felswand ist beeindruckend. Oben bläst ein kalter Wind, der einem erst noch den Genuss des Gipelzigarillos streitig macht. Betrachte das vertraute und doch so andere Panorama, die Churfirsten quasi von hinten oben mit einem hellgrauen Wolkenband als Halstuch über den grünen Hängen des Toggenburges, Blick nach Osten zum Rätikon und die Bündner Alpen. Leider ist es nicht ganz so klar, als dass man den Alpenkranz sehen könnte.

Betrachte die gedankenverloren die tibetische Gedenkstätte mit einem Stupa, die 2001 anlässlich der Ankunft der ersten Tibeter in der Schweiz errichtet wurde. Ein Teil von ihnen lebte im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen. Als ich vor 15 Jahren für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi gearbeitet habe, habe ich mit Tibetern gearbeitet. Dorjee Tsawa, den im Kinderdorf aufgewachsenen Mittelfeldspieler des FC St. Gallen und des FCZ habe ich nicht kennengelernt, möglicherweise aber mit seinen Eltern zusammengearbeitet. Die Tibeter und die Schweiz, eine Erfolgsgeschichte der humanitären Tradition der Schweiz und ihrer Integration. –

saentis stupa tibet 2014
Die im Wind flatternden Gebetsfahnen und der Stupa auf dem Säntisgipfel, im Hintergrund Antennen der meteorologischen Station.

Über die Himmelsleiter beginnt der Abstieg. Wobei, es eher in den Berg gehauene Stufen sind, die leider kein Ende nehmen. Wie schon von Tegia Gronda hinab nach Bargis zwar gut gemeint, aber nicht wirklich hilfreich. Naturtritte wären einfacher zu gehen. Dennoch immer wieder den Ausblick auf graue, manchmal kantige, manchmal schroffe Gestein des Alpsteines geniessend. Wenn nur nicht die elenden Tritte wären, die in die Muskeln gehen.

So ist es eine Erlösung, als wir gegen Abend im Berggasthaus Mesmer eintreffen, wo wir übernachten. Empfangen wurden wir von ein paar Ziegen, bevor das Gasthaus in Blick kommt. Es hat nicht viele Gäste, eine kleine Gruppe ist vom Seealpsee her hochgekommen. Mit einer währschaften Rösti mit Schinken und einem Spiegelei sowie einem Salat und einem Bier – Brauen können die Appenzeller hervorragend – wieder zu Kräften gekommen.

Immer wieder ziehen Wolken hoch, sodass man nicht bis zum Bodensee hin sieht, der im Panorama inbegriffen wäre. Zum 1. August geschieht hier oben rein gar nichts. Weder ein Höhenfeuer noch sonst etwas. Diese Ruhe ist wohltuend, für einmal kein Geknalle von Petarden bis weit in die Nacht hinein. Man sitzt höchstens noch in der Gaststube zusammen.

ch sitze noch für mich am Tisch und schreibe Tagebuch. Drei Frauen sitzen am Nebentisch, sie haben meine Aufmerksamkeit, als eine Frau von Höngg erzählt und sich nicht mehr an gewisse Lokalitäten erinnert. Klar hätte ich mich als Höngger nun entschuldigend ins Gespräch einmischen können. Doch die Rolle als der Schreiber am Nachbartisch gefällt mir gut genug. Zumal ich müde bin und nicht wirklich Lust auf Gespräche habe. Tagebuchschreiben mit einem schönen Bier, mehr brauche ich nicht zum Ausklingen dieses Nationfeiertages nicht mehr.



 

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Seealpsee – 2. August
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